Produktionsland: Großbritannien
Produktion: Chris Wyatt
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Yann Demange
Drehbuch: Charlie Brooker
Kamera: -
Schnitt: -
Spezialeffekte:-
Budget: ca. -
Musik: -
Länge: ca. 137 min.
Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Darsteller: Jaime Winstone, Andy Nyman, Kevin Eldon, Davina McCall, Riz Ahmed, Beth Cordingly, Kathleen McDermott
Inhalt: "28 Days later meets Big Brother."
Mit diesen Schlagworten wird diese ursprünglich als 5 teilige Miniserie im britischen TV ausgestrahlte Produktion gerne knapp umrissen. Recht zutreffend.
Praktisch zeitgleich mit der sogenannten "eviction night", also der großen Big Brother Live-Sendung in der mal wieder ein Kandidat das BB-Haus verlassen muss, kommt es zum Zombie-Outbreak. Nachdem das Außengelände mitsamt Livestudio recht bald überrannt wurde, wird der eigentliche BB-Container zum letzten, vorerst sicheren Rückzugspunkt.
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 27.09.2012
Trailer:
Diese 5teilige Miniserie, die ich kurz nach ihrer Ausstrahlung auf dem englischen Fernsehsender "E4" im Oktober 2008 im Original sehen durfte, wird nun bald endlich auch in Deutschland auf DVD erscheinen. Und ich muss sagen, ich freue mich drauf. War dieser fünfteiler doch mit Abstand das Beste an Zombieunterhaltung, was ich in den letzten Jahren gesehen habe.
So urkomisch die Grundidee erstmal anmuten mag, soviel Potential birgt sie auch. Und dieses Potential wird beeindruckend ausgeschöpft.
Dieser Mehrteiler schafft es die Stärken der größten Genre-Ikonen unter einen Hut zu bringen, ohne dabei ein Abklatsch der selbigen zu sein oder dabei zu überladen zu wirken.
Am Abend der großen BigBrother-Live Sendung fokussiert sich das Geschehen zunächst auf das ganze Drumherum des großen Medienevents : Man sieht die riesige, kreischende Menschenmenge der BB-Fangemeinde im Studio und auf dem Gelände vor dem Container. Man sieht die Hektik bei der Regie und dem Moderatorenteam. Die Containerinsassen bleiben zunächst eher Randfiguren.
Doch bereits hier zu Beginn setzt der Film Glanzpunkte in Sachen sarkastischer Sozialkritik und beißender Mediensatire gepaart mit bittersüßer Ironie, wie es eigentlich nur die Engländer draufhaben können. Spannungen zwischen Containerinsassen werden karrikiert, obwohl eigentlich werden sie das auch wieder nicht.
Denn obwohl die Zankereien auf den ersten Blick maßlos übertrieben wirken, so kommen sie doch den bekannten Bildern aus den echten TV-Schmankerln, die uns Endemol Staffel für Staffel um die Ohren haut, auf geradezu bizarre Weise nahe.
Wenn man dann noch die ganzen Animositäten und das teils verdeckte, teils ganz offene Mobbing zwischen den Machern und Bediensteten des ganzen BB-Imperiums mitbekommt, kommt man nicht umhin sich die Frage zu stellen, ob diese ganzen Gemeinheiten wohl im realen Leben genauso ablaufen könnten.
Weiterhin wird man Zeuge, wie beispielsweise die allwissenden Herzchen in der Bildregie über die kleinen Unzulänglichkeiten und persönlichen Schwächen der Containerinsassen ablästern und spätestens wenn dann immer wieder auf die hysterische Groupie-Menge geblendet wird, erwächst in einem der Wunsch dass der ganze Laden doch bitte baldestmöglichst von einer großen Horde Untoter plattgemacht wird.
Ein Wunsch freilich, der dem geneigten Zuschauer dann auch recht zügig erfüllt wird. Noch während der Countdown auf den Sendebeginn runterläuft, sieht die Producercrew mit wachsender Sorge, wie auf den Konkurrenzsendern vermehrt Bilder von Massenunruhen gezeigt werden. Die Sorge beschränkt sich jedoch lediglich darauf, dass man eventuell Quoteneinbußen haben könnte oder "Oh, Graus" vielleicht sogar aus dem Programm fliegen könnte.
Was dann folgt sind noch immer über 120 Minuten allerfeinster Zombieunterhaltung. Der schwarze Humor bleibt exakt auf diesem Level und kann sich in jeder Hinsicht mit "Shaun of the Dead" messen.
In Sachen Tempo, Dramaturgie, Spannung und Effekten bietet er jedoch auch Feinstes vom Feinen. Kaum einen Bestandteil der zu einem guten Zombi-Film gehört wird man hier vermissen.
Verbarrikadieren und das Umfeld Säubern sind ebenso dabei, wie der obligatorische Ausbruch um Verpflegung und Medikamente zu suchen. Hier erreicht der Film ohne weiteres "Dawn of the Dead"-Niveau, ebenso wie er bei den zahlreichen Verfolgungsjagden an "28 Days later" heranreicht.
Obwohl zwischendurch immer wieder Szenen dabei sind, die zum Grölen komisch sind (manche werden zu echten Klassikern werden) ist man in der nächsten Minute aber sofort wieder gepackt von der Story, ja manchmal bleibt einem aufgrund der teilweise brutalen Wendungen regelrecht das Lachen im Halse stecken. Hier wirkt nichts unfreiwillig komisch oder unlogisch, alles wirkt durchdacht und höchst intelligent.
Hier mal einige Beispiele:
Die Containerinsassen bekommen von der Zombieinvasion zunächst überhaupt nichts mit und sind völlig ahnungslos. Als sich am Morgen nach der großen Show jedoch die Kameras im Haus nicht mehr bewegen, merken sie dass etwas nicht stimmt. Ihre erste Schlussfolgerung ist jedoch, es handele sich um eine Art BB-Match.
Die Hauptdarstellerin , ihres Zeichens Studioassistentin, kann sich als eine der wenigen Überlebenden ins Innere des Containers flüchten. Die Szene wie sie dann total in Panik und mit einer blutigen Schere in der Hand den Containerinsassen klarzumachen versucht, dass sie KEINE neue Mitbewohnerin ist (die obendrein ne Schraube locker hat), ist göttlich.
Der Aufnahmeleiter (Markenzeichen "zynischer Misanthrop") muss mit seinem schlimmsten Alptraum, der eigentlich am Showabend rausgewählten Pippa (Markenzeichen "oberflächliches Dummchen") für geraume Zeit in einem der Studioräume Zuflucht suchen und sitzt mit ihr allein dort isoliert fest. Kurze Zeit zuvor hatte er noch schaudernd geäußert, wie furchtbar es sein müsse neben einer solchen Person zu wohnen. Die Szenen und Dialoge mit den beiden sind einfach genial, vor allem der Höhepunkt.
Die Hauptdarstellerin , ihres Zeichens Studioassistentin, kann sich als eine der wenigen Überlebenden ins Innere des Containers flüchten. Die Szene wie sie dann total in Panik und mit einer blutigen Schere in der Hand den Containerinsassen klarzumachen versucht, dass sie KEINE neue Mitbewohnerin ist (die obendrein ne Schraube locker hat), ist göttlich.
Der Aufnahmeleiter (Markenzeichen "zynischer Misanthrop") muss mit seinem schlimmsten Alptraum, der eigentlich am Showabend rausgewählten Pippa (Markenzeichen "oberflächliches Dummchen") für geraume Zeit in einem der Studioräume Zuflucht suchen und sitzt mit ihr allein dort isoliert fest. Kurze Zeit zuvor hatte er noch schaudernd geäußert, wie furchtbar es sein müsse neben einer solchen Person zu wohnen. Die Szenen und Dialoge mit den beiden sind einfach genial, vor allem der Höhepunkt.
Die Story bleibt jedoch nicht nur auf den Container beschränkt. Wenige Überlebende werden recht schnell auf das einzig noch ausgesendete TV-Bild aufmerksam : Die 24h-Liveübertragung aus der Blechkonserve. Hier ensteht alsbald ein spannender Nebenstrang "Durchschlagen zu den Überlebenden".
Die Darsteller sind allesamt überdurchschnittlich, teilweise richtig klasse. Obwohl viele von Ihnen ausgesprochene Kotzbrocken sind, sind sie dennoch irgendwie liebenswert. Echte Symphatieträger und Charaktäre zum Mitfiebern gibt es aber ebenso.
Und Mitfiebern wird man hier, denn nicht nur bei der Spannung, grade in Sachen Bedrohlichkeit werden hier teilweise echte Maßstäbe gesetzt.
Obwohl ursprünglich eine TV-Produktion, ist der Gore-Gehalt hier überraschend deftig.
Dieser Film - obwohl streckenweise urkomisch - ist beileibe keine Kommödie! Er ist bitterböse Satire mit einem hohem Grad an Härte, recht vielen Schockmomenten und äußerst spannend. Und endlich mal wieder mit viiiielen Zombis.
Auch das Finale ist grandios und bestechend.
Kritisierte Romero in "Dawn of the Dead" noch die Konsumgeilheit und das Horten von eigentlich total nutzlos gewordenen Reichtümern, so schießt man hier treffsicher gegen Medienhypes, das damiteinhergehende Verwischen von realer und mediengenerierter Welt, auf Voyerismus und Eitelkeit, Egoismus und Abstumpfung.
Kleine Randanekdote (obwohl für uns Deutsche wohl weniger interessant) : Zahlreiche ehemalige Bigbrother-Teilnehmer spielten sich in diesem Streifen selber, nach ihrer Verwandlung dann auch als Zombie. Ebenso sich selbst spielte die BB-Moderatorin "Davina McCall".
Fazit : Dieses Machwerk gehört für mich auf eine Stufe mit den ganz Großen, teilweise übertrifft es diese sogar.
Ich geb ne glatte
Dieser Beitrag wurde bereits 14 mal editiert, zuletzt von Hotte99 ()