TechnoRush



    • Land: Deutschland
      Produktionsjahr: 2023
      Episoden: 3
      Laufzeit insgesamt: ca. 180 Minuten

      Deutscher Start: 14.09.2023 (RTL+)

      Kritik:

      Vom Entstehen der Technoclubszene, bis deren Zerfall nach den 90ern. Moderiert vor allem durch Westbam. Die Doku bleibt aber nicht bei früher, dazwischen gibt es Einblicke in das Leben eines heutigen Event Djs, denn der Techno ist noch nicht tot und wird durch Festivals im Kommerz neue Dimensionen erreichen. Mausio der Name des Event Djs. Warum dreht sich zu Beginn so viel um ihn. Ein moderner DJ Streamer der mit Social Media ein Hit hat, aber in keine Verkaufscharts landet. Das macht die Doku aber auch abwechslungsreicher und ist definitiv auch interessant, wenn man den DJ nicht kennt. Ansonsten gibt es moderierte Bilder vom ersten Rave in Großbritannien 1989, wenn gleich dieser eigentlich anders als der Detroid Techno, keinen so großen Einfluss hatte. Der Übergang nach Berlin und das Aufleben der Jugendclubkultur in Berlin, ist dann im Zentrum der Doku und man erfährt etwas von den ersten Techno-Clubs in Berlin. Der Mauerfall spielt auch eine Rolle, wird wie in der kürzlichen ARD Doku-Serie „Techno House Deutschland“ sogar als entscheidender Faktor genannt, warum Techno ausgerechnet in Deutschland so explodierte und nicht in den USA, wo der Trend aus der Schwarzen Musikszene herkam. Die Energie die aus dem Mauerfall entstand, war der größte Auslöser dieser Technobewegung und es war dann der Sound der 90er, auch durch die kommerziellen Charts ab Mitte der 90er mit Djs wie Marusha.


      1992 war der Techno dabei sich zu kommerzialisieren, die düsteren Clubs wurden aber mehr noch besucht als je zuvor, es ging nur um die Vermarktungsgeschichte wie durch das TV. Es gab mehrere Bewegungen, die größten war die in Berlin genante Technoziod Bewegung, ein Mix aus Acid und Tekkno sowie der aufkommende Rave, die daraus resultierende Mayday. Später dann natürlich das wissen wir alle, kam auch noch der total kommerzielle Dancefloor, worüber die Doku nicht berichtet und dann gleich mit diesem die Trance-Bewegung, die bei der Love Parade so richtig durch die Decke ging und auch kommerzielle Hits feierte.

      Dann wieder ein Schwenk zu Mausio der mit seinen Titel „Trapped“ weit weg war, was besonderes oder ein Hit zu liefern, wie es die Doku auch etwas verkaufen will und der DJ will ja aufhören, wenn das kein Hit wird. Der Song ist eher langweilig und recht Radio tauglich. Es wurde kein Hit und Mausio hat trotzdem nicht aufgehört. Ich finde wenn man so etwas sagt, sollte auch dazu gestanden werden. Die Doku hat also schon ordentlich Konfliktpotenzial und man fragt sich, was hat die Lebensstory von Mausio überhaupt mit Techno groß zu tun. Interessant hieran aber, das Major Label keine weitere Reichweite für Szene DJs heute erzeugen, die spielen heute keine Rolle mehr aufgrund der Internet-Ausbreitung. Sie sind aber selbst für den DJ nicht gerade von Vorteil, dass ist auch der wirklich interessante Punkt an der Story um Mausio. Das Festivals die Clubs ablösten, erfährt man auch noch durch Einblicke ins jüngere Ikarus Festival, was bereits 2023 fast 100.000 Besucher erreichte.

      Wenn gleich man auch keinen größen Einblick in die Festivallandschaft sieht, dann sollte man die ARD Doku definitiv vorziehen. Event DJs bekommen keine 75€ für den Abend wie zur Technozeit der 90er, sondern heute liefert der EDM/Techno Djs als Rock/Popstars, für 2 Stunden auf Festivals paar Platten spielen, bekommt man gut 200.000€ bis hin zu einer Millionen€, soviel zum Kommerz von damals und dem von Heute.

      Berlins Clubs sind zu sehen, vom Bunker und dem Planet, gefolgt mit dem E-Werk dann in dem Mainstream. Die Frauen haben dort noch oben Ohne getanzt, Feminismus? Weit weg und die Doku geht auch kaum drauf ein, so wie das damals halt keine Rolle spielte. Es gibt noch Eindrücke vom Club Bergheim wo der Minimal Techno Mitte der 2000er in kleiner Szene sich nach dem absterben der Techno-Clubs abspaltete. Duisburg 2010 wird auch verarbeitet, ein Privatveranstalter übernimmt die Kosten für eine neue Loveparade Veranstaltung, auf einen zu engen Platz in Duisburg. Das ging völlig nach hinten los, anders als in Berlin, konnten die Leute nicht in irgendwelche Parks ausweichen und es kamen viel zu viele. Wahrscheinlich haben die Veranstalter mit deutlich weniger Besucher gerechnet, selbst auf bekannten deutschen Festivals wie den Nature One sind es ja normal nicht mehr als 50000. Dennoch hätte man auch mit rechnen können, denn die Love Parade verlangt ja keine große Summ als Eintritts-Geld.

      Der Techno ist zuerst Deutschlandweit eindeutig in Frankfurt angekommen, das Dorian Gray mit u.a. Talla 2XLC nahmen den Einfluss aus dem Detroid Techno noch vor Berlin voll auf und Berlin war erst eine ganze Ecke später, bis dahin hatte sich der Techno auch schon über Westdeutschland etwas ausgebreitet. Der Techno kam direkt aus dem EBM bzw Detroid Techno, dass kommt hier in der Doku kaum vor. Das erwähnte Kraftwerk war zwar die Inspiration der Elektromusik damals, aber war nicht inbegriffen in der Club-Bewegung. Viel zu wenig recherchiert und oberflächlich dargestellt oder mit Absicht weggelassen. Wer die wirklichen Anfänge erfahren möchte, sollte also lieber zur ARD Doku „Techno House Deutschland“ greifen, die ist zumindest bei den Anfängen besser recherchiert. Ich finde es auch gut das die Love Parade 1997 angesprochen wird, dass war definitiv der Knackpunktam und Höhepunkt der Parade, wenn dort die CDU und Gottfried Fischer mitmischen, und plötzlich Hits wie der Schlumpfen Cowboy Joe, selbst die kommerzielleren Rave-Djs sich jetzt abwenden und aufhören, dann hat man eine unpolitische und sich abgrenzende Jugendbewegung zerstört.

      Trotz einiger Markel ist TechnoRush eine sehr gute Ergänzung zur ARD Doku und liefert mehr die Lebenseinstellung der Technobewegung ab den 90ern, hat einen hohen Unterhaltungswert und zeigt viel von damals in den Clubs und auch von der Parade und deswegen ist die Doku jeden Fan der Technomusik dringend empfohlen, alles was davor und danach war in Sachen Elektromusik, ist zu wenig informativ, aber im Kernpunkt der Technobewegung mit Love Parade wird schon das Ziel erfüllt. Wenn gleich nicht alles reinpasst, wie der Einblick zur Mayday jetzt auch nicht wirklich statt findet, bei 3 Episoden bekommt man aber auch nicht alles unter. Was tatsächlich auch noch fehlt ist die Entwicklung des EDM hin zu Live Streams im Internet über Youtube u.a., gerade durch die Pandemie, ich meine die Doku stammt doch aus dem Jahr 2023. Diese Techno-Streams mit zich Millionen Views einher gehen. Dafür wird von der Love Parade 2022 aus Berlin berichtet, endlich wieder ohne Sponsoren und Kommerz und keine bekannten, teuren Event Djs von Heute und es kamen 200.000 Menschen, 2023 waren es schon 300.000.



      [film]8[/film]

      Clubhits aus der Doku:

      6/6

      Ikarus Festival
      de.wikipedia.org/wiki/Ikarus_(Festival)

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