Mondo Cane



    • Alternativer Titel:
      Produktionsland: Italien
      Produktion: Gualtiero Jacopetti
      Erscheinungsjahr: 1962
      Regie: Gualtiero Jacopetti, Paolo Cavara, Franco Prosperi
      Drehbuch: Paolo Cavara, Gualtiero Jacopetti
      Kamera: Antonio Climati, Benito Frattari
      Schnitt: Gualtiero Jacopetti
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Riz Ortolani
      Länge: ca. 107 Minuten
      Freigabe: ungeprüft
      Darsteller: Rossano Brazzi


      Inhalt:

      Gualtiero Jacopetti schuf mit "Mondo Cane" einen der ersten Mondo-Filme überhaupt. Zwei Jahre war Jacopetti unterwegs, um für seine "Hundewelt" rund um den Globus, von Neuguinea bis hin zu den USA Menschliches und Unmenschliches für die Nachwelt festzuhalten. Dieser Film bewegte seinerzeit die Welt, dabei zeigt er doch nur das grausame Tier: den Menschen!


      Trailer:



      Kritik:

      Im Film ist stetig eine Stimme im Off zu hören, die das Geschehen bestens Untertonen wird. Die Großstadtaufnahmen mit riesigen Wolkenkratern werden zu Beginn beeindruckend eingefangen. Anschließend geht es vom modernen Fortschritt direkt zu den eingeborenen Stämmen und solche Kontraste bekommt man hier nun oft, derart direkt, wie es keine TV Dokumentation zeigen darf. Zu sehen ist wie schwarze Eingeborenenstämme aus unserer Sicht perverse Rituale vorführen, wie das Stillen eines Schweins durch den weiblichen menschlichen Busen. Es wird gezeigt wie Hunde bei uns als Haustiere gehalten werden und in asiatischen Länder werden Hunde gegessen, dafür werden in Europa Tiere auf makabere Weise gegessen, die in anderen Ländern als Haustiere herhalten werden, wie das Einfärben von Kücken (Italien) oder das Gänse mästen um Gänsestopfleber zu erhalten. Diese schonungslose Wahrheit ist auch das Highlight dieser Dokumentation. Gezeit wird allgemein alles sehr direkt, sowie informativ und es wirkt streckenweise sehr provokant, wie Länder in denen Menschen Schlangen häuten und essen. Zudem wird auch auf blutige Religionen und Glaube eingegangen, was auf den Europäer sektenartig wirkt. Besonders grauenerregend ist eine Szene, wo ein Hai aus Rache der Menschen gefangen und mit Seeigel gefüttert wird, worauf er langsam zu Grunde geht. Allerdings hat der Film nicht nur makabere Szenen, wie den noch ganz brauchbaren und sehr bekannten Stierkampf, einiges ist auch ziemlich überflüssig, wie das zusammenfalten von Schrott oder das aufzeigen von Fitnesswahn in westlichen Ländern, während in anderen Ländern Frauen gemästet werden, wo das dann attraktiver ist, was wiederum mittlerweile unfreiwillig lustig wirkt, andererseits mag auf einige Eingeborenenstämme der Fitnesswahn in westliche Länder genau so makaber wirken. Wobei ich den Fitnesswahn hier für überholt finde, mittlerweile befinden wir uns ja in einer zu dicken westlichen Fast Foot Gesellschaft, deswegen wirkt Machens wiederum überholt und unfreiwillig lustig. Allerdings muss man auch bedenken das diese Dokumentation aus dem Anfang der 1960er Jahre stammt und da Monde Cane heute noch anhand der Hälfte des Gezeigten immer noch erschreckend direkt und makaber wirkt, wie wird das wohl zur Entstehungszeit erst gewesen ein. Für das Regie-Duo Gualtiero Jacopetti und Franco Prosperi war Mondo Cane erst der Anfang. Im Vergleich zu ihren späteren Filmen (Dokumentationen) Mondo Candido, Addio Onkel Tom und Africa Addio, was mit das verstörendste geworden ist, was es bis Heute auf dem Filmmarkt gibt.

      [film]8[/film]
    • Mondo Cane (1962)

      Eine Kritik von Funeralthirst (Bewertung des Films: 8/10)
      eingetragen am 29.08.2009, seitdem 325 Mal gelesen



      Der Mondofilm (Mondo = Welt, Schöpfung, Erde, Universum), ist eine recht umstrittene Kreuzung von Dokumentation und sogenannter Exploitation, wobei sich das Wort auf das englische to exploit (ausbeuten, nutzen machen von) bezieht. Mondo Cane ( logisch übersetzt wohl "Das Leben ist ein Hund") oder im Alternativtitel "A Dog's Life", gilt, noch vor Erscheinen eines ähnlich umstrittenen filmhistorischen Wandels (Blood Feast, der das Splattergenre begründete), zu dem Erstlingswerk einer genauso ausgeschlachteten oder eben ausgebeuteten Reihe von Filmen, die in ihrer Inszenierung in erster Linie schockieren wollten.

      Mondo Cane, in seinem Ursprung der Urvater von Filmen wie Gesichter des Todes oder Faces of death, ist aber in erster Linie keine Unterhaltung beziehungsweise eine pseudodokumentarische Aneinanderreihung von selbstzweckhaften Fakeszenen, sondern ein reiner Dokumentarfilm, bei dem man sich sicher sein kann, dass er wahr ist. Ob das heute aus heutiger Sicht noch genauso schockierend sein mag, wie damals vor knapp 50 Jahren, als man den Menschen dieses filmische Gut vorführte und die von fremden Kulturen in Afrika, Asien und andere exotische Ländern noch nichts wussten, ist fraglich, denn durch die fortschreitende Anhebung filmtechnischer Brutalität und der Hang zu immer härteren und ekelerregenden Stilmitteln in Filmen ist nicht nur unser Schamgefühl und unser Ekel gesunken, sondern vielmehr die komplette Menschheit in ihrem Denken und Empfinden abgestumpft und verroht. Und das ist eigentlich die traurigste Erkenntnis, vorallem weil der Film mit seiner ganzen Darstellung vor den Kopf stoßen möchte.

      Dabei reiste das italenische Team rund um den Globus, von Amerika, Europa, hauptsächlich Asien und Dschungelgebiete mit primitiven Stammesvölkern und dabei filmten sie allzu menschliche aber insofern auch unmenschliche Eigenarten, Kulturen, Glaubensrituale oder maschinerelle Grausamkeiten. Angefangen von religiösen Fanatismus, Tierquälerei wie Stierkämpfen, Umweltverschmutzung und oder ähnlichen Obskuritäten und Grausamkeiten in dieser Welt schafft Mondo Cane ein Werk, dass zwar rein dokumentarisch wirkt, aber auch das Entsetzen in den Zuschauern, die gespannt und unterhaltend vor dem Fernseher sitzen, hervorrufen möchte. Unterhaltung ist dabei gewiss das falsche Wort, auch wenn die recht harmonische Urlaubsmusik im Hintergrund und die absolut zynisch - ironischen Kommentare des Sprechers das andeuten könnten. Aber das macht den Film eben zu dem was er ist. Er will nichtmal ansatzweise unterhalten, durch seine fast schon "normale" Darbietung einer "normalen" Dokumentation, mit der harmonischen Musik und dem Sprecher, lässt er dieses Entsetzen noch vertiefen, die guten Schnitte des Filmes und die ineinander übergehende Szenen, fassen wunderbar Zusammenhänge und Gegenüberstellungen von menschlichen Grausamkeiten.

      Denn wenn zum Beispiel in China Hunde als Hauptspeise auf der Restaurantspeisekarte stehen und jeder Europäer entsetzt von unmenschlichen Essgewohnheiten sprechen würde, blendet das Bild um und zeigt uns Szenen von einer Fabrik, die kleine unbeholfene Küken zeigt, die für das Osterfest in bunte Farbe getaucht und anschliessend im Hochofen getrocknet werden. Schöne heile Welt. Und während man in China in Gebeinhäusern kleine Kinder Skelette und Schädel zu Kunstwerken zusammenbauen lässt und alle paar Wochen säubert als hätte man ein Auto vor sich, werden auf hoher See feuchte Massengräber eingerichtet, wo von die menschenfressenden Haie auch noch etwas haben. Doch vordergründig bezieht man sich eben doch auf solch makabere und religiöse Glaubensriten, wie zum Beispiel bei primitiven Stammesvölkern. Schlachtungen, sinnlose Köpfungen von Tieren, der Ehre wegen, die Fütterung eines Schweinebabys an einer weiblichen Frauenbrust, blutige Stierkämpfe. Doch neben diesen weltfremden Szenen gibt es auch noch recht humoristische Szenen, die zwar nicht schockieren, aber dennoch deutlich machen, wie eigentartig der Mensch doch ist. In Erinnerung bleiben da sicher die Reeperbahn, alkoholisierte Menschen sind da sicher eine Sache für sich, der Hundefriedhof, der in seiner ersten Szene eher wie ein Friedhof für Menschen wirkt. Pompös aufgebaut, herrliche Grabsteine, abstrakte Inschriften und teure weitläufige Friedhofareale und nebenbei pinkelt der Pudel auf den Grabstein seiner Vorfahren. Schöne heile Welt.

      Die Aufmachung des Filmes ist schlichtweg auf gehobenen Status, die Optik astrein, die Bildqualität und Kameraführung professionell beinahe schon wie ein wirklicher Film. Doch es scheint alles real zu sein, zumindest kann man das aus heutiger Sicht nachvollziehen und erkennen, denn diverse Abartigkeiten und Merkwürdigkeiten eines menschlichen Abgrundes sind gar nicht mehr so merkwürdig, denn man hat sich im Laufe der Jahre nicht dran gewöhnt, sondern damit abgefunden. Schöne heile Welt.

      Und genauso abgestumpft wie die Menschheit, ist auch im Laufe der Jahre diese Reihe und auch Ausrichtung dieser Filme, denn anstatt vor den Kopf zu stossen und zum Nachdenken anzuregen, beutet das Mondogenre das Schema zu selbstzweckhaften und kommerziellen Gründen aus wie kein anderes. Das Konzept ging ohne weiteres auf, die Welt war schockiert, die Regisseure berühmt und die Kassen voll. Wen kümmern da die ganzen Grausamkeiten auf dieser Welt, wenn man mit solcher "Unterhaltung" Geld verdienen kann. Und so bekamen die Blut ,- und Sensationgeilen, kranken Menschen im Laufe der Jahre immer härtere und ekelerregendere Filme. Eigentlich aus heutiger Sicht traurig, denn anstatt genauso auf solche abgrundtiefe Seelenunheile des Menschen aufmerksam zu machen und das zu hinterfragen, gelang dieses Konzept ins Umgekehrte. Aus Anwiedern wurde Unterhaltung. Der Durst des armen Menschen war gestillt. Gereinigt seine kranke Seele. Schöne heile Welt.

      Fazit:
      Mondo Mondo Mondo. Wenn schon Mondo dann dieser und vielleicht noch der zweite Teil. In all seinen Facetten zwar minder schockierender Film, zumindest aus heutiger Sicht, aber dokumentarisch höchst wertvoll und auch nachdenklich, zynisch und vor den Kopf stossend. Was uns der Film allerdings bloss offenbart ist: Der Mensch ist krank. Mondo Cane sollte man sehen, darf man sehen ohne sich zu schämen, denn das ist alles weit davon entfernt, was man mit Gesichter des Todes in die umgekehrte Richtung lenkte.

      80%
    • Also "Mondo Cane", neben dem zweiten Teil und Filme wie "Mondo Inferno - Alle Sünden dieser Welt" (1964) oder "Africa Addio" (1966), einer dieser italienischen Mondo-Filme der 60er. Eigentlich durchweg unterhaltsam, auch wenn man nicht immer gerade mit den schönsten Bildern der Welt konfrontiert wird, aber hier geht es noch nicht so grausam zu, wie in seinem späteren "Africa Addio", wo die eine oder andere Tier-Szene schon weh tut. Sehenswert, wenn auch kein Kino das Lust erweckt öfters gesehen zu werden. [film]9[/film]
    • Für jeden Mondo Fan Pflicht!

      Zwar für heutige Verhältnisse sehr harmlos, aber dennoch ein sehenswertes Sammelspielchen von bizarren Riten und Einblicken in andere Kulturen, die halt meist rasistisch dokuemntiert werden! Dafür wunderschön gefilmt und mit grossenatigem Sound von RIZ Ortolani, was will man mehr? Wurde zu recht mit einem Oscar belohnt!

      Klassiker, den man als Mondo Fan gesehen haben sollte! Teil 2 und 3 (der ist dann schon derber) sind uch zu empfehlen!
    • So dann beginne ich mal mich mit dem Niederschreiben dieser Worte unbeliebt zu machen. Denn ich kann die hohe Meinung meiner Vorredner über Jacopettis Werk nicht ganz nachvollziehen, bzw. sie zumindest nicht teilen.

      Sicherlich ist es so das Mondo Cane weniger drastische Bilder zeigt, als das andere Werke aus dem Mondogenre tun. Wenn man es genau nimmt werden eigentlich hauptsächlich seltsame Absurditäten gezeigt, die aber wiederrum heutzutage kaum noch jemand hinter dem Ofen hervorlocken. Als zu harmlos würde ich den Film dennoch nicht einstufen, da eindringlich der mitunter wenig zärtliche Umgang (um es mal etwas sehr freundlich auszudrücken) des Menschen mit Tieren. Sei es aus religiösen, wirtschaftlichen oder was auch immer Zwecken. Diese Szenen sind mitunter sehr hart anzusehen und man fragt sich schon warum auch bei diesen Bildern wie beim Rest des Filmes die Kommentare ähnlich geschmacklos sind wie bei den bekannten anderen Mondofilmchen die es so auf dem Markt gibt. Eine wissenschaftliche bzw. informatorische auseinandersetzung gibt es imho hier genausowenig wie bei sagen wir mal der Gesichter des Todes Reihe.

      Wie schon bei Addio Onkel Tom festgestellt, scheine ich mit Jacopettis Art nicht so gut zurechtzukommen als, das andere hier im Forum tun. Sicherlich weiß ich, dass ich einen Mondo schaue und dank des looks, etc. fand ich den Film auch sehr unterhaltsam. Aber so ganz nachvollziehen warum sämtliche Vertreter des Genres allenthalben verrissen werden und Jacopetti (obwohl er, ausser das er auf allzu drastische Bilder verzichtet, nichts wirklich anders macht) wo man hinschaut gelobt wird. Wie dem auch sei. Unterhalten wurde ich, da ich einfach Filme dieser Art aus dieser Zeit mag, prächtig, dennoch ist Mondo Cane für mich ein ÄHNLICHES Schundwerk wie so ziemlich jeder andere Mondo. Dazu hergestellt die voyeristische Ader des Menschen zu befriedigen. Gut Herr Jacopetti hat geklappt bei mir :5: aber eine wirklich hohe Bewertung verkneife ich mir dennoch.
      Wir sind der singende tanzende Abschaum der Welt!
    • Alternativer Titel:
      Produktionsland: Italien
      Produktion: Gualtiero Jacopetti
      Erscheinungsjahr: 1962
      Regie: Gualtiero Jacopetti, Paolo Cavara, Franco Prosperi
      Drehbuch: Paolo Cavara, Gualtiero Jacopetti
      Kamera: Antonio Climati, Benito Frattari
      Schnitt: Gualtiero Jacopetti
      Musik: Riz Ortolani
      Länge: ca. 107 Minuten
      Freigabe: ungeprüft
      Darsteller: Rossano Brazzi, Yves Klein, Stefano Sibaldi

      Wie soll man eine Inhaltsangabe zu einem Mondofilm schreiben, ohne diesen nicht gleich auf „Herz und Nieren zu prüfen“? Das funktioniert nicht. Aus diesem Grunde übernehme ich die Texttafel, welche zu Beginn des Films eingeblendet wird.

      “All the scenes you will see in this film are true and are taken only from life. If often they are shocking, it is because there are many shocking things in this world. Besides, the duty of the chronicler is not to sweeten the truth, but to report it objectively.”

      So, jetzt können wir loslegen.

      Wurden die „geächteten“ und grauenvollen Bilder der Spielfilme tatsächlich von der brutalen Realität überholt? Schließlich nehmen wir die schrecklichen Fakten über Krieg und Mord (sofern es nicht vor unserer Haustür passiert) nur noch nebenbei wahr. Ganz im Gegensatz zu den provokanten und tabuverletzenden Filmstoffen, die immer wieder die empfindlichen Stellen der Rezipienten treffen. Schau ich mir den Markt für solche „Entgleisungen“ an, so werde ich mit diversen Abartigkeiten konfrontiert. Widerwärtige Folter-, Verstümmelungs-, Kotz- und Kotware, die unter diversen Termini geführt werden. Von ihren Getreuen zum Ausreizen der Belastungsgrenzen benötigt. Ganz toll, aber:

      Waren die Filmemacher und Filmkonsumenten vor mehr als 50 Jahren eigentlich sensibler?

      Reiz und Ächtung von „verbotenen Bildern“ ... hier geht es weiter