Der Todesrächer von Soho

    • Der Todesrächer von Soho



      Alternativer Titel: El muerto hace las maletas
      Produktionsland: Bundesrepublik Deutschland, Spanien
      Produktion: CCC-Filmkunst, Fénix Films Madrid
      Erscheinungsjahr: 1972
      Regie: Jess Franco
      Drehbuch: Jess Franco , Artur Brauner
      Kamera: Manuel Merino
      Schnitt: Renate Engelmann
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Rolf Kühn
      Länge: ca. 76 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller:
      Horst Tappert: Charles Barton/ Bennett Reeds
      Fred Williams: Inspektor Rupert Redford
      Barbara Rütting: Celia
      Wolfgang Kieling: Ferencz
      Rainer Basedow: Sergeant McDowell
      Dan van Husen: Kronstel (Fahrer der Konditorei)
      Elisa Montes: Helen
      Luis Morris: Fotograf Percy Pickwick
      Siegfried Schürenberg: Dr. Bladmore (alias Lord Cronsdale)
      Ángel Menéndez: Polizeichef
      Moisés Augusto Rocha: Roger
      Beni Cardoso: Linda (Nichte von Lord Cronsdale)
      Andrés Monales: Patakes (der Blinde)
      Eva Garden: Lola
      Mara Laso: Milly


      Mehrere Morde stellen Scotland Yard vor ein Rätsel. Inspektor Rupert Redford will den Fall aufklären, ein Fall der mehr verzwickt ist als man zuerst annimmt.

      Wie auch Werner Klingers „ Das Geheimnis der schwarzen Koffer“, entstand „Der Todesrächer von Soho“ nach der Romanvorlage „Der Tod packt seine Koffer“ von Bryan Edgar Wallace. Die Regie übernahm Jess Franco und zwar unter dem Pseudonym Jess Frank. Dieses kann als abwertend oder letztendlich als interessant gesehen werden. Bekannterweise ist es ja nichts Neues, dass ein Film von Jess Franco geteilte Meinungen resultieren lässt.

      Was nach Ansicht des Films definitiv sofort auffällt, es werden keine Nackt- oder Sexszenen verwendet. Eigentlich ein Punkt der untypisch für Francos Filme ist. Das einzige was innerhalb des Films für ein wenig erotische Belebung in Form charismatischen Zügen sorgt, ist Elisa Montes in der Rolle der Helen. Auch im Bereich Action hält sich der Film eher zurück.

      Des weiteren muss man positiv anmerken, dass „Der Todesrächer von Soho“ nicht so verwirrend ist, wie „Der Teufel kam aus Akasava“, welcher ein einziges Durcheinander präsentierte und bei dem einzig Franco und Trash Fans auf ihre Kosten kamen. „Der Todesrächer von Soho“ wirkt wesentlich strukturierter. Der Zuschauer wird langsam auf die Lösung vorbeireitet und nicht mit einer Unmenge von Fehlidentitäten verwirrt.

      Was die Darsteller anbelangt, so macht Horst Tappert in der Rolle des Charles Barton bzw. Bennett Reeds, mit seiner 3 Tage Bart Optik und einem engagierten Spiel, einen guten Eindruck. Auch Fred Williams kann man als Inspektor Rupert Redford eine gute Leistung bescheinigen. „Der Todesrächer von Soho“ entstand in der gleichen Zeit wie die Spät-Wallace-Verfilmung „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“. Francos Film kann sich zwar nicht mit Lenzis messen, aber Franco hat mit Elisa Montes eine attraktive und sympathische Hauptdarstellerin, die Lenzis Film wesentlich besser zu Gesicht gestanden hätte als die untalentierte Uschi Glas.
    • Eine Review von 2009:


      In London passieren merkwürdige Morde, bei denen immer der gepackte Koffer der Opfer neben der Leiche platziert wird. Der Täter, von dem bloss die schwarzen Handschuhe bekannt sind, tötet die Opfer immer mit einem Wurfmesser direkt ins Herz. Scotland Yard vermutet die Opfer in Zusammenhang mit einem Rauschgiftclans, doch der Inspektor Redford wird immer wieder auf die falsche Fährte gebracht.

      Was soll man schon grossartig zu so einem Film schreiben, der eine Umsetzung von Bryan Wallace Geschichte "The corpse packs his bags" ist und auch noch von Jess Franco (Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies / Oase der Zombies) realisiert wurde. Meine Erwartungen waren natürlich bis aufs Minimum heruntergeschraubt, kannte ich Franco bisher bloss als Regisseur obertrashiger und öder Heuler, die mehr Erotiksleaze waren als vermeintliche Horrorfilme. Umso mehr war ich dann erstaunt, über das, was Franco alias Jess Frank uns hier präsentierte. Ein Franco ohne Sexszenen, ohne nackte Haut und dann noch als "Who done it" Film, als Umsetzung eines Wallaceromans? Kann sowas gutgehen? Kann es, kann es das? Naja, zumindest teilweise, denn die in Ansätzen gut ausgeklügelte Story schert sich wenig um ihre Logik, aber das macht nichts, umso überraschender ist es überhaupt, wie es Franco schafft einen derart bieder abgefilmten Film zu drehen. Aber erstmal vorneweg. Die erste Szene im schundigen Hinterhofhotel mit dem blinden Musikkastenspieler birgt schon von technischer Finesse, auch wenn hier gewisse Vorschreiber das ganze als pottenhässlich abtun. Klar benutzte Franco für seine Kulissen Weichzeichner, aber was erwarten wir denn bei einem solchen Film der Sorte "pissgelber Umschlag und schwarze Handschuhe"? Schundkrimis der 70er müssen so aussehen, zumindest für meinen Geschmack. Zurück zu dem Musikkastenspieler, denn der wird in diesem Teil noch so seine wichtige Rolle spielen. Habe ich jetzt schon zuviel verraten? Jedenfalls räumt Franco mehr als genug Tatsachen in den Film ein, spätestens nach dem dritten Mord hört man auf sich selbst Zusammenhänge zu bilden und nach Motiven zu suchen. Hier der geheimnisvolle Charles Barton, der unter falschen Namen eines früheren Häftlings unterwegs ist, hier die verwitwete Arztassistentin Helen Bennet, die den Koffer mit Rauschgift findet, da der vertrottelte Fotograf Andy Pickwick, nein nicht Picknick, der immer am Mordgeschehen dabei ist. Und dann noch der geheimnisvolle Arzt Bladmore, der ein Doppelleben zu führen scheint. Allesamt Charaktere, die sich gegenseitig mehr oder weniger bis gar nicht kennen, zumindest macht es den Anschein, aber doch irgendwie in Zusammenhang miteinander stehen. So schnell wird das nicht klar. Und so führt und Franco geschickt auf eine seltsame Fährte, Szene für Szene weiss man nicht, wer der Täter sein könnte, vorallem bleiben die Absichten im Dunkeln. Im Dunkeln bleibt aber vorallem ob jetzt das miserable Drehbuch daran Schuld ist, oder die unlogische Zusammensetzung einzelner Storyelemente. Was solls, unterhaltsam ist das ganze schon, vorallem weil etliche Charaktere, allen voran der Fotograf Pickwick mit herrlich dumpfen Humor glänzen können. Man hat oft den Anschein, dass Franco das ganze Krimigenre auf den Arm nehmen möchte, jedenfalls wird dadurch das ganze herrlich aufgelockert. Die Dialoge sind indes wirklich sehr ausgefeilt, von Stumpfheit oder mohnotoner Einfallslosigkeit kann hier nicht die Rede sein, immer gepaart mit charmanten Wortwitz, gesellen sie sich eh schon wunderbar zu dem typisch schundig liebevollen 70er Jahre Flair, der durch die exzellenten Kamerafahrten von Franco noch abgerundet wird. Wie bitte? Spinn ich oder was? Franco und exzellente Kamerafahrten? Ja, denn Franco zeigt dann und wann wirklich wunderbares Talent, ähnlich wie zb. in "Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies", der ebenfalls Anfang der 70er gedreht wurde, entsteht oftmals, aufgrund der leeren Drehorte, eine wunderbar surrealistische Atmosphäre, nichtzuletzt sind Francos Kamerafahrt geschickt eingesetzt, die Schnitte sorgen für das ordentliche Tempo. Langeweile kommt hier selten auf, die Darsteller sind entsprechend brauchbar gezeichnet, die Spannung stimmt und ästhetisch ist der Film auch noch anzusehen.

      Fazit:
      Bevor Franco Ende der 70er und 80er totale Heuler drehte, offenbarte er uns in seinen Filmen Anfang der 70er sein wahres Talent. Ein Film, der von humoristischer und gut inszenierter Finesse zeugt, zwar dann und wann unlogisch erscheint, aber immerzu unterhält. Ein Schundkrimi wie er sein sollte. Atmosphärisch, kalt, aber genauso liebevoll. Zumindest besser, als was er aufgrund seiner Herkunft abgetan wird.

      69%
    • Bryan Edgar Wallace: Der Todesrächer von Soho (1971)



      Regie: Jess Franco

      Produktion: BRD/Spanien, 15.03.1971 bis 30.04.1971

      Mit: Horst Tappert, Fred Williams, Barbara Rütting, Wolfgang Kieling, Rainer Basedow, Dan van Husen, Elisa Montés, Luis Morris, Siegfried Schürenberg, Ángel Menéndez, Moisés Augusto Rocha, Eva Garden, Andrés Monales, Mara Laso, Jess Franco


      Handlung:

      In London ereignet sich eine merkwürdige Mordserie mit Wurfmessern, bei der der Täter vorher immer die Koffer seiner Opfer packt. Inspektor Redford ermittelt in der Sache und sein Freund, der Kriminalschriftsteller Charles Barton, ist parallel dazu hinter einer Bande her, die mit der tödlichen Droge Meskadrin handelt. Barton ist selbst davon abhängig und in Wirklichkeit nicht jener, der er vorgibt zu sein...

      Anmerkungen:

      Nach seiner cineastischen Akasava-Gräueltat quält Jess Franco die Wallace-Fans erneut und zeigt ein weiteres Mal, dass er für Qualität bürgt, nämlich für absolut minderwertige. Eigentlich ist dieser Film kaum zu besprechen, ohne sich im Ton zu vergreifen. Zwar handelt es sich wohl um den einzigen BEW-Nachschlag, dem man den Bezug zur ursprünglichen Reihe nicht einmal absprechen kann, liegt doch eindeutig ein Remake von "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" vor - leider ein völlig verpfuschtes. Die Idee, den Stoff nochmals zu verfilmen, wäre ja grundsätzlich nicht einmal schlecht gewesen, da die Erstverfilmung bekanntlich eine der schwächeren und nicht sehr ausgereiften SW-Beiträge war. Was Franco hier aber abgeliefert, um nicht zu sagen verbrochen, hat spottet wirklich jeder Beschreibung.

      Dass die stinklangweilige Inszenierung und Dramaturgie völlig plump und unprofessionell daherkommt ist für sich alleine schon schlimm genug und lässt die armen Darsteller teilweise schuldlos (teilweise auch nicht) wie Laien aussehen. Dass aber als Draufgabe allen Ernstes Bilder präsentiert werden, die sich nicht einmal ein erstsemestriger Filmstudent vorzulegen getrauen würde, kann man nur noch mit einem fassungslosen Kopfschütteln quittieren. Sehr viele Szenen sind durch eine milchige Trübung, die den Eindruck erweckt, der Fernseher liegt in den letzten Zügen, regelrecht besudelt. Solche Bilder habe ich zuletzt gesehen, als ich im zarten Alter von rund 10 Jahren meine erste Kamera besaß, keine Ahnung von Blende und Belichtung hatte und dabei das gute Ding auch noch gegen die Sonne hielt. Beim zweiten Messermord weis man nicht, ob nun Tag oder Nacht sein sollte und kann einen gar grässlichen Belag auf der Linse wahrnehmen. Es scheinte für das "Expertenteam" kein Problem gewesen zu sein, dass eine Kombination von Käuzchenrufen und verschmutzter Helligkeit weder zusammenpasst noch das un-geschulteste Auge in irgendeiner Form anspricht, sondern regelrecht anwidert. Diese unglaubliche Stümperhaftigkeit ist charakteristisch für den künstlerischen Wert dieses Streifens. Derartige Aufnahmen sind einer Kinoproduktion nicht nur absolut unwürdig, sondern disqualifizieren die Verantwortlichen ganz eindeutig auch als Filmemacher. Wer zu einem optischen Medium einen derartigen Beitrag leistet, hat wirklich keinen Respekt mehr verdient. Nachdem dies alles schon ausreicht, dem "Todes-Langweiler von Soho" das Genick zu brechen, muss auf die vielen platten Dialoge und den niedrig-schwingenden Humor gar nicht mehr näher eingegangen werden.

      Dass dieser, wie ein mit bescheidensten Mitteln produzierter Fan-oder Laienfilm aussehende, Krimi überhaupt den Weg in die Lichtspielhäuser fand, kann kaum mit rechten Dingen zugegangen sein und deutet darauf hin, dass die "Qualitätskontrolle" wohl mit Grippe im Bett gelegen haben muss. Eigentlich hätte man die Filmrolle nach der ersten Vorführung aus dem geschlossenen Fenster schleudern müssen. Darüber hinaus präsentiert sich der "Maestro" in seiner maßlosen Selbstüberschätzung auch noch höchstpersönlich in einem Cameo-Auftritt, anstatt sich voll Scham über seine zweifelhafte "Expertise" nach rund 20 Jahren im Filmgeschäft, in einem Mauseloch zu verkriechen. Darstellung, Inszenierung, Dramaturgie, Farben, Kameraführung, Humor - hier fällt ausnahmslos alles nicht nur meileinweit hinter die 1961er-Produktion zurück, sondern zeigt in den wesentlichen Punkten alle Merkmale einer dilettantischen und für das Genre absolut rufschädigenden Pfuscharbeit.

      Horst Tappert (1923-2008) schlägt sich zwar wacker und macht als kerniger "Tough Guy" eine erstaunlich gute Figur, nur eben leider im falschen Film. Er zeigt deutlich, dass mehr in ihm steckt, als der fade Derrick, als welcher er später ge-typcastet wurde. Die hübsche Elisa Montez (geb.1934) wirkt recht nett, liebenswert und einigermaßen glaubhaft. Das musikalische Titelthema kann man auch noch gelten lassen. Leider sind die positiven Aspekte damit auch schon ausgeschöpft. Fred Williams (geb.1938) nehme ich, wie schon in "Der Teufel kam aus Akasava", als profillose Nullnummer wahr. Luis Morris (1929-1974) malträtiert den Zuseher mit einem Anti-Humor, der plumper und unlustiger nicht mehr sein könnte. Er nervt wie eine Zecke und läßt seinen oftmals kritisierten Vorgänger Chris Howland im direkten Vergleich wie einen Meisterkömödianten erscheinen. Siegfried Schürenberg und Barbara Rütting können einem nur Leid tun, wohl aus Fahrlässigkeit bei der Auswahl ihrer Rollen in diesen unterirdischen Schund geraten zu sein.

      Fazit:

      Ein "echter Franco". Reizlose, unspannende, oberflächliche und schlampige Verfilmung mit unappetitlichen Bildern, die den Eindruck erwecken, als Kameramann fungiere ein unbegabter Lehrling, der seine ersten Gehversuche mit einer ungeputzten Linse unternimmt und dabei alle erdenklichen Fehler anschaulich vorführt. Wer die trashigsten 75 Filmminuten seines Lebens "genießen" will, dem sei diese "stilistische Kostbarkeit" Franco'schen Filmschaffens an's Herz gelegt. Aufkommenden Wallace-Fans würde ich dringend raten, einen weiten Bogen um dieses Werk zu machen. Der Streifen gehört, zusammen mit dem artverwandten Akasava-Teufel, in ein Double-Feature für Liebhaber grottiger "Anti-Unterhaltung". Mit 1 von 10 gibt's die rote Karte für diesen, wie aus verunglücktem und entsorgtem Filmmüll zusammengeschnipselten, Totalausfall. Pfui Teufel!


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