Jagdszenen aus Niederbayern

    • Jagdszenen aus Niederbayern



      Produktionsland: Deutschland
      Produktion: Jürgen Dohme, Rob Houwer
      Erscheinungsjahr: 1969
      Regie: Peter Fleischmann
      Drehbuch: Martin Sperr, Peter Fleischmann, Martin Sperr
      Kamera: Alain Derobe
      Schnitt: Barbara Mondry, Jane Seitz
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: -
      Länge: ca. 85 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Martin Sperr, Angela Winkler, Else Quecke, Maria Stadler, Michael Strixner, Hanna Schygulla, Eva Berthold, Johann Brunner, Hans Elwenspoek, Johann Fuchs, Johann Lang, Renata Sandner


      Inhalt:

      Barbaras Sohn Abram, ein 20-jähriger Mechaniker, ist homosexuell. Im Dorf spricht sich so etwas schnell herum. An Sticheleien wird nicht gespart. Besonders seit er in Landshut im Knast gewesen ist, wegen "ganz warmer Dinge". Die moralische Ordnung gerät durcheinander. Abram macht sich nützlich mit der Reparatur von Erntemaschinen und überhört geduldig Hohn und Spott. Hannelore, das "Dorfluder", Dienstmädchen des Bürgermeisters, macht sich an Abram heran. Seine Mutter wehrt sich gegen diese Verbindung - schließlich ist bekannt, dass die mit jedem ins Bett geht, auch gegen Bezahlung. Hannelore will Abram etwas Wichtiges mitteilen. Dazu kommt es aber nicht, da sich die Dorfbewohner gegenseitig aufputschen und Abram beschimpfen und ihn vertreiben, wo immer er auftaucht. Als Hannelore schließlich dazu kommt, Abram zu sagen, dass sie von ihm schwanger ist, rastet er aus und würgt sie in einem Anfall von Ekel und Hass, bis sie zusammensackt. Eine makabre Hetzjagd beginnt...


      Trailer:


      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 09.02.2012


      Kritik:

      Wenn die Fassade erstmal bröckelt. Niederbayrische Bestien in Menschengestalt.

      Zu Beginn wird das alltägliche Leben einer bayrischen Provinz aufgezeigt, wo ohne die deutsche Untertitelung nichts zu verstehen wäre, außer man kann bayrisch gut verstehen.
      Es gibt ein paar auflockernde Szenen, so dass der Trott nicht ganz langweilig ist, aber wirklich interessant sind die ersten 30 Minuten nicht. Nach dem sich aber mit dem schwulen Abram (Martin Sperr) ein Hauptcharakter herauszukristallisieren, auf den die Dorfbewohner es nun abgesehen haben, ab diesen Zeitpunkt wird die Geschichte interessant. Zu sehen ist nun Hurerei, heimlich in den Wiesen. Es wird ein Schwein gemeuchelt und nach dem Kehlenschnitt ausbluten, damit die Niederbayern etwas zum verspeisen haben, witzig das gerade bei einer Szene wo mit dem abgetrennten Schweinekopf scherzhaft makabere Spiele betrieben werden, dann von fehlender Moral geredet wird, im Bezug auf die Homosexualität. Es geht hier sogar um die Pädophilie, da Abram sich mit den verblödeten Dorfjungen aufhält, wobei dass nur schwer gedeutet werden kann, ob es Freundschaft oder doch der Trieb ist, der ihn diesbezüglich leitet. Bevor es nämlich richtig geklärt werden kann, wird Abram schon von den Bewohnern vorverurteilt und dann später durch den Wald gejagt, sogar die Polizei unterstützt die Bewohner, da Abram als pädophil verdächtigt ist und angezeigt wird. Die Kirche kommt hier auch vor und stützt natürlich die Bürger in ihrem Glauben gegen die Homosexualität, auch ein Grund warum die Kirche Heute in einer viel offeneren Welt nicht mehr selbes Ansehen hat, sind solche veralteten Meinungen, wie über die Homosexualität. Richtige Gewaltszenen gibt es aber nicht, der Film unterhält, amüsiert und provoziert. Es fällt die Fassade der zunächst scheinbar sehr langweiligen Alltags Schinderei in Niederbayern und es wird Hetzjagd veranstaltet anhand von Vorverurteilung, wobei der Zuschauer sich selbst nicht so recht schlüssig sein wird, ob die Dorfbewohner nicht doch irgendwo richtig handeln, bevor schlimmeres passiert.

      „Du hast kein Recht, man hat kein Recht wenn man gegen die Natur ist.“

      [film]7[/film]
    • Sieht mir nach einem bösen, ehrlichen und allzu menschlichen Film aus. Könnte was für mich sein.
    • Der Mensch ist eine Krankheit-Der Tod die Medizin.Das der Mensch das wohl abscheulichste und primitivste Wesen ist,was auf dieser Erde eine Daseinberechtigung geniessen kann wissen wir alle.Manche machen sich Gedanken darüber,andere leider weniger.Das der Mensch ein Wesen ist,das nur durch,Habgier,Hass,Neid,Hohn und der gleichen leben kann wird mit dem Film zimlich gut ausgedrückt.Dieses Werk hat schon einige Jahre auf den Buckel und ist aktueller den je.Denn in genau so einer Gesellschaft leben wir.Manche passen sich an und nehmen diese verachtenswerten Wesenszüge an,andere schaffen noch den Sprung und leben sinnbewusst.Der Film agiert auf einer sehr ruhigen Ebene,wirkt dabei aber zu fast keiner Zeit einschläfernd.Es ist eine enorme Präsenz vorhanden,das seines Gleichen sucht.Und da kommen wir zum wesentlichen Bestandsteil des Films-den Abartigkeiten der Gesellschaft bzw.der gesamten Menschheit.In dem Film bekommen wir es mit Hass,sexuellen Abartigkeiten und der gleichen zu tun.Ich bin sogar der Auffassung das der Streifen somit die Menschheit spiegeln wollte.Peter Fleischmann hat hiermit einen top aktuellen und kontoversen Film geschaffen,der unter die Haut geht.Die gesamte Kulisse ist ein wie es der Name des Films schon sagt ein niederbayrisches Dorf mit Umgebung,die wunderbar in Szene gesetzt worden ist.Auch darstellerisch geht der Streifen voll und ganz in Ordnung,teils hat man das Gefühl,man schaue dem Landleben zu.Das Bild der BD aus dem Hause EuroVideo/Kino Kontrovers Nr.8 geht für das damalige Zeitalter-man beachte,das der Film aus den späten 60er Jahren voll und ganz in Ordnung.Wer sich mal was anderes anschauen will,mit dem bayrischen Dialekt zurrechtkommt und den Spiegel der Menschhheit filmtechnisch sehen will ist hiermit gut beraten.
    • @Mr.Splatter Sehr gutes Review.Nur weiter so.Klingt wirklich interessant.Werd ich mir wohl wenn ich ihn mal günstig bekomme zulegen.
    • Dankeschön fürs Lob Trasher.Ja,den bekommste wenn du Glück hast recht günstig.War wirklich mal was ganz anderes für mich.Doch,ich muss sagen für das damalige zeitalter sehr kontrovers,aber aktueller denn je.
    • Hört sich hochinteressant an! In diesem Bereich hier ist tatsächlich noch die ein oder andere Perle, die ich entdecken konnte! Wirklich toll, was hier so alles zusammengetragen wurde!
      Wir sind der singende tanzende Abschaum der Welt!
    • Grade gibt es das Mediabook mit BluRay für 8 Euro bei Amazon. Hab direkt mal zugeschlagen.
      I'm the cool dad. That's my thing. I'm hip. I surf the Web. I text. LOL: laughing out loud. OMG: Oh my God. WTF: Why the face? Um you know, I know all the dances to High School Musical so..

      [ Dienstag | 23:48 ] <Anyu> also wenn three fingers würstchen einen agenten hat, dann muss ich es mal anerkennend schütteln


    • [FILM]7/10[/FILM]

      Plot:
      Jagdszenen aus Niederbayern, erzählt die Geschichte des 20-jährigen Abrahams. Abraham hat seine Kindheit in einem kleinen, beschaulichen bayerischen Dorf verbracht. Später zog es ihn jedoch nach Landshut, oder aus Sicht der Dorfbewohner: In die große Stadt. Einige Jahre später kehrt Abraham in das Dorf zurück. Doch dort wird er nicht gerade freundlich begrüßt. Und als das Gerücht die Runde macht, dass Abraham "ein warmer Bruder" wäre, wandelt sich Argwohn schnell in blanken Hass um.

      Fazit:
      Alles in allem ist Jagdszenen aus Niederbayern zwar nicht mehr so skandalös wie er einst war, aufgrund der dokumentarischen Inszenierung und wirklich sehr guten Darsteller jedoch ein ziemlich Atmobrett. Dabei gelingt dem Film ein kleines Kunststück. Er distanziert den Zuschauer vom Geschehen, bindet ihn aber dennoch genug ans Geschehen, um ihn bis zum Ende zu fesseln. Zurück bleibt dann ein etwas verwirrter Zuschauer, den die ganz zentrale Schuldfrage wird nie eindeutig geklärt, denn auch Abraham ist nicht so unschuldig wie man meinen könnte.
    • Lief jetzt vor kurzem auf 3Sat in der Themenwoche: Deutsch,deutsches Kino.
      Ich hatte vorher gar nicht darauf geachtet,das bei diesem Reißer sogar Hanna Schygulla mitspielt.
      Was mir bei dem Film am meisten auf den Zeiger ging,war der etwas zu starke bayrische Dialekt,der ja auch durchgehend anhält.
      Das ganze kommt auf Grund der unfreiwilligen Komik zum Teil recht lustig rüber,wobei ich über den Mopedsturz des einen Bengels auf der Brücke am meisten ablachen musste.
      Und da bin ich auch schon bei den Darstellern,nämlich keine einzige der Charakteren die hier gespielt werden,scheinen normal im Kopf zu sein,so das man den ganze Film über den Eindruck nicht los wird,das die gesamte Darstellerriege doch glatt aus der Lebenshilfe stammen könnte.

      FAZIT: Einmal (aus Interesse ) gesehen reicht.

      [film]5[/film]
    • KoenigDiamant schrieb:

      Lief jetzt vor kurzem auf 3Sat in der Themenwoche: Deutsch,deutsches Kino.
      Ich hatte vorher gar nicht darauf geachtet,das bei diesem Reißer sogar Hanna Schygulla mitspielt.
      Was mir bei dem Film am meisten auf den Zeiger ging,war der etwas zu starke bayrische Dialekt,der ja auch durchgehend anhält.
      Das ganze kommt auf Grund der unfreiwilligen Komik zum Teil recht lustig rüber,wobei ich über den Mopedsturz des einen Bengels auf der Brücke am meisten ablachen musste.
      Und da bin ich auch schon bei den Darstellern,nämlich keine einzige der Charakteren die hier gespielt werden,scheinen normal im Kopf zu sein,so das man den ganze Film über den Eindruck nicht los wird,das die gesamte Darstellerriege doch glatt aus der Lebenshilfe stammen könnte.

      FAZIT: Einmal (aus Interesse ) gesehen reicht.

      [film]5[/film]
      "Was mir bei dem Film am meisten auf den Zeiger ging,war der etwas zu starke bayrische Dialekt,der ja auch durchgehend anhält."

      lol haha das kenn ich. Hab mir bei dem Film tatsächlich die Untertitel einschalten müssen, weil ich sonst zu wenig verstanden hab.

      Alles in allem fand ich den Film aber ganz gut. Ich denke als der Film Ende der 60er rauskam war die Thematik auch noch wesentlich kontroverser aufgenommen worden.
      Zur damaligen Zeit haben sich da bestimmt viele "gut-bürgerliche" Leute drüber echauffiert.
    • Bonzaimann schrieb:

      Zur damaligen Zeit haben sich da bestimmt viele "gut-bürgerliche" Leute drüber echauffiert.
      Oder mit den Mistkabeln den Regisseur aufgesucht.
    • Ja. Vor einiger Zeit hab ich im Deutschlandfunk mal zufällig einen Bericht darüber gehört. Der hatte sich allerdings weniger um den Film sondern mehr um das Theaterstück gedreht. Der Autor hatte damals wohl einige Anfeindungen über sich ergehen lassen müssen. "Schund" war da wohl noch eine freundliche Bezeichnung.