Produktionsland: USA
Produktion: Jennifer Roth, Rick Schwartz, Tyler Thompson, David Thwaites, Peter Fruchtman, Ari Handel, Jon Avnet, Brad Fischer
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Mark Heyman , Andres Heinz , John J. McLaughlin
Kamera: Matthew Libatique
Schnitt: Andrew Weisblum
Spezialeffekte: -
Budget: ca. 17.000.000$
Musik: Clint Mansell
Länge: ca. 103 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Mila Kunis, Natalie Portman, Christopher Gartin, Winona Ryder, Sebastian Stan, Vincent Cassel, Barbara Hershey, Janet Montgomery,Toby Hemingway, Kristina Anapau, Ksenia Solo, Adriene Couvillion
Inhalt:
Die junge, aufstrebende Ballerina Nina bekommt die Doppelrolle ihres Lebens: In "Schwanensee" soll sie sowohl den unschuldigen weißen als auch den dämonischen schwarzen Schwan verkörpern. Während sie die perfekte Besetzung für den weißen Schwan ist, muss sie für den Gegenpart der Figur lernen loszulassen und die dunkle Seite in sich hervorbringen. Angetrieben von dem charismatischen Ballettdirektor Thomas Leroy versucht sie verzweifelt ihre Blockaden zu überwinden. Ausgerechnet die neue, attraktive Kollegin Lily hat all das, was Nina zu fehlen scheint. Droht Nina sogar die Rolle an Lily zu verlieren? Ninas Verzweiflung wächst und sie stößt einen ebenso befreienden wie selbstzerstörerischen Prozess an, bei dem die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen. Aber ungeachtet aller Gefahren treibt Nina ihre Vorbereitungen für die Premiere des Stücks weiter - denn für sie zählt nur eines: Vollkommenheit.
Trailer:
Kinostart in Deutschland: 20.01.2011
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 22.06.2011 (Verleih: 10.06.2011)
Review von Sawyer
So, dann versuche ich's mal...
"Black Swan" oder Muss man für seine Karriere alles opfern?
Eins vorab: Dieser Film ist kein leichter Film. Regisseur Darren Aronofsky arbeitet mit vielen Metaphern oder sonstigen Doppeldeutigkeiten. Deshalb kann es sein, dass einem das eine oder andere entgeht. Dies sehe ich jedoch nicht als Schwachpunkt, sondern als Stärke, findet man doch garantiert beim wiederholten Ansehen weitere interessante Details.
Und um mit einem "Vorurteil" aufzuräumen: Es ist kein Ballettfilm! In gewisser Weise ein Tanzfilm, dies würde ich bejahen. Aber er benutzt das Ballett nur als Plattform für einen Film, den man so nicht unbedingt erwarten würde.
In der ersten Hälfte dreht sich, zugegebener Maßen, viel um das Ballett. Die junge Nina (Natalie Portman) arbeitet mit immensem Aufwand an ihrem Traum: Die Hauptrolle der beiden gegensätzlichen Schwäne in "Schwanensee" zu ergattern. Ihre Mutter, früher einmal selbst Primaballerina gewesen, unterstützt sie, wo sie nur kann.
Hier wird die sogenannte Ausgangssituation für die weitere Handlung etabliert. Der Direktor, Thomas Leroy (Vincent Cassel), ist mit Nina nicht unbedingt zufrieden. Würde er nur den weißen Schwan besetzen wollen, hätte Nina die Rolle sicher. Für den schwarzen fehle ihr die Leidenschaft, das leicht fatale erotische Knistern, dass diesen Gegensatz ausmacht. Doch nach einem kurzen "Zwischenfall" bekommt sie dennoch die Hauptrolle; und eine Konkurrentin, mit der sie eine äußerst seltsame Freundschaft aufbaut, die unheimlich interessante und selbstbewusste Lily (Mila Kunis).
Viele mögen in der ersten Hälfte vor Langeweile im Sitz einschlafen und sich fragen, wann es denn nun endlich richtig weiter gehen würde. Vielleicht hat das der Regisseur auch so gewollt, aber dem ist nicht so. Der Zuschauer sieht, wie hart der Erfolgsdruck im Ballett und auch das Training ist. Wie innerlich zerfressen Nina doch ist. Äußerst fragil, sexuell gehemmt, hat sie kein Privatleben; sie definiert ihre Existenz einzig und allein durch das Ballett.
Und all das projiziert Natalie Portman eindrucksvoll auf die große Leinwand. Sie hat sich den Körper einer echten Balletttänzerin antrainiert (und vermutlich auch angehungert) und ein sehr gutes Balletttraining genossen. Sie lebt diese Rolle, sie wird eins mit Nina. Portman trägt den Film auf ihren schmalen Schultern und brilliert in nahezu jeder Szene. Gehemmt, vielleicht sogar privat frustriert, ist sie eine Perfektionistin. Genau das wirft ihr der Direktor vor. Perfekte Choreographie, jedoch keinerlei Leidenschaft. Diese dunkle Leidenschaft keimt erst auf, als sie Lily kennenlernt. Sie fürchtet sie als Konkurrentin, dennoch scheint Lily Nina zu imponieren. Sie kümmert sich nicht um irgendeinen Anstand oder Regeln. Sie lebt einfach im Hier und Jetzt, und sie strahlt eine Erotik aus, die den Zuschauer und irgendwann auch Nina immer mehr und mehr zu faszinieren beginnt. Sie verführt uns, und sie verkörpert all das, was Nina zur Vollendung ihrer Rolle noch fehlt.
In der zweiten Hälfte macht der Film eine 180 Grad-Drehung. Darren Aronofsky transformiert seinen Film in ein leicht surrealistisches Psycho-Drama. Nina scheint immer mehr dem Wahnsinn zu verfallen. Muss sie denn ihre Persönlichkeit spalten oder gar ganz aufgeben, um auch den schwarzen Schwan endlich gebührend verkörpern zu können?
Diese Frage sollte jeder für sich selbst beantworten.
Fakt ist, dass Darren Aronofsky ein fantastischer Film gelungen ist, der mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt und mit unglaublich guten Schauspielern besetzt ist. Im Grunde benutzt er "Schwanensee" und projiziert das Stück auf die Realität. Der weiße und der schwarze Schwan stehen für die beiden Seiten in uns allen.
Hinzu kommt eine herausragende Kameraführung, der Dank geht an Matthew Libatique, die vor allem in den Ballettszenen und gegen Ende den Zuschauer mitten ins Geschehen zaubert und eine angenehm bis diabolisch-bedrohende Atmosphäre entfacht.
Der Film ladet ein zum interpretieren und sorgt garantiert für anhaltenden Gesprächsstoff nach Verlassen des Kinos.
Ich könnte jetzt noch seitenweise Dinge über "Black Swan" schreiben, so interessant-verrückt ist er. Jedoch würde ich dann auch viel zu viel vorweg nehmen. Auf jeden Fall empfehlenswert, für Männer und Frauen!
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Natalie Portman
Natalie Portman ist eine israelisch-US-amerikanische Schauspielerin. Sie nahm zu Beginn ihrer Karriere den Geburtsnamen ihrer Großmutter als Künstlernamen an. Bekannt wurde die damals erst 13-jährige durch den Film Léon – Der Profi. Es folgten Filme wie Heat, Star Wars und V wie Vendetta. 2011 erhielt sie für die Hauptrolle in Black Swan den Oscar und Golden Globe.