Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1970
Produktion: Dan Curtis
Regie: Dan Curtis
Drehbuch: Sam Hall, Gordon Russell
Musik: Bob Cobert
Kamera: Arthur J. Ornitz
Schnitt: Arline Garson
Budget: ca. 750.000$
Länge: ca. 92 Min.
Freigabe: ungeprüft
Darsteller: Jonathan Frid, Grayson Hall, Kathryn Leigh Scott, Roger Davis, Nancy Barrett
Inhalt:
Die US-Familie Collins erhält überraschenden Besuch von ihrem Vetter Barnabas (Jonathan Frid) aus London. Der seltsame Gast entpuppt sich als Vampir.
Undead Catherine and the grave-rising uncle Barnabas
Als kleiner blutleckender Cineast, Bram Stoker Adaptionensammler, Blutsaugerkundige und Vlad Tepes Historienfanatiker oder einfach nur Lee und Lugosifan darf und kann man sicher nicht behaupten, es gäbe auf diesem Planeten zu wenige Filme mit blutsaugenden Geschöpfen aus tausend und einer Nacht und Katakombengruften. Man darf aber, so jammerschade das auch für eben erwähnte Spezies Horrorfilmfans das auch sein mag, behaupten, dass zuviele davon immer noch in den ewigen Jagdgründen schlummern, ab und an mal auf einem dritten Programm zur allertollsten Sendezeit laufen, aber leider immer noch keinen offiziellen Release, sei es in Deutschland oder sonstwo ausserhalb der Karparten erfahren haben und somit mehr oder weniger in Vergessenheit geraten sind.
Und dazu gehört auch der in Amerika, Anfang der 70er von Dan Curtis (Graf Dracula (KSM)) abgedrehte Schloss der Vampire, der angeblich auf einer Tv-Serie basieren soll, in Amerika anno dazumal angeblich super erfolgreich gewesen sein soll und von dem hierzulande nur ein superschäbiges Bootlegtape existiert. Warum das so ist, ist natürlich keinem klar, darum sollte es auch hier weitaus weniger gehen, stattdessen, mag man sich darüber mal wie so oft echauffieren dürfen, dass man dadurch wohl einen kleinen, aber natürlich genauso innovationslosen Vampirleckerbissen verpasst, sofern man denn von der anspruchsloseren Sorte ist.
Die Geschichte ist in seinen Grundankern natürlich keineswegs von der Sorte "Sesselpressend", auch schon nicht mehr 1970, zu einer Zeit, wo die britischen Hammer - Studios erheblich umdenkten und kurz vor ihrem Ruin standen - obwohl noch knappe 3 Draculateile mit Lee und die Karnstein - Trilogie vor der Tür standen. Doch Dan Curtis packt in seinen soliden Film eine durchaus faszinierende Melange aus Gothichorrorambiente und Neuzeit, indem er zwar in den 70er spielt, aber ein altertümliches Schloss, weitläufig in seiner Architektur, versehen mit reichlich Geflatters, Genebels und Gesponnenen als Hauptlocation benutzt, wo sich die Choose "Reinkarnation eines Vorfahren trifft auf Adelsfamilie, entpuppt sich als Vampir und wird dann vom Mob der Polizei und Großfamilie gejagt" wahnsinnig stimmig, naja, zumindest in Ansätzen brauchbar abspielt.
Natürlich bleibt die Spannung weitesgehend auf der Strecke und der reinkarnierte Familienvetter Barnabas reicht mit seiner Präsens keineswegs an die Gentlemanhaftige Bösartigkeit eines Christopher Lees (Blut für Dracula, Horror of Dracula) heran, macht seine Sache als Verführer und redgewandtes Monster im Geheimen aber auch nicht unbedingt viel schlechter. Die wirkliche Stärke des Filmes liegt vielmehr in der Ausrichtung, statt dem Drehbuch, denn wenn Curtis seine Vampirdamen in weissen Schleierkleidern recht geisthaft durch die knarchzigen und Spinnenwebenbehangenden Schlosskorridore schleichen lässt, dann kommt da schon wohliges Gruseln und kühle Atmosphäre auf. Horrorstimmung oder blankes Entsetzen kann man das natürlich nicht mehr nennen, Vampirfans der 60er wissen aber was ich meine.
Im Gegensatz zu Curtis 4 Jahre später abgedrehten Adaption des Stokerschen Romans, extra fürs amerikanische Tv produziert, ist sein hier vorliegender Vampirstoff, übrigens sein erstes Regiewerk gar nicht mal so unexplizit, werden doch die Bisse schön eindringlich gezeigt und bei den Pfählszenen am Ende, übrigens mit der Armbrust teilweise actionreich vollführt, bekommt man auch reichlich roten Lebenssaft zu sehen.
Sicherlich verpasst man hier nichts, wenn man es nicht unbedingt sieht, aber wenn man die Chance hat irgendwie an diesen seltenen Film zu kommen, dann macht man als alter Vampirfan auch nichts weiter falsch. Geboten wird altabgenutztes, nichts Anspruchsvolles, nichts unbedingt Spannungsreiches, aber teilweise recht erquiekend in seiner optischen Präsens als atmosphärischer Gothicgruselsnack, so grauenvoll das Master mittlerweile auch sein mag, was ab und an mal, zuletzt wohl im HR runtergenudelt wird.
Wer von den Lees, Lugosis, Rollins, Francos, Klimovskys, Murnaus, Kinskis und Ossorios dieser Welt immer noch nicht genug hat, der darf da gerne reinsehen.
Solide