Lilja 4-ever

    • Lilja 4-ever



      Produktionsland: Dänemark, Schweden
      Produktion: Malte Forssell, Lars Jönsson
      Erscheinungsjahr: 2002
      Regie: Lukas Moodysson
      Drehbuch: Lukas Moodysson
      Kamera: Ulf Brantås
      Schnitt: Michal Leszczylowski, Oleg Morgunov, Bernhard Winkler
      Spezialeffekte: Göran Lundström
      Budget: ca. -
      Musik: Nathan Larson
      Länge: ca. 104 Minuten
      Freigabe: FSK 12
      Darsteller: Oksana Akinshina, Artyom Bogucharsky, Lyubov Agapova, Liliya Shinkaryova, Elina Benenson, Pavel Ponomaryov, Tomas Neumann, Anastasiya Bedredinova, Tõnu Kark, Nikolai Bentsler, Aleksander Dorosjkevitch, Jevgeni Gurov

      Inhalt:

      Die sechzehnjährige Lilja lebt mit ihrer Mutter in einer heruntergekommenen Wohnsiedlung im postkommunistischen Russland und träumt von einem besseren Leben. Dieses scheint auch in greifbare Nähe zu rücken, als der neue Freund der Mutter, ein Exil-Russe, der in den USA lebt, beide mit nach Amerika nehmen will. Doch schon bald zerplatzt Liljas Traum, als die Mutter allein mit ihrem Freund aufbricht. Lilja bleibt nur das vage Versprechen, sie würde irgendwann nachgeholt werden.

      Trailer:


      Kritik:

      Der Rammstein Song „Mein Herz brennt” ertönt zu Beginn und ein Mädel wird völlig aufgelöst durch die Gegend rennen sowie auf eine Brücke klettern um wohl runter zu springen. Anschließend beginnt der Film, welcher Geschichte und Hintergründe des Beginns aufzeigt. Kinder aus Russland werden gezeigt, die in einer sehr heruntergekommenen Gegend wohnen, zu sehen an die bruchfälligen Wohnblocks und die Kulisse wird absolut dreckig erscheinen. Es dreht sich hier alles um ein junges Mädchen, wo die Eltern sie verlassen werden, die herzergreifend und herzlos in die USA auswandern, ohne ihre Tochter. Diese Szene allein ist schon sehr packend. Anschließend wird das 16 jährige Mädchen also auf sich allein gestellt sein, nur ein Junge, der noch jünger ist und ebenfalls mehr oder weniger auf der Straße lebt, wird ihr Freund werden. Es geht sehr hart und realistisch zur Sache. Die Kinder sind frech und zunächst auf Party aus, aber alles was sie dafür haben, sind ein paar Drogenpillen und Klebe (Klebstoff) zum einschnüffeln. Der Film wird dann immer mitreißender, wenn das Mädchen von ihren vermeidlichen Freundeskreis runter gemacht wird, die Tante sagt sie solle die Beine breit machen und auf den Strich Geld verdienen um sich Nahrung zu besorgen, was sie dann auch bald schon nachgehen wird. Nur der Junge wird ihr als einziger Freund bleiben, aber auch dies nur bis zur Filmmitte, denn das Mädchen wird noch in die Zuhälterei abdriften, statt die erste erhoffte Liebe zu erfahren. Es hat natürlich auch was gutes, dass sie dann Nahrung hat, aber sie ist nun körperlich und seelisch gefangen. Der Film gipfelt dann in einem ganz makaberen Finale und die aufgebaute Dramatik ist hier enorm hoch. Die Vergewaltigungsszenen mit dem Mädel werden süffig und hart aufgezeigt, zwar nicht direkt mit roher Gewalt, sondern aus der Sicht des Mädchens, wenn dann nur die schwitzenden alten Körper der Männer über sie ausführlich drüber hinwegfegen und das auch öfter vorkommt.
      Die Sounduntermalung liefert zwischen Techno und 80er Jahre stetig die passende Untermalung, sehr viel Gänsehaut kann ein Techno-Remix von Alphaville erzeugen. Die Darsteller sind alle samt erstklassig und wie aus dem Leben gegriffen. Insbesondere das hübsche Mädel Oksana Akinshina in der Hauptrolle, die anschließend in der „Bourne“ Reihe kurz verheizt wurde. Es geht zudem im Verlauf ein wenig surreal zur Sache, wenn der Himmel Engel aufgezeigt, die Erlösung und wiederkommende Freundschaft bringen, dazu möchte ich nicht zu viel preisgeben. Der Filmtitel „Lilja 4-ever“ wird zudem passend in einer Bank eingeritzt und soll dem Mädchen Mut geben. Am Filmende wird noch mal der Beginn mit dem Rammstein Song aufgezeigt und nun weis man auch wie das Geschehen endet und warum der Song „Mein Herz Brennt“ so gut passt.

      Der schwedische Independent Regisseur Lukas Moodysson hat hier einen Ausnahmefilm erschaffen.

      [film]10[/film]

      Bilder von Lilja 4-ever
    • Kann deiner [film]10[/film] Wertung nur voll und ganz zustimmen.
      Kein anderer FSK 12 Film hat mir so sehr in den Magen getreten, dass es mir hinterher tagelang richtig mies ging.
      Moodysson hatte schon mit "A Hole in my Heart" einen äußerst niederschmetternden Film geschaffen, der auf einer anderen Art ähnlich krass war.
      Ich schaue keine Filme, Filme schauen mich!
    • Schön das den mal jemand hier kennt. A Hole in my Heart fand ich hingegen nicht gut. Mir gefallen nur die großen Moodysson Filme zuvor.
    • Oh ja! So ein starker Film. Habe den damals als 14jährige in der Schule (im Latein-Unterricht...unser Lehrer wusste nichts mit uns anzufangen, hat uns deshalb immer ganz interessante Filme gezeigt) zum ersten Mal gesehen und wusste den damals nicht richtig zu schätzen (so wie alle anderen auch, die Vergewaltigungsszene in der Therme oder im Schwimmbad fanden die meisten zu krass). Habe mir den irgendwann später nochmal angeschaut da der Film mich auch Jahre später irgendwie verfolgt hat und musste sehr weinen. Tolle und glaubwürdige Schauspieler die einen vergessen lassen haben gerade einen Film zu schauen...hat mich nachhaltig sehr mitgenommen.

      Mehr als empfehlenswert!
      [film]10[/film]
    • Am 11. April 2013 kommt auch eine neue DVD raus (kann ich jetzt aber nicht beantworten warum).
    • Hab ihn mir jetzt grade mal bestellt, bin gespannt :5:
      I'm the cool dad. That's my thing. I'm hip. I surf the Web. I text. LOL: laughing out loud. OMG: Oh my God. WTF: Why the face? Um you know, I know all the dances to High School Musical so..

      [ Dienstag | 23:48 ] <Anyu> also wenn three fingers würstchen einen agenten hat, dann muss ich es mal anerkennend schütteln
    • Die neue DVD wird wohl damit zu tun haben, dass der bald Out of Print ist, zumindest bei Amazon.
    • Absolut heftiger Streifen.
      Wie ein Tritt in den Magen wurde oben treffend beschrieben.
      Schauspielerisch absolut Klasse gespielt.
      Alles in diesem Film wirkt unheimlich echt, das geht schon fasst an die Schmerzgrenze
      das Schicksal der jungen Lilja zu sehen.
      Die menschliche Kälte der Menschen dort in der ganzen Gegend ist wirklich bedrückend.

      Leider sind diese Themen in diesen Regionen der Welt keine Fiktion.
      Das ist ein Film wo man nicht einfach sagen kann, „Hey nette krasse Story“!
      Es ist richtig niederschmetternd weil die Themen Kinderprostitution,
      Menschenhandel ganz krass und ehrlich dargestellt werden.
      Die Geschichte mit dem „Loverboy“ passiert sogar hier in Deutschland leider oft genug.

      Auch wenn der Film im Magen schmerzt.
      [film]10[/film]
    • Der Streifen kommt sofort ganz weit oben auf meine Wunschliste, da mich A hole in my Heart ziemlich beeindruckt hat. selten gabs so einen Tiefschlag für mich, darum bin ich auf dieses Werk schon sehr gespannt.
      Wir sind der singende tanzende Abschaum der Welt!
    • Original von TylerD:

      Der Streifen kommt sofort ganz weit oben auf meine Wunschliste, da mich A hole in my Heart ziemlich beeindruckt hat. selten gabs so einen Tiefschlag für mich, darum bin ich auf dieses Werk schon sehr gespannt.


      A hole in my Heart könnte ich garnicht empfehlen, da ich das Werk schlecht fand. lolp !Zusammen! und Raus aus Åmål könnte ich von Moodysson wiederum schon empfehlen, aber lilja 4 ever ist sein Bester.
    • Ich fand A HOLE IN MY HEART klasse und diesen werde ich mir auch zulegen. Hört sich sehr interessant an. Dieser war mir vorher kein Begriff.
    • Naja ein angenehmer Film war A Hole nicht gerade, aber auf jeden Fall verstörend/beeindruckend, wie auch immer. Er hatte eine Wirkung und das schaffen bei mir leider nicht mehr allzuviele Filme... von dem her bin ich auf den hier sehr gespannt und natürlich auf alle weiteren Filme von Moodysson!
      Wir sind der singende tanzende Abschaum der Welt!
    • Ich habe den letzten Sonntag gesehen. Das schönste Wetter und so ein Brocken von Film. Aber er war beeindruckend - irgendwie jedenfalls. Bleibt im Gedächtnis.
      Dieser hört sich von der Thematik her noch etwas härter an.
    • Ich finde den Film richtig gut. Man merkt, dass er vom Regisseur von A Hole in my Heart gemacht wurde. Er ist sehr heftig und kann durch die hervorragende Hauptdarstellerin absolut überzeugen. Ein richtiger Downer, daher sollte er nicht bedenkenlos angesehen werden.

      Die FSK 12-Freigabe verstehe ich nicht, dieser Film ist absolut nicht für Kinder geeignet. Klare Empfehlung auch an den Mainstream, da er kein "schwurbeliges" Arthaus-Kino ist. Die Machart wirkt dokumentarisch, die Kameraführung ist jedoch nicht unnötig wackelig. Soundtrack ist gut gewählt.

      Anscheinend ist er bei uns fehlerhaft einsortiert, da dies in keinster Weise Exploitation-Kino ist, bitte korrigieren.

      Ich vergebe sehr gute [film]8[/film] Punkte , daher

      8.5 von 10.
    • Ist verschoben, es sit aber auch eine Vergewaltigungsszenen drin, wo man das dann auch wieder anders einordnen könnte.
      Der Handlungsort ist ja irgendwie durch den Ukrainekrieg aktueller denn je. :3: Bleibt mein Lieblingsfilm auch über Jahre schon. Meine Lieblingszene die mit dem Engelflügeln als Fiktion und Symbolik.
    • Doom Of Nightmare schrieb:

      Der Handlungsort ist ja irgendwie durch den Ukrainekrieg aktueller denn je.
      Man könnte bzw. muss ihn durchaus auch als Kapitalismus-Kritik sehen. Denn das Lilja-Schicksal ist sicher nur eines von sehr vielen. Es sind auffällig oft Aufnahmen von McDonald´s Produkten vorhanden, ich glaube nicht, dass das Zufall ist. Ich finde, viele Wohlstands-Europäer ignorieren völlig, was der Fall der Sowjetunion durchaus auch angerichtet hat (bezogen auf Armut, Kriminalität, Menschenhandel etc.). Dieser Film ist sehr wertvoll, aber natürlich auch unbequem.

      Ich denke nicht, dass der Film im deutschen TV die nächste Zeit ausgestrahlt wird. Er war bis vor ein paar Tagen noch kostenlos auf deutsch auf YouTube verfügbar, jetzt ist er dort nur noch im OT zu sehen.

      Auf jeden Fall danke fürs Verschieben Chefchen!


      Doom Of Nightmare schrieb:

      Bleibt mein Lieblingsfilm auch über Jahre schon
      Gleich ein Lieblingsfilm, das finde ich schon krass, aber auch nachvollziehbar, weil es einfach kaum noch solche Filme gibt... Jedoch will ich ihn mir persönlich lieber nicht nochmal anschauen, weil er mir zu hart ist. Ich muss echt sagen, er ist einer der gaaaanz wenigen Filmen der letzten Jahre, die mir so ein richtigen Tritt in die Magengrube verpasst haben. Geht in einer Linie für mich wie die Filme von Susanne Bier oder Serbian Film. Ganz harter Tobak, und richtig toll gemacht und gespielt.