Lutz Pfannenstiel - Anekdoten eines (Fussbal) Wahnsinnigen

    • Lutz Pfannenstiel - Anekdoten eines (Fussbal) Wahnsinnigen

      von Lutz Pfannenstiel

      Vorweg möchte ich sagen: Ich hätte mir die Aktion ersparen können. Und an die Tierschützer: Ich weiß, dass es nicht richtig war. Aber manchmal habe ich eine verrückte Idee, die ich nicht mehr loswerde - und dann muss ich sie eben in die Tat umsetzen.

      2002, in meiner zweiten Saison in Neuseeland, habe ich mit einigen Mitspielern eine Tour an die Küste gemacht, um sich die Blue-Eye-Penguine anzusehen. Hässliche Viecher, die sich immer in die Erde eingebuddelt haben, um dort zu schlafen. Irgendwie mochte ich sie und der Wunsch wurde immer größer, einen von diesen Penguinen als Haustier zu halten. Schon in Singapur hatte ich exotische Haustiere besessen: zwei Klammeraffen, die ich Glasnost und Perestroika genannt habe. Wenn die Sonne unterging, waren sie nicht zu bändigen, wie Raver, die auch Technomusik abgingen. Aber Tagsüber harmonierten wir wunderbar. Sie waren total zahm und wenn ich mit dem Auto zum Training musste, habe ich mir den einen in die Tasche gesteckt und den anderen ans Lenkrad gehängt.

      Mit dem Penguin lief es nicht ganz so gut, auch wenn ich alles perfekt und generalstabsmäßig geplant hatte. Zumindest dachte ich es. Ich kleidete mich zuhause ganz in schwarz und packte einen Rucksack sowie meine Torwarthandschuhe ein. Dann bin ich in der Dunkelheit der Nacht zurück zum Reservat, kletterte über den Zaun und suchte mit der Taschenlampe nach den Erdlöchern.

      Ich greife ins erste Loch - kein Penguin. Zweites Loch - kein Penguin. Drittes Loch - Yes! Ich schnappe mir den Penguin mit den Torwarthandschuhen und stecke ihn in meinen Rucksack. Dann sofort ab zum Auto und kurzer Stopp bei der Tankstelle, um eine Zehn-Kilogramm-Packung Eis zu kaufen.

      Zurück in der Wohnung merkte ich aber, dass es dem Penguin bei mir nicht so gefiel. Die mit den Eiswürfeln gefüllte Badewanne mochte er, aber mich konnte er nicht leiden. Andauernd versuchte er, mich mit dem Schnabel zu treffen. Selbst als ich ihm in der Zoohandlung Fisch gekauft und er es genüsslich aufgefressen hatte, wurde es nicht besser.

      Als mir am Tag darauf mein damaliger Klubboss zufällig einen Besuch abstattete und im Bad diesen Blue-Eye-Penguin sah, ist er an die Decke gegangen. Er hat mich aufgeklärt, dass sie unter Naturschutz stehen und ich richtig Ärger bekommen könnte. Spätestens da wurde mir klar, dass es eine bescheuerte Idee war. Ich habe mir wieder die gleiche schwarze Montur angezogen, den Penguin in den Rucksack gestopft, bin zurück und habe es in sein altes Loch gelegt.

      Wie schon erwähnt: Ich hätte mir die Aktion ersparen können. Bei über 25 Stationen auf allen Kontinenten der Welt habe ich die verrücktesten Fußballer kennengelernt. Die wildesten Hunde waren aber die des FC Wimbledon. 1995 bin ich als unerfahrener Hüpfer nach England - und ich kam als junger Deutscher mit komisch-langen Haaren nicht wirklich gut an.

      Zu Beginn wartete auf mich als Einführungsritual auch gleich ein Leckerbissen: Splitterfasernackt und ohne Schuhe musste ich im Oktober durch einen Park in London rennen. Es war verdammt kalt und der Boden war voll mit spitzen Steinen. Ich habe beim Laufen geflucht wie ein Rohrspatz und dabei versucht, den wichtigsten Teil meines Körpers mit der Hand zu bedecken, immerhin haben mich Renter, Mütter und Kinder angeglotzt. Ich konnte von Glück reden, nicht verhaftet worden zu sein. Mit der Zeit fand ich aber super in die Mannschaft und fand Freunde. Durchgeknallt zwar, aber einfach zum Gernhaben. Gary Blissett, Mick Harford, Vinnie Jones, das war die Gang, mit der ich die Pubs unsicher gemacht habe.

      Am bekanntesten ist natürlich Vinnie Jones. Er war ein fürsorglicher Vater und wurde als Fußballer unterschätzt, aber klar, nicht umsonst wurde er "die Axt" gerufen. Mit ihm sind immer wieder die Gäule durchgegangen und er tickte aus. Aber: Wir hatten unseren Spaß. Weil dieser jedoch häufig nicht jugendfrei war, belasse ich es dabei.

      Vinnie hat nach seiner Karriere das Beste gemacht und sich in Hollywood einen Namen als Action-Schauspieler gemacht. Ich sehe mir natürlich jeden seiner Filme an und lächele jedes Mal, wenn er mit einer Kalaschnikow durch die Luft ballert. Passender kann eine Rolle nicht sein. Wer um die Welt kommt, muss sich auch Kulinarisch auf alles einlassen. Es gibt wohl nichts, was ich noch nicht gegessen habe: Hund, Katze, Küken, Eichhörnchen, Krokodil, Känguru, Insekt, Skorpion, Schlange, Frosch, die Liste lässt sich beliebig verlängern.

      Nicht alles hat toll geschmeckt, aber es war auch nichts dabei, das ich widerlich fand. Wobei: Das Küken war schon eklig. Erst als ich das Ding fast im Mund hatte, sah ich, dass es mitsamt Schnabel und Augen frittiert wurde. Fuck. Gerne verzichte ich zukünftig auch auf Krokodil: Die meisten finden es ganz okay, aber ich bekam das Fleisch kaum runter, weil es wie eine Mischung aus Hühnchen und Fisch schmeckt. Die seltsamsten Gerichte bekam ich in China vorgesetzt. Unter anderem Hund und Katze. Das Schlimmste: Mir wurde das nicht gesagt, ansonsten hätte ich sie als Tierliebhaber niemals gegessen. Im Nachhinein aber würde ich sagen: So schlecht war es nicht. Katze erinnert wie Eichhörnchen an einen Hasenbraten, Hund an Rind.

      Aber weil ich im Nachhinein so ein schlechtes Gewissen hatte, habe ich nach dem Essen auf dem Markt einen Hund und eine Katze lebend gekauft, bin mit ihnen zehn Kilometer aus der Stadt gefahren und ließ sie laufen. Aber wahrscheinlich wurden sie zwei Stunden später wieder eingefangen und landeten in irgendeinem Kochtopf.

      Mir hat das eine Mal Hund und Katze aber definitiv gereicht und ich bleibe lieber bei meinen Lieblingsgerichten: Namibische Antilope und Rindergulasch, nach dem Rezept meiner Mutter. In meinem zweiten Neuseeland-Jahr 2002 kamen ich und mein Mitspieler und Mitbewohner Craig Smith nach dem Training zurück in unser Haus in Dunedin - und sahen, dass bei uns eingebrochen wurde. Alles war weg, was uns wichtig war. Neben Bargeld auch die Playstation, die für Craig sein halbes Leben bedeutete, und etliche meiner Torwarttrikots, die mir alleine aus Erinnerungsgründen sehr wichtig waren.

      Entsprechend sauer war ich, und als mich ein Freund später anrief und sagte, dass in der Fußgänzerzone ein Typ rumläuft, der ein Torwarttriktot mit der Aufschrift "Pfannenstiel" anhat, bin ich sofort hingefahren und habe ihn mir gekauft.

      Der Typ hieß Bryan Clark. Einer der härteten Kriminellen aus dem Drogenmilieu, der von der Polizei monatelang gesucht, aber nicht erwischt wurde. Dabei war er nicht der Cleverste, nicht umsonst bekam er von den Zeitungen später den Titel "Der dümmste Einbrecher der Welt".

      Ich habe ihn auf jeden Fall in der Fußgängerzone solange in Gefängnismanier rumgeschubst und beschimpft, bis die Streifenbeamten kamen und ihn festnahmen. Sie mussten mich von ihm entfernen, so geladen war ich.

      Am Tag darauf war ich wieder beruhigt und habe mir dann einen Spaß gemacht und in den Zeitungen erklärt, was für Blindgänger die Polizisten doch seien. Sie suchen ihn seit einer Ewigkeit, ich hingegen brauchte nur wenige Tage, um ihn inklusive Diebesgut dingfest zu machen.

      Aber die Polizisten nahmen mir die Sprüche nicht übel. Im Gegenteil: Das Verhältnis wurde richtig herzlich. Unter anderem sammelte mich ein Streifenwagen nach einer Autopanne auf und wir planten gemeinsam einen Streich, um einen aus Deutschland ausgewanderten Polizisten in der Wache hochzunehmen.

      Ich setzte mich an das Funkgerät des Polizeiautos und sagte: "Hier ist die deutsche Botschaft. Wir verfolgen Sie seit einiger Zeit und haben alles aufgenommen, was Sie verbrochen haben. Sie hatten Sex mit Schafen und werden deshalb vom Dienst suspendiert!" Der deutsche Landsmann bekam eine Heiden Angst, aber nach einigen Minuten mussten wir den Streich abbrechen, weil der Polizeikollege und ich nicht mehr konnten vor Lachen. Musik ist ein wichtiger Bestandteil meiner Karriere. Das hatte schon 1994 bei meiner ersten Auslandsstation in Malaysia angefangen, als ich zufällig einen amerikanischen DJ kennengelernt habe. Ich hatte am Tag vor meiner Abreise noch eine Mix-Kassette mit den Radio-Hits aus Deutschland gekauft. Nicht ahnend, dass die Lieder in Malaysia totale Insider-Tipps waren. Der amerikanische DJ bekam also mit, dass ich Lieder von Marusha oder Culture Beat besitze und verschaffte mir Gigs im besten Club von Kuala Lumpur. Die Leute sind abgegangen. In der Generation vor Internet und MP3 kannte in Deutschland zwar jedes Kind die Songs, aber in Malaysia wurde ich als Musikexperte gefeiert - und hatte als Fußball-Profi und DJ-Star entsprechend Erfolg, vor allem bei den - wie wir sie damals nannten - Biene Majas.

      Aber auch danach hatte ich viel Kontakt mit dem Musik-Business. Weil meine damalige Freundin beim Musiksender "VH-1" arbeitete, hing ich in meiner Zeit in England häufig bei den Promipartys rum. Bei einem dieser Feiern bekam ich mit, wie Mark Owen, dieser Wicht von "Take That", sich sehr freundlich mit meiner Freundin unterhielt. Ich habe mir das einige Minuten angeschaut und ihm dann sehr freundlich wissen lassen, dass er sich eine andere Gesprächspartnerin aussuchen soll. Der Owen hat es recht schnell verstanden ist verschwunden. Sonst hätte es richtig gekracht.

      Eine meiner witzigsten Begegnungen hatte ich in einem Casino in Neuseeland. Ich setze mich an den Blackjack-Tisch, neben mir zwei verranzte Stundendentypen. Sahen aus wie amerikanische Rucksack-Touristen, die nicht mehr als 50 Dollar in der Tasche haben. Der eine war relativ ruhig und stellte sich später als Musik-Star Jack Johnson heraus.

      Den anderen hatte ich gleich gefressen: Er hat am Tisch alles falsch gemacht und sich total blöd benommen. Ich hab ihm also gleich gesagt, wie es zu laufen hat: Entweder er zieht sich eine richtige Hose an und läuft nicht rum wie ein Lump - oder er haut ab. Erst dann habe ich gemerkt, wie die Leute drum herum tuschelten.

      Später stellte sich dieser Lump als Ben Harper heraus, ein toller Musiker und einer der besten und bekanntesten Songwriter überhaupt. Wir haben später an der Bar ein Bier getrunken und uns köstlich amüsiert.
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      Eckdaten - geb am 12.05 1972 in Zwiesel. Pfannenstiel war als Torwart in der deutschen U-17-Nationalmannschaft tätig und war Teamkollege von u.a. Markus Babbel und Markus Münch. Der damals beim 1. FC Bad Kötzting spielende Jugendliche schlug mit 18 Jahren ein Angebot vom FC Bayern München aus, bei den Amateuren im Tor zu stehen. Pfannenstiel war damals aber fest entschlossen, sofort Profi zu werden: wenn nicht in Deutschland, dann im Ausland. Inspiration hierfür war der in Belgien spielende serbische Torwart Ratko Svilar, den er als Kind verehrte. Ein Bekannter machte ihm einen Wechsel nach Malaysia zu Penang FA schmackhaft, wo Pfannenstiel (laut seinem Buch) die Aussicht auf ein Profigehalt und das Abenteuer in Südostasien lockte. Nach sieben Monaten beeindruckte er Scouts des FC Wimbledon und wechselte nach England, wurde aber nur im Reserveteam eingesetzt. Daher ließ er sich nach Malta zu den &amrun Spartans ausleihen, bis er 1995 Reservetorwart bei Nottingham Forest wurde, ohne aber jemals in der ersten Mannschaft zu spielen. Aus diesem Grund wechselte Pfannenstiel auf Leihbasis nach Belgien zu VV St. Truiden, dann nach Südafrika zu den Sembawang Rangers und später den Orlando Pirates. Da Pfannenstiel gut spielte, erlebte er den angenehmen Nebeneffekt, dass ihn die fußballbegeisterten Straßengangs liebten und ihn nie ausraubten. Für die Rangers absolvierte er 22 Profispiele - eine Marke, die er in seiner Karriere selten übertreffen würde. Dass er im Alter von gerade 23 bereits für drei der sechs Kontinentalverbände Profispiele absolviert hatte (für die europäische UEFA, die asiatische AFC und die afrikanische CAF), war ein Fingerzeig für die spätere Karriere.

      Nach dem Südafrika-Intermezzo unterschrieb Pfannenstiel einen Einjahresvertrag beim finnischen TPV Tampere, wechselte dann zum Rivalen Haka Valkeakoski und wurde 1998 als Ersatztorwart Meister. Für Haka absolvierte er aber kein einziges Profispiel und ließ sich zu PK Isalmi weiterverleihen. In Finnland machte er die einmalige Erfahrung, dass das Spiel wegen eines riesigen Moskitoschwarmes in der ersten Halbzeit unterbrochen wurde, alle Zuschauer flüchteten und das Spiel in der zweiten Halbzeit vor völlig leeren Rängen fortgesetzt wurde.
      Nach acht Spielen dort wechselte Pfannenstiel zu SV Wacker Burghausen. Ausgerechnet in seiner Heimat erlebte Pfannenstiel eine tiefe menschliche Enttäuschung: nachdem seine indonesische Freundin Opfer rassistischer Anfeindungen geworden war, brach er seine Zelte ab und ließ sich nach 14 Spielen nach Geylang United in Singapur transferieren. Dort absolvierte er seine Karriere-Bestmarke von 46 Spielen und wurde malaysischer Meister. Mit Geylang kam er somit in die AFC Champions League, wo er bei einem Spiel in Iran vor 100.000 Fans ein Stadion wie „die Hölle“ sah, und er einmal auf den Malediven auf einem Cricketstadion vor 25.000 Zuschauern spielte. Da der Anstoß auf zwölf Uhr mittags gelegt wurde, und die Zuschauer die Stimmung mit Feuern anheizten, wurde es so heiß, dass die ersten Spieler nach fünf Minuten kollabierten, und Geyland das Spiel mit nur neun Spielern mit einem torlosen Unentschieden beendete. Das Rückspiel wurde übrigens mit 11:0 gewonnen. Er hielt in dieser Zeit so gut, dass er ernsthaft überlegte, seine Freundin zu heiraten, einen indonesischen Pass anzunehmen und für die Fußballnationalmannschaft von Indonesien anzutreten. Doch 1999 wurde er wegen angeblichen Wettbetrugs bei Sportwetten verhaftet und später auch zu 3 1/2 Monaten Haft verurteilt: ihm wurde vorgeworfen, mit einem Buchmacher, der gegen ihn ausgesagt hatte, verbotene Absprachen getroffen zu haben. In den drei Spielen, in denen er die Spiele manipuliert haben sollte, gewann seine Mannschaft zwei Mal und spielte einmal unentschieden. Zur Last gelegt wurde ihm der unsinnig erscheinende Vorwurf, er hätte „auffallend gut“ gehalten.

      Von 101 Tagen Haft unter schlechten Bedingungen physisch (er nahm 16 Kilogramm ab) und psychisch geschwächt, startete Pfannenstiel neu bei Dunedin Technical in Neuseeland. Mit seinem Debüt für einen ozeanischen OFC-Verein brachte er die Zahl seiner Kontinentalverbände auf vier. In Neuseeland lebte er sich gut ein und machte Schlagzeilen, als er einen Dieb, der bei ihm eingebrochen hatte und ihm 2500 Euro, eine Playstation, Sonnenbrillen und sein Torwarttrikot gestohlen hatte, eigenhändig aufgriff und sein Eigentum zurückholte. Ferner adoptierte er kurzzeitig einen Pinguin. In Dunedin blieb er insgesamt fünf Jahre, in dem er sich aber dreimal für kurze Intermezzos ins Ausland verpflichten ließ: ASV Cham in Deutschland, und zweimal Bradford Park Avenue in England. Während seiner Zeit bei Bradford wurde er bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler so schwer verletzt, dass er auf dem Spielfeld drei Mal wiederbelebt werden musste. Danach wechselte er ein zweites Mal nach Skandinavien, diesmal nach Norwegen zu Bærum SK. Dort war er einer der Topverdiener, fühlte sich sehr wohl und erlebte nach eigenem Bekunden zum ersten Mal das Gefühl, sesshaft werden zu können. Doch als der Klub in finanzielle Probleme geriet, wechselte er schweren Herzens wieder.

      Aus diesem Grund ging Pfannenstiel nach Kanada und machte 28 Spiele für die Calgary Mustangs. Mit seinem Profidebüt für einen Verein der nord- und mittelamerikanischen CONCACAF brachte er die Zahl seiner Kontinentalverbände auf fünf. Danach ging er wieder in seine Adoptivheimat Neuseeland und wechselte zu Otago United, dem Lokalrivalen seines alten Vereins Dunedin. 2006 wechselte er nach einem Kontakt zum ehemaligen DDR-Nationaltorwart Ulrich Schulze nach Albanien zu KS Vllaznia Shkodra, wo Schulze Trainer geworden war. Dort erlebte Pfannenstiel u.a., wie sein Vereinspräsident einen Schiedsrichter bestach, der sein Team aber nicht genug bevorteilte, und von seinem Präsidenten unter Mithilfe zweier Polizisten verprügelt wurde.[2] Als Schulze dort allerdings entlassen wurde, verließ Pfannenstiel den Klub ebenfalls.

      Anfang 2007 bekam Pfannenstiel die Offerte eines Millionärs in Armenien, dort als Trainer für FC Betonit Ijevan ein konkurrenzfähiges Team zu formen. In drei Monaten verpflichtete Pfannenstiel 18 Spieler aus der ganzen Welt, bis der Mäzen von einem Tag auf dem anderen das Interesse an seinem Steckenpferd verlor und das Geld abzog. Nach dieser Enttäuschung folgte ein zweites Intermezzo bei Bærum, gefolgt von einem Engagement bei den Vancouver Whitecaps. Dort fasste Pfannenstiel 2008 den Entschluss, trotz eines gutgeführten Vereins mit einem soliden Vertrag nach Brasilien zu CA Hermann Aichinger zu wechseln. Mit seinem Debüt in einem südamerikanischen CONMEBOL-Profiverein wurde er der erste Spieler, der in allen sechs Kontinentalverbänden (Europa - UEFA, Nordamerika - CONCACAF, Südamerika - CONMEBOL, Afrika - CAF, Ozeanien - OFC, Asien - AFC) mindestens ein Profispiel absolviert hat.

      Im April 2008 kehrte Pfannenstiel nach Deutschland zurück und trat ein Engagement als Torwarttrainer der vom Deutschen Reinhold Fanz betreuten Nationalmannschaft Kubas an, die sich in Süddeutschland und Österreich auf die Qualifikationsspiele zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 vorbereitete. Weiterhin war er jedoch auch als Spieler aktiv. Danach kehrte er nach Norwegen zurück (Flekkerøy IL und Manglerud Star). Gegenwärtig ist er Spielertrainer bei den Ramblers in Namibia. Gleichzeitig arbeitet er als Torwarttrainer der namibischen Nationalmannschaft.

      Bei der Fußball WM 2010 war Lutz Pfannenstiel als Experte bei den Übertragungen des ZDF im Einsatz.[4] Sein Traum ist es, einmal einen deutschen Klub in Oberliga oder Regionalliga zu trainieren.

      Pfannenstiel, der nach inoffizieller eigener Schätzung in „über 600 Stadien Fußball“ gespielt hat, nennt als Lieblingsstadien das Maracanã-Stadion in Brasilien und das Highbury (ehemaliges Stadion des FC Arsenal). Als Tiefpunkte seiner Karriere nennt er neben der Singapur-Affäre „kakerlakenverseuchte Umkleidekabinen“ in Thailand und Sri Lanka sowie das Trainieren auf einem unfreiwillig gedüngten Platz in Armenien, da die Sanitärrohre im Stadion geplatzt waren.[5]

      Als deutschen Lieblingsklub nennt Pfannenstiel den FC St. Pauli.

      Über ein Kapitel seiner Karriere schweigt sich Pfannenstiel bis heute aus. Er stand einmal in der Ukraine unter Vertrag, wo er vermutlich mit der Mafia in Kontakt kam. Aus Angst vor Repressalien verschweigt er bis heute den Namen der Stadt, des Vereins und auch des Präsidenten: „Vor dem Klub, bei dem ich dort war, vor dem habe ich einen Heidenrespekt, ja sogar Angst. Das war alles ziemlich rau dort, und ich bin sehr froh, dass ich da heil rausgekommen bin.” Von dieser Zeit ist die Anekdote bekannt, nach der ihm einmal sein Auto gestohlen wurde, Pfannenstiel sein Leid dem Präsidenten klagte, der seine guten Verbindungen zur Unterwelt spielen ließ und ihm binnen einer Stunde seinen Pkw zurückbrachte.

      Ende 2010 beendet Pfannenstiel seine aktive Karriere und unterschrieb am 28. Februar 2011 als Scout bei der TSG 1899 Hoffenheim. Nebenbei arbeitet Pfannenstiel als Entwicklungsexperte für Entwicklungsländer beim Deutschen Fußball-Bund.
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      Vereine als Aktiver

      1. FC Bad Kötzting
      Penang FA
      FC Wimbledon Res.
      FC Wimbledon
      Hamrun Spartans (Leihe)
      Nottingham Forest Res.
      Nottingham Forest
      VV St. Truiden (Leihe)
      Sembawang Rangers (Leihe)
      Orlando Pirates (Leihe)
      TPV Tampere
      Haka Valkeakosk
      PK Isalmi (Leihe)
      Wacker Burghausen
      Geylang United
      Dunedin Technical
      Bradford Park Avenue (Leihe)
      ASV Cham
      Dunedin Technical
      Bradford Park Avenue (Leihe)
      Dunedin Technical
      Bærum SK
      Calgary Mustangs
      Otago United
      KS Vllaznia Shkodra
      Bærum SK
      Vancouver Whitecaps
      CA Hermann Aichinger
      Flekkerøy IL
      Manglerud Star
      Ramblers 68 (0)

      Nationalmannschaft Deutschland U-17
      Stationen als Trainer
      2008–2009
      2009–2010
      2009–2010 Kuba (Torwarttrainer)
      Ramblers (Spielertrainer)
      Namibia (Torwarttrainer)
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    • RE: Lutz Pfannenstiel - Anekdoten eines (Fussbal) Wahnsinnigen

      Neues von Pfannenstiel. Gerade hat er sich an ein Iglu als neues Zuhause gewöhnt, da plant Fußball-Weltenbummler Lutz Pfannenstiel schon die nächste verrückte Aktion. "Im nächsten Jahr ziehe ich am Amazonas für eine Woche in einen Baumwipfel", sagt der frühere Torhüter im Gespräch mit dem SID. Und meint das durchaus ernst.

      Der 38-Jährige hat sich nach seinen Erfahrungen auf sämtlichen Kontinenten dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben. Um Geld für die von ihm unterstützten Projekte zu sammeln, ist er für manche Grenzerfahrung bereit. "Um wirklich Aufmerksamkeit zu erzielen, brauchst Du mindestens eine extreme Aktion pro Jahr", sagt er.

      Komfortabel ist es nicht in seinem kleinen Iglu, das er am Rande der Biathlon-WM in Ruhpolding aufgebaut und am Mittwochmorgen bezogen hat. Ein Feldbett, zwei Stühle und ein Computer, um mit der Außenwelt zu kommunizieren, das ist praktisch alles. Und damit dies allen bewusst ist, lässt sich Pfannenstiel in Big-Brother-Manier per Livestream 24 Stunden am Tag im Internet beobachten.

      "Auf die Toilette gehe ich so gut wie nie", sagt er schmunzelnd: "Einmal am Tag raus, das reicht. Und essen tue ich praktisch auch nichts. Viel Tee, ab und zu eine Suppe, vielleicht auch mal eine Banane. In den fünf Tagen, die ich hier bin, will ich auch ein bisschen leiden."

      Wer auf die Gefahren der Vernachlässigung des Naturschutzes aufmerksam machen will, muss spartanisch leben, um glaubwürdig zu sein. "Würde ich mir jeden Tag zwei Steaks in die Pfanne hauen, wäre das unpassend", sagt er.

      Wie es in der Welt zugeht, weiß kaum jemand so gut wie der in Zwiesel im Bayerischen Wald geborene Pfannenstiel. Der Ex-Keeper, derzeit als Scout bei 1899 Hoffenheim und Experte für Entwicklungsländer beim Deutschen Fußball-Bund tätig, ist der weltweit erste und einzige Fußball-Profi, der in jedem der sechs anerkannten FIFA-Kontinentalverbände einem professionellen Verein angehörte.

      2009 veröffentlichte er seine Autobiografie. Darin sind unglaubliche Anekdoten zu finden. In Singapur saß Pfannenstiel wegen nie belegter Spielmanipulation mal für 101 Tage in Haft. Im englischen Bradford brach er auf dem Spielfeld zusammen und musste drei Mal wiederbelebt werden.

      So gesehen ist das Leben im Iglu fast schon entspannend. "Ich habe schon ganz andere Dinge erlebt. Was dich nicht umbringt, macht dich nur härter", sagt Pfannenstiel, der unter anderem in Malaysia, Kanada, Neuseeland, Brasilien oder Armenien spielte und Torwarttrainer in Kuba und Namibia war: "Wenn das Iglu nicht zusammenfällt, werde ich das auf jeden Fall bis Sonntag durchziehen."

      Dass es durchaus hart ist, lässt sich bei einem Blick auf den Bildschirm erkennen. Pfannenstiel sitzt dort in Skihose, dicker Jacke, mit monströsem Stirnband und Riesenhandschuhen. "Nach drei Stunden war ich schon ziemlich angefroren", sagt er: "Ich bin drei Tage vorher erst aus Namibia gekommen. Dort waren es fast 40 Grad. Hier drin hat es minus 1 Grad. Nichts ist isoliert, ich stehe praktisch auf dem blanken Schnee."

      In seinem Eishaus empfängt Pfannenstiel häufig Besuch. Weltmeister Andreas Brehme und anderen Prominenten stellt er Fragen, die per SMS eingegangen sind. Eine Frage kostet 5 Euro, das Geld geht an verschiedene Klima-Projekte. Diese reichen von Großprojekten in Zusammenarbeit mit der Unesco bis zu Aktionen, bei denen Bewohner südafrikanischer Townships an Mülltrennung herangeführt werden.

      Dafür hat Pfannenstiel mit seinem Global United FC und Unterstützern wie Brian Laudrup, Carlos Valderrama oder Cafú schon in der Wüste gespielt, ja selbst in der Antarktis. Und bald ruft der Baumwipfel am Amazonas. Eine extreme Aktion pro Jahr ist eben Pflicht.
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