Produktionsland: Deutschland
Produktion: Til Schweiger, Thomas Zickler, André Hennicke, Wolfgang Braun, Christoph Ott
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Thomas Jahn
Drehbuch: Til Schweiger, Thomas Jahn
Kamera: Gero Steffen
Schnitt: Alexander Berner
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Selig, Franz Plasa
Länge: ca. 89 Minuten
Freigabe: ab 12
Darsteller: Jan Josef Liefers, Til Schweiger, Moritz Bleibtreu, Thierry van Werveke, Huub Stapel, uva.
Inhalt: Zu Beginn der Handlung erhalten zwei Männer, in der Blüte ihres Lebens, unabhängig voneinander nach einer Routineuntersuchung
eine niederschmetternde Diagnose : Krebs!... bereits zu weit fortgeschritten um noch großartige Aussichten auf Heilung zu haben.
Kurz darauf teilen sich die beiden absolut unterschiedlichen Charaktäre (Rudi Wurlitzer, gespielt von Jan Josef Liefers und Martin Brest, gespielt von Til Schweiger)
ein gemeinsames Zimmer auf der "Abnippelstation" eines Krankenhauses. Trotz anfänglicher, beiderseitiger Ablehnung schließen die beiden Todgeweihten bei einem nächtlichem Spontanbesäufnis ein Zweckbündnis :
Beide stimmen überein, dass sie ihre letzten Tage auf keinen Fall in einem Krankenhaus zubringen wollen. Rudi äussert zudem, dass er noch nie in seinem Leben
das Meer gesehen hat - Martin schwärmt ihm darauf geradezu poetisch vor, dass dies unmöglich so bleiben kann.
In euphorischer Tequila-Laune klauen die beiden kurzerhand einen in der Kliniktiefgarage geparkten, babyblauen Mercedes "Pagode" 230 SL-Cabrio... und ahnen nicht, dass sie damit eine nicht enden wollende Kette von Ereignissen lostreten. Denn der Wagen gehört einem Gangsterduo, bzw. deren Chef. Und im Kofferraum liegen 1 Million DM (<-- hachja... die Währung gabs tatsächlich mal...)
Meinung :
Ein guter Freund von mir sah den Film damals bereits direkt beim Kinostart. Er empfahl mir den Streifen mit den Worten "Wenn nach nur 15 Minuten die Filmrolle
gerissen wäre, dann wärs mir trotzdem schon das Eintrittsgeld wertgewesen..."
Als ich den Film dann das erste Mal sah, wusste ich was er meinte. Obwohl die Krebsdiagnose für die beiden Protagonisten so gar nicht für einen Auftakt zu einem
unterhaltsamen Roadmovie taugen mag, ich hab bereits in der ersten Viertelstunde so oft losgelacht dass mir der Bauch wehtat.
Massgeblichen Anteil daran hatte nicht nur das Duo Liefers/Schweiger, sondern vor allem die beiden Gangster die ihnen nachstellen.
Gespielt wird dieses zweite, ungleiche Duo von dem mir bis dato gänzlich unbekannten Thierry van Werveke in der Rolle des holländischen Gangsters "Henk"
sowie einem phantastisch aufspielendem Moritz Bleibtreu , alias "Abdul". Grade diese Mischung aus dem beschwichtigenden, eigentlich "leaderpart-einnehmenden" Henk und dem impulsiven, offenbar leicht komplexbehafteten und nie einen Fehler zugebenden Abdul sorgt für zahllose Lacher.
Auf der einen Seite sind sie Profi-Killer, auf der anderen Seite aber nie herzlos... jedoch immer darauf bedacht, den beiden mit der Million durchs Land hetzenden
Hauptdarstellern nachzujagen... dabei tragen sie jederzeit geradezu waschweibmäßige (aber trotzdem immer sehr interessante) Differenzen miteinander aus, stets getrieben von den Ermahnungen ihres Bosses, doch gefälligst den Wagen und die darin enthaltende Million wieder in ihren Besitz zu bringen.
Aber auch Liefers/Schweiger drehen im weiteren Verlauf ordentlich auf. Der eher angepasste "Vorzeigeschwiegersohn" Rudi und der "schnodderig-rebellische" Martin entdecken immer mehr Germeinsamkeiten und entwickeln eine aussergewöhnliche Freundschaft zueinander. Ihre "Scheißdraufwirsterbenehbald-Mentalität" gibt Ihnen eine geradezu beneidenswerte Freiheit Dinge zu tun und Grenzen zu überschreiten... eine Freiheit, die sie in vollen Zügen ausnutzen und genießen.
Der Umstand, dass sie die Million im Kofferraum erst entdecken NACHDEM sie bereits zuvor zwecks "Liquiditätsbeschaffung" mehrfach Überfälle begingen, führt schnell dazu dass sie alsbald nicht nur Henk und Abdul, sondern auch eine immer größere Polizeimeute im Schlepptau haben.
Vor allem Til Schweiger wird ja gerne jegliches Schauspieltalent abgesprochen und vorgerworfen "nur eine Mimik draufzuhaben". In diesem Film jedoch passt seine "Bockig-Miene" gepaart mit seiner "nuscheligen" Sprechweise ausgesprochen gut. Überhaupt ist es die Mischung und das Zusammenspiel aus Allem, was diesen Film so unterhaltsam macht.
Die Nebenrollen sind absolut hochklassik besetzt. Der (leider zu selten auftauchende) Boss von Henk und Abdul wird gespielt von einem meiner absoluten Lieblinge, dem hierzulande wohl den meisten nur aus den "Flodders" bekanntem niederländischen Charakterschauspieler Huub Stapel. Dessen "Vorgesetzter" wiederrum taucht erst in den letzten Filmminuten auf. Hier erhält Rutger Hauer einen unerwarteten Gastauftritt.
Knockin´on Heavens Door ist ein Roadmovie mit viel Tempo, mit viel schwarzem aber auch viel liebenswürdigem Humor und einer gehörigen Prise Romantik und Schwermut.
Das Ende des Films hat mich ausserordentlich stark berührt, es zählt zu meinen persönlichen "Top 5" was Filmenden anbelangt.
Abgerundet wird dieses Werk mit einem Soundtrack zum Zungeschnalzen, allem voran natürlich dem namensgebenden Titel in der damaligen Neuinterpretation von "Selig".
Ich gebe hier ne fette
The girl that silenced the world for 6 minutes...
https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk
Severn Suzuki
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Severn Suzuki
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