Nur Vampire küssen blutig

    • Nur Vampire küssen blutig



      Originaltitel: Lust for a Vampire
      Alternativtitel: Love for a Vampire, To Love a Vampire
      Produktionsland: Großbritannien
      Produktion: Harry Fine, Michael Style
      Erscheinungsjahr: 1971
      Regie: Jimmy Sangster
      Drehbuch: Tudor Gates, basierend auf dem Roman "Carmilla" von J. Sheridan Le Fanu
      Kamera: David Muir
      Schnitt: Spencer Reeve
      Spezialeffekte: George Blackler
      Budget: ca. -
      Musik: Harry Robinson
      Länge: ca. 91 Min.
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Ralph Bates, Barbara Jefford, Suzanna Leigh, Michael Johnson, Yutte Stensgaard, Helen Christie, Pippa Steel, David Healy, Harvey Hall, Mike Raven, Michael Brennan, Jack Melford, Christopher Cunningham, Judy Matheson u.a.

      Deutsche DVD Fassung: Kinowelt (nur erhältlich in der Hammer Horror Box)


      Inhalt:
      Trotz Warnungen verschlägt es Schauerromanautor Richard Lestrange, zu Recherchezwecken für sein neues Buch, auf die Burg Karnstein. Dort macht er die Bekanntschaft mit vielen hübschen Mädchen. Doch Vampire sind sie nicht, sondern Schülerinnen aus der benachbarten Höheren Töchterschule. Bei einem Besuch derselbigen, verliebt er sich in die hübsche Mircalla, die Nichte der Gräfin Herritzen, die dort auch gerade eintrifft. Durch eine List schafft es Lestrange für ein paar Wochen als Lehrer an der Töchterschule unterrichten zu dürfen. Doch er wünscht sich nur eines: in der Nähe der liebreizenden Mircalla zu sein. Eines Nachts jedoch häufen sich merkwürdige Vorfälle, bei denen eine Schülerin nach der anderen plötzlich verschwindet.


      Trailer:




      Fazit:
      "Nur Vampire küssen blutig" ist der Nachfolger von dem grandiosen "Gruft der Vampire". Er stellt den zweiten Teil der "Karnstein-Trilogie" dar und ist der mit Abstand romantischste aller Teile.
      Der Film weist viele Parallelen zum Vorgänger auf. Im Vordergrund der Handlung steht einmal mehr die hübsche Vampirin Mircalla/Carmilla Karnstein. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt und bestimmt fast die gesammte Szenerie.
      Dargestellt wird sie von der atemberaubenden Dänin Yutte Stensgaard. Sie schafft es vorzüglich ihrer Figur die nötige Portion Sinnlichkeit, aber auch Verletzlichkeit zu verleihen. Sie ist eine Kreatur der Nacht, die nicht davor zurückschreckt zu töten um zu überleben. Sie nimmt sich was sie will, wen sie will. Und doch offenbart sich eine Schwäche, vermutlich ihre einzige Schwäche: die Liebe zu Lestrange. Diese Liebe gibt ihr Kraft, die Gier nach Blut zu unterdrücken, ihre schreckliche Taten für kurze Zeit zu überspielen. Denn ein Vampir, das lehrt uns die Literatur- und Filmgeschichte, mag zwar ein eiskalter Killer sein, jedoch verbirgt sich auch etwas ungeheuer romantisches, trauriges in seinem Inneren. Hoffnung, die leider nur sehr kurz währt, das wird durch die Liebe zwischen Lestrange und Mircalla sehr schön aufgezeigt.
      Liebe "Twilight"-Macher, hättet ihr euch doch ein Beispiel an diesem Film genommen, euere Filmreihe hätte vielleicht davon profitiert.

      Man muss auch anmerken, dass sich der Film in seiner Romantik und in seinen leicht verträumten Bildern zu verlieren droht. Das mag ein Kritikpunkt für manche sein, aber ich sehe darin eher einen Pluspunkt. Auch der Erzählstil kommt teilweise etwas behäbig daher. Aber mir gefällt das. Kameramann David Muir sorgt mit stimmungsvollen Nahaufnahmen von Gesicht und/oder Augen für reichlich Abwechslung. Die Sets der Burg Karnstein und auch der Töchterschule sind imposant gestaltet worden und sorgen nicht nur für schöne romantische Szenen, nein auch für eine angenehme Gruselatmosphäre. Die schöne Filmmusik von Harry Robinson unterstreicht das Ganze auch noch angenehm.

      Richtigen Fortsetzungscharakter hätte der Film erreicht, wenn Ingrid Pitt, wie vorgesehen war, wieder mit dabei gewesen wäre. Sie hat ihr Mitwirken jedoch auf Grund des angeblich "schlechten Drehbuchs" abgesagt. Peter Cushing sollte auch einen Part übernehmen, er lehnte diesen aber auf Grund des schlechten Gesundheitszustandes seiner Frau ab.
      Doch auch ohne die Beiden ist Jimmy Sangster, u.a. Drehbuchautor des 58er "Dracula", ein unglaublich schöner Vampirfilm gelungen.
      Michael Johnson spielt den Schriftsteller Lestrange sympathisch und auch sehr ironisch. Kommt es aber zu den schon angesprochenen romantischen Szenen und die Tragik, die sich darin verbirgt, mangelt es ihm auch nicht am nötigen Ernst, welchen er urplötzlich in sein Spiel hineinlegen kann.
      Auch sonst macht das Ensemble seine Sache äußerst ansprechend: Ralph Bates als Karnstein-verrückter Lehrer Giles Barton erinnert mit seiner Mimik ganz leicht an Brad Dourif oder gar Jeffrey Combs. Und die hübsche Suzannah Leigh ist einfach nur hinreißend in ihrer Rolle als Ballettlehrerin Janet Playfair, die sich auch in unseren Lestrange verliebt hat, ihm das in einer Szene aber so herrlich nebensächlich offenbahrt.

      Manche Szenen ähneln etwas dem Vorgängerfilm, "Gruft der Vampire". So z. B. taucht hier auch ein "Mann in Schwarz" auf. Doch diesmal ist er für den Zuschauer weniger geheimnisvoll, denn er wird als Graf Karnstein entlarvt bzw. tituliert (zumindest in den Credits) und ist mit verantwortlich dafür, dass Mircalla wieder unter den "Lebenden" weilt und ihrem blutigen Treiben nachgehen kann. Auch die Gräfin taucht wieder auf. Es ist diesmal noch offensichtlicher, dass sie Graf Karnstein und Mircalla hilft. Auch der Schauplatz, war es in "Gruft der Vampire" das Haus des Mr. Morton, in das sich Mircalla einnistete, so ist es hier die Töchterschule. Vom Ablauf her aber gleichen sich diese beiden Storyabläufe.

      Nistsdestotrotz haben wir es hier mit einem außerordentlich schönen Vampirfilm zu tun, der kraftvolle romantisch-atmosphärische Bilder und ein interessantes Schauspielerensemble zu bieten hat, eine tolle Hauptdarstellerin präsentiert und eine nette Geschichte erzählt. In manchen Momenten erinnert er mich, leicht, ganz leicht, an einen guten alten Rollin-Film. Jedoch bei weitem nicht so komplex und surreal versteht sich. Eher so vom romantisch-verträumten Aspekt her. Etwas Kitsch kann der Film natürlich nicht verbergen, allein das Erscheinungsbild des Grafen Karnstein sorgt garantiert für den einen oder anderen Schmunzler. Für Vampirfilm-Fans auf jeden Fall ein Muss, aber auch "normale" Gruselfreunde dürfen sehr gerne einen Blick riskieren. Alles in allem sehr empfehlenswert!

      [film]9[/film]
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Ich bin verwirrt. Habe ich den Film nicht mal vor kurzem hier selbst vorgestellt?
      Nunja, wie dem auch sei: Hier dann eben an dieser Stelle ein etwas älteres Review (2008) meinerseits. Es sei mir verziehen, denn heute würde ich es anders schreiben:

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      Wir befinden uns im Jahre 1830. Ein junger Schriftsteller, der vorzugsweise über Hexen, Vampire und andere okkulten Märchen schreibt, begibt sich nach Österreich in ein kleines Dörfchen um dort dem verfallenen Schloss der längst verstorbenen Familie Kaltstein ein Besuch abzustatten, da es da laut Gerüchten der Einwohner Vampire geben soll. Was er dort vorfindet, ist aber bloss eine Lache Blut, was ihn kurz verwundert und daraufhin von 3 hübschen Frauen umgeben ist. Diese 3 Damen stellen sich aber eher weniger als Vampiren aus, sondern sind in Begleitung ihres Lehrers. Der Lehrer nimmt den exzentrischen Schriftsteller Le Strange mit auf sein Schulanwesen, dass überwiegend von Frauen beherbergt wird. Schon bald geschehen merkwürdige Dinge, nachdem eine blonde Schönheit (Die einzige blonde), die aussieht wie die verstorbene Carmilla Kaltstein, in der Schule eintrifft.


      Sofort wird Le Strange von ihr in den Bann gezogen und ist ihr unterworfen, wobei sich alszu früh herausstellt, dass Marcilla, in diesem Fall die blonde Schönheit, die wiedererweckte Carmilla ist, von deres Reanimierungszene auch die Blutlache im Schloss stammt. Seit jeher, zieht die schöne Vampirdame Carmilla (Marcilla) von ihrem Lehrer, ihrer Zimmergenössin und zuletzt von dem Schritfsteller die Aufmerksamkeit auf sich, als hätte Carmilla eine hypnotische Begabung ihre Opfer um den Finger zu wickeln. Nachdem der Lehrer und die Genossin vermisst werden und tot aufgefunden werden, geht der Schriftsteller den Dingen nach und nachdem er das Geheimnis seiner Liebe Carmilla gelüftet hat, scheint es ihm gar gleichgültig aufgrunddessen seiner fanatische Liebe ihr gegenüber, dass sie ihn direkt töten könnte.


      Der Film beginnt reichlich atmosphärisch und spannend. Gezeigt wird eine perfekt inszenierte Wiedererweckungszene in der ein Mädchen ihr Leben lassen muss. Carmilla wird mittels Blut des Mädchens zum Leben erweckt. Handwerklich und genremäßig ist dies äußerst stimmig und kann grafisch absolut überzeugen. In diesem Film passt eigentlich alles. So verbindet Hammerfilm in diesem Machwerk gekonnt gewohnte Zutaten seines Könnens und fügt dem ganzen noch einen verruchten Charakter hinzu. So ist die Inszenierung der Marcilla so gewagt verrucht, so liebevoll grandios anzusehen, da werden die kühnsten Träumen eines Mannes war. Doch dieser Spätfilm Hammers stellt nich einen weiteren Beitrag dar, der verspielt, erotisch und verrucht daherkommt, er ist viel mehr. Mitunter ist es für mich einer der besten Filme Hammers über Vampirismus, nicht zuletzt weil es sich um eine überaus reizende Vampirdame handelt. Desweiteren mit gewohnt guten Kulissen und diesmal auch sehr sehr vielen Realaufnahmen, die sehr überzeugend sind, einer perfekt ausgeklügelten Story um Vampirliebe, Bann, und der Erotik einer Vampirdame, ähnlich wie sie in Bram Stokers Dracula dargestellt wird.


      Fazit:

      Hochatmosphärischer, schöner, erotischer und wirksamer Vampirfilm , der auch in dem überzeugt, was er sein will. Ein Gruselfilm, einer par excellence, im gewohnt stimmigen Umfeld. Goremäßig ist das für Hammerverhältnisse auch recht gut, brauch der Film aber eigentlich weniger. Gute Schauspieler, gute Szenarien, Kulissen, Masken, Score. Für Hammerfanatiker eh Pflicht, für Freunde gepflegten Grusel auch sehr sehenswert.
      Perfekt zum Träumen und Verlieben. Besser geht es eigentlich kaum.

      [film]9[/film]
    • Ich freue mich immer über solche Filme etwas lesen zu können. So gut habe ich den Film nicht in Erinnerung, bedeutet: dass ich ihn mir noch einmal ansehen werde. Ist nämlich schon 5 Jahre her, dass ich ihn gesehen habe.
    • Schlichtweg: Ich liebe diesen Film, Yutte Steensgaard und die Vampirlesbenszene...
    • Vampirlesbenszene!? lolp
      Meinst du die (relativ kurze) Szene, als sie eine Schülerin beisst, während Lestrange frenetisch an ihre Türe klopft!?

      Da sieht man aber in "Gruft der Vampire" etwas mehr "lesbisches", wobei meiner Meinung nach die "Karnstein-Trilogie" eigentlich zu unrecht von vielen Kritikern als "Dracula-Verschnitt nur auf lesbisch" verschrien ist... lolp

      @sid: Dann musst du ihn dir unbedingt wieder anschauen. Ich denke, du wirst den Film dann auch "lieben"! :3:
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Ja, da habe ich mich wohl etwas unpraktisch ausgedrückt, denn schliesslich gibt es ja nur Carmilla als Vampirin, die sich an ihren Mitschülerinnen vergeht :44:
      Und als Dracula auf lesbisch würde ich die Karnstein - Trilogie auch nicht verschreien.
      Sie ist vielmehr eine eigenständige Filmreihe, die sich auf die Novelle "Carmilla" von 1872 bezieht...Insofern ist die Vorlage sogar schon älter als Bram Stokers "Dracula" - Literatur.

      Draculas Tochter, das Sequel von 1936 zu dem Universalklassiker mit Lugosi, bezieht sich übrigens auch auf diese Novelle..
    • Original von funeralthirst
      Ich bin verwirrt. Habe ich den Film nicht mal vor kurzem hier selbst vorgestellt?


      War nicht drin.
    • Original von funeralthirst
      Draculas Tochter, das Sequel von 1936 zu dem Universalklassiker mit Lugosi, bezieht sich übrigens auch auf diese Novelle..

      Habe ich auch gelesen, den Film aber leider noch nicht gesehen.
      Übrigens der Film "Und vor Lust zu sterben" (1960) von Roger Vadim bezieht sich auch auf den "Carmilla"-Roman. Leider gibts den nicht auf DVD, zumindest in unseren Breitengraden... lol
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Original von Sawyer
      Übrigens der Film "Und vor Lust zu sterben" (1960) von Roger Vadim bezieht sich auch auf den "Carmilla"-Roman. Leider gibts den nicht auf DVD, zumindest in unseren Breitengraden... lol


      Ja, der würde mich auch brennend interessieren.
    • Basierend auf der Novelle "Carmilla, der weibliche Vampir" von Sheridan Le Fanu handelt es sich bei vorliegendem Film auch gleichzeitig um den Mittelteil der sogenannten "Karnstein-Trilogie" aus den berühmeten britischen Hammer-Studios, die aus den Filmen "Gruft der Vampire (1970)", "Nur Vampire küssen blutig (1971)" und "Draculas Hexenjagd (1971)" besteht. Es handelt sich um eine Geschichte, die eigentlich unter der Regie von Terence Fisher ins Bild gesetzt werden sollte und auch in den Hauptrollen mit anderen Darstellern geplant war. In der Rolle der Mircalla sollte wie schon im ersten Teil Ingrid Pitt eingesetzt werden, die jedoch anscheinend das Drehbuch als zu schlecht empfand und so durch die bildhübsche Yutte Stensgaard ersetzt wurde, die ihre Sache auch wirklich gut macht. Auch Peter Cushing lehnte ab und wurde durch Ralph Bates ersetzt und auf dem Regie-Stuhl saß anstelle von Terence Fisher der gute Jimmy Sangster. Bei so vielen kurzfristigen Änderungen könnte man nun vermuten, das die Produktion nun eventuell etwas an Qualität verliert, doch diese Vermutung entpuppt sich nach Ansicht des Filmes als totale Fehleinschätzung.

      Es handelt sich vielmehr um einen herrlich atmosphärischen Vampirfilm der damaligen Zeit, der ohne jegliche Härte auskommt und allein durch die Kraft seiner Bilder und der herausragenden Grundstimmung zu überzeugen weiß. Der unverwechselbare Hammer-Stil kommt dabei in jeder einzelnen Einstellung ganz hervorragend zum Ausdruck und verwöhnt den Zuschauer mit dem typischen Ambiente der klassischen Vampir-Thematik, die man in der heutigen Zeit leider nicht mehr zu sehen bekommt. Dennoch merkt man ganz eindeutig, das man sich nicht mehr in den 50er und 60er Jahren befindet, in denen die britischen Film-Studios ihre absolute Vormachtsstellung hatten, denn auch hier musste man mit der Zeit gehen. Für die frühen 70er Jahre bedeutete das, das die Geschichte auch mit einigen obligatorischen Soft-Sex Szenen angereichert wurde. Für manch einen Fan eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, wurden so aber vor allem für die männlichen Zuschauer einige visuelle Anreize gesetzt. Wurde man doch mit etlichen wunderschönen Damen konfrontiert, unter denen sich Hauptdarstellerin Yutte Stensgaard ganz besonders hervor tat.

      Und so beinhaltet das Szenario eine erotische Komponente, die der Geschichte wirklich gut zu Gesicht steht. Zudem handelt es sich rein inhaltsmäßig auch noch um eine Love Story der ganz besonderen Art, die am Ende aber fast schon selbstverständlich kein Happy End finden kann. Wie dem aber auch sei, hier liegt einmal mehr ein Paradebeispiel dafür vor, das man auch ganz ohne Härte, Blut und teure Effekte einen wunderbaren Gruselfilm kreieren kann, der lediglich durch die minimalistischsten Zutaten ganz hervorragend funktioniert. Tolle Darsteller, eine interessante Geschichte, brillant ausgewählte Schauplätze und die klassische Grundstimmung sind dabei vollkommen ausreichend, um dem Betrachter hier einen erstklassigen Film zu präsentieren, wie er in der heutigen zeit leider nicht mehr gedreht wird. Natürlich handelt es sich bei "Nur Vampire küssen blutig" ganz sicher um kein zeitgemäßes Werk, doch wenn man sich einmal einen Großteil der neuen Vampir-Filme anschaut dann ist man doch recht froh darüber, das man auf solche Klassiker zurückgreifen kann.

      Dreht sich mittlerweile fast alles nur noch um eine temporeiche Inszenierung mit möglichst viel Kunstblut und jeder Menge expliziter Gewaltdarstellungen, so ist im vorliegenden Fall doch ganz eindeutig die klassische Variante am Start und dürfte insbesondere den älteren Zuschauern jede Menge Freude und nostalgische Gefühle bescheren. Was waren das doch für herrliche Zeiten, in denen man mit ganz normalen Mitteln ein intensives Grusel-Feeling entstehen lassen konnte, ohne dabei kostspielige Effekte und einen gesteigerten Härtegrad einsetzen zu müssen, damit man die breite Masse befriedigen konnte. Und so lohnt sich eine Sichtung dieses wundervollen Filmes immer wieder, wenn man mal wieder eine rückwertige Zeitreise antreten möchte und in nostalgischen Gefühlen baden möchte. Sicherlich nicht der beste Film aus den Hammer-Studios, zählt "Nur Vampire küssen blutig" aber definitiv zu denen, die auch einen nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.


      Fazit:


      Ein tolles-und faszinierendes Spätwerk der britischen Horror-Schmiede, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Nicht nur für Nostalgiker absolut lohnenswert, sondern ein wunderbares Film-Erlebnis für die gesamte Familie.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you
    • Lust for a Vampire (Nur Vampire küssen blutig, 1970/1971)



      Regie: Jimmy Sangster

      Produktion: Hammer Film Productions, GB, Drehzeit: 06.07.1970 - 18.08.1970

      Mit: Michael Johnson, Yutte Stensgaard, Ralph Bates, Suzannah Leigh, Barbara Jefford, Mike Raven, Helen Christie, Harvey Hall, Pippa Steele, Judy Matheson, Kirsten Lindholm, Luan Peters

      Handlung:

      Der Grusel-Autor Richard Lestrange kommt in ein österreichisches Dorf, in dem sich die Bewohner panisch vor einer gewissen Familie Karnstein fürchten. Diese hat ihren Wohnsitz von alters her auf einem Schloss, wo es alle 40 Jahre zu grausamen Ereignissen kommt, da es sich bei der Familie um wiederkehrende Untote handelt. Nun ist die besagte Zeitspanne wieder abgelaufen und es werden reihenweise junge Frauen von einem Vampir getötet. Als Lestrange sich in den unheimlichen Gemäuern umsieht, lernt er die ansehnlichen Schülerinnen und die Belegschaft eines Mädchenpensionats kennen, das sich direkt daneben befindet. Er springt dort als Lehrer ein und verliebt sich in die bildschöne Mircalla, die in Wirklichkeit die wiedererweckte Vampirin Carmilla ist und hinter der Mordserie steckt...

      Anmerkungen:

      In den 70er-Jahren befand Hammer sich auf dem absteigenden Ast. Übersättigung hat sich eingestellt und die Qualität der Filme ließ nach, was aber diesem Streifen glücklicherweise noch nicht anzusehen ist. Es gibt zwar zweifellos bessere Vampirfilme , doch ist die Geschichte durchaus spannend und unterhaltsam erzählt und an gewissen Stellen auch wirklich atmosphärisch. Der Film kann mit den Beiträgen aus den 60er-Jahren noch durchaus mithalten, ohne als gähnender Abklatsch zu wirken. Auffallend gegenüber früheren Werken ist, dass mit nackter Haut deutlich freizügiger umgegangen wird, auch wenn die Umsetzung der Sex-Elemente aus heutiger Sicht noch eher verschämt und schüchtern erscheint. Die Geschichte ist recht gemächlich und ohne übermäßige Effekte erzählt, aber nie langweilig.

      Es handelt sich um den zweiten Film der Karnstein-Trilogie, welche mit "The Vampire Lovers" 1970 ihren Anfang nahm. Im Mittelpunkt steht die Vampirin Mircalla, welche nach dem Blut junger Mädchen dürstet, wodurch auch lesbische Tendenzen angedeutet werden. In der Hauptrolle ist die puppenhaft schöne, aber sehr steif wirkende, Yutte Stensgaard (geb.1946) zu bewundern, deren Filmkariere nie richtig in's Rollen kam. Michael Johnson (1939-2001) ist als Leading-Man zwar recht gutaussehend und auch einigermaßen charismatisch, allerdings bricht seine Figur dann im Liebesrausch irgendwie ein. Die ganz und gar nicht romantisch angelegten Helden früherer Filme, wie Peter Cushing, Andrew Keir oder Rupert Davies waren wesentlich ausdrucksstärker und nachhaltiger. Trotzdem wird der Film von der relativ frisch und unabgegriffen wirkenden Handlung ganz gut getragen.

      Lestrange schafft es, Mircalla zu verführen ohne gebissen zu werden und in ihr echte Gefühle zu wecken, was diese aber nicht vor ihrem tragischen Ende retten kann. Hammers 1957/1958 erstmals aus Vampir-Mündern glänzenden und zur Legende gewordenen Fangzähne werden hier nur in relativ wenigen Szenen gefletscht. Die Abwandlung auf einen weiblichen Dracula gibt dem auch damals schon ziemlich angestaubten Genre eine angenehme neue Richtung. Die Farbgebung ist sehr ansprechend, die Titelmelodie allerdings ziemlich fad.

      Der wütende Mob, welcher am Schluss das Vampir-Schloss stürmt, ist bereits seit Universal-Zeiten ein in klassischen Gruselfilmen immer wieder gern eingesetztes Finale, welches auch hier recht wirkungsvoll umgesetzt wurde. Eigentlich war Peter Cushing anstelle des uncharismatischen Ralph Bates für den Film vorgesehen, musste aber wegen der schweren Erkrankung seiner Frau, die leider auch zu deren Tod führte, absagen. Da Terence Fisher ebenfalle erkrankte, musste er als Regisseur durch Jimmy Sangster ersetzt werden. Sehr schade, da das Gespann Fisher/Cushing mit Sicherheit noch wesentlich mehr aus dem Film herausgeholt hätte.

      Fazit:

      Recht gemütlich erzählter, aber sehr unterhaltsamer kleiner Vampirfilm , dem die 70er-Jahre noch nicht so sehr anzusehen sind - von den nackten Brüsten einmal abgesehen.

      [film]7[/film]