Brothers - Zwischen Brüdern

    • Brothers - Zwischen Brüdern



      Produktionsland: Dänemark
      Produktion: Karen Bentzon, Peter Garde, Peter Aalbæk Jensen, Sisse Graum Jørgensen
      Erscheinungsjahr: 2004
      Regie: Susanne Bier
      Drehbuch: Susanne Bier, Anders Thomas Jensen
      Kamera: Morten Søborg
      Schnitt: Pernille Bech Christensen, Adam Nielsen
      Spezialeffekte: Reyes Abades
      Budget: ca. -
      Musik: Johan Söderqvist
      Länge: ca. 112 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Connie Nielsen, Ulrich Thomsen, Nikolaj Lie Kaas, Bent Mejding, Solbjørg Højfeldt, Sarah Juel Werner, Rebecca Løgstrup, Michael Asmussen, André Babikian, Laura Bro, Alex Caan, Lene Maria Christensen


      Inhalt:

      Michael (Ulrich Thomsen) hat alles unter Kontrolle: Eine erfolgreiche Karriere beim Militär, eine wunderschöne Frau (Connie Nielsen) und zwei Töchter. Sein jüngerer Bruder Jannik (Nikolaj Lie Kaas) ist ein Herumtreiber, immer an der Grenze der Legalität. Als Michael nach einem Einsatz in Afghanistan vermisst wird, kümmert sich Jannik um Sarah. Sie ist erstaunt, dass der angebliche Taugenichts auch Verantwortung übernehmen kann. Aus Zuneigung wird mehr, doch dann kehrt Michael aus der Gefangenschaft heim.


      Trailer:



      Review:

      Die Darsteller sind zum größten Teil sehr glaubhaft in ihren Rollen, zudem wird die glücklich scheinende Familie einem sympathisch. Connie Nielsen trauert nach dem Schicksalsschlag zunächst nicht intensiv genug über ein Verstorbenen. Allerdings zieht sich die Trauer über das ganze erste Filmdrittel und somit hat es die Regie diesbezüglich noch glaubhaft hinbekommen. Auf Darstellerseite können vor allem Nikolaj Lie Kaas und auch Ulrich Thomsen brillieren, die Kinderrollen werden frech und sehr natürlich gespielt. Nur Connie Nielsen (Gladiator) (aktuell mit Lars Ulrich von Metallica verheirat), ist als weibliche Hauptdarstellerin mir durchweg zu glücklich, insbesondere als ihr Mann wiederkommt weint sie nicht, nein sie grinst als ob nie was passiert ist. Sie wirkt für mich fehlbesetzt, sie geht in ihrer Rolle jedenfalls nicht auf, was den Film auch etwas runterzieht.

      Brothers wird allerdings spannend sein dürfen. So stellt sich früh heraus das in Wirklichkeit doch was ganz anderes geschehen ist, als zunächst angenommen. Zu sehen gibt es ein Gefangenendrama auf der einen Seite und eine Liebesgeschichte auf der anderen. Insbesondere im Gefangenenlager geht es sehr hart zur Sache. Ein starker psychischer Druck wird aufgebaut, wenn unser Gefangener einen anderen Menschen erschlagen muss um weiter leben zu können, was beeindruckend brutal eingefangen wird. Ab Mitte des Filmes werden die beiden Erzählwiesen wieder zusammengeführt. Auf den ersten Moment scheint alles wieder wie vorher, aber nichts ist mehr so wie es mal war. Sehr packende und emotional ist vor allem das letzte Drittel. Die Kameraeinstellungen und die instrumentale Sounduntermalung sind sehr stimmig.

      An den großartigen „Open Hearts“ kommt der anschließend gedrehte „Brothers“ von Susanne Bier nicht ganz heran, auch wenn es ein beeindruckender Independent Drama geworden ist. Die Story wurde im Grundsatz anhand von „Open Hearts“ sogar noch mal wieder verwendet, nur in einem anderen, vielleicht auch noch abwechslungsreicherem Szenario.

      [film]8[/film]
    • Dies war soeben meine Erstsichtung und ich muss sagen, dass der Film mich ziemlich aufgewühlt hat. Von Regisseurin Susanne Bier kannte ich davor Open Hearts und In einer besseren Welt.

      Im ersten Drittel war ich zunächst bei der Kussszene (möchte nicht Spoilern) sehr angewidert vom Verhalten der Frau und hatte schon Angst, dass der Film eine Richtung einschlagen würde, die mir überhaupt nicht gefallen hätte. Doch zum Glück lag ich falsch, und ich bekam einen tollen und vielschichtigen Film geboten, der mich warscheinlich -ähnlich wie Open Hearts und In einer besseren Welt- noch lange grübeln lassen wird.

      Zum Handwerklichen: Schauspielerisch exzellent, mit Ulrich Thomsen und Nikolaj Lie Kaas in den Hauptrollen hervorragend besetzt, doch stimme ich Dr. Doom zu, dass Connie Nielsen (obwohl nicht unbedingt schlecht) etwas seltsam wirkte. Die Kamera ist permanent unruhig, was mich sehr angestrengt hatte und ich als unangenehm empfand. Es handelt sich hierbei um ein Stilmittel, was die Gefühlswelt des Protagonisten wiederspiegelt und erst am Ende, als sich sein innerer Konflikt gelöst hat (sehr starke, aber heftige Szene) bleibt die Kamera ruhig.

      Ein Film, den ich uneingeschränkt weiterempfehlen möchte, allerdings sollte man auch anspruchsvolle und thematisch schwierige Filme mögen. Der Film lädt ein, sich über verschiedene Dinge Gedanken zu machen. Welche Schlüsse man dann persönlich daraus zieht, muss jeder selbst für sich entscheiden. Auffallend, ähnlich wie In einer besseren Welt, wird hier der Kontrast zwischen unserer zivilisierten Welt und degenerierten Wilden aufgezeigt und was das für Auswirkungen haben kann und was unmenschliche Gewalt für Kreise ziehen kann. Eine starke Hoffnungslosigkeit und Sinnlosigkeit kommen auf, auch hier ist es wieder ein Mensch, der an das Gute glaubt, aber "dort" rein gar nichts bewirkt und letztendendes sinnlos zerbricht und zerstört ist (In einer besseren Welt ist es ein Arzt, der in Afrika unentgeldich Menschen behandelt und auch nur helfen möchte). Der Film dürfte, wie die anderen Werke von Susanne Bier auch, kein Film für Menschen sein, die die Welt durch die rosarote Brille sehen. Trotzdem ein Film, der zwischenmenschliche Beziehungen und Gefühle sehr menschlich und realistisch darstellt, der traurig macht, ohne sentimental kitschig zu sein.

      Wirklich sehenswert, ich gebe starke

      [film]8[/film] Punkten