Der Junge Törless

    • Der Junge Törless



      Produktionsland: Deutschland, Frankreich
      Produktion: Louis Malle, Franz Seitz
      Erscheinungsjahr: 1966
      Regie: Volker Schlöndorff
      Drehbuch: Robert Musil (Roman), Volker Schlöndorff
      Kamera: Franz Rath
      Schnitt: Claus von Boro
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Hans Werner Henze
      Länge: ca. 84 Minuten
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Mathieu Carrière, Marian Seidowsky, Bernd Tischer, Alfred Dietz, Barbara Steele, Jean Launay, Hanna Axmann-Rezzori, Herbert Asmodi, Lotte Ledl, Fritz Gehlen


      Inhalt:

      Törless kommt auf ein Internat für Jungen aus wohlhabenden Kreisen. Schnell durchschaut er die Machtstrukturen, hält sich aber bewusst im Hintergrund. Mit zwei Schülern gründet er eine Art Geheimbund, und als ein Außenseiter des Diebstahls überführt wird, zeigen sie ihn nicht bei der Leitung an, sondern quälen und missbrauchen ihn. Törless ist von Gewalt fasziniert und angewidert zugleich.

      Trailer:



      Kritik:

      Das es in den Schulklassen Anfang des 20. Jahrhundert auch vereinzelt ganz schön flott und rebellisch zugegangen sein mag, zeigt dieser „Junge Törless“ auf, der für seine Entstehungszeit Mitte der 60 ganz schön zu provozieren weis. Natürlich wird im Dialog nicht so frech umgegangen wie dann ab den späteren 70er Jahren, hier sind die Dialoge gewählt und intelligent gesprochen, aber nicht minder böse. Der junge Törless provoziert vor allem mit Erotik, nackte Frauen-Bilder die von Jungs angeschaut werden und Damen die sie verführen. Zudem werden Kinder von anderen sehr schikaniert und vor allem auf der psychischen Ebene total fertig gemacht. Das Psychospiel hält sehr lange an, was sich zunehmend an Gewaltbereitschaft steigert, da das Opfer sich schnell daran gewöhnt und seinen Peinigern förmlich in den Hintern kriecht. Insbesondere wenn es noch um sexuellen missbrauch unter Kinder geht, selbst wenn dies nicht direkt aufgezeigt wird, aber sehr ersichtlich angedeutet, dann hat man hier schon ganz schön zu schlucken.

      Es gibt auch einige optisch harte Szenen, wie eine Maus die gequält und dann erschlagen wird. Die Peiniger werden im Verlauf immer mehr Druck auf den Jungen aufbauen und wörtlich auf eine neuen geistigen Eben willig machen.

      Ein faszinierendes Spielfilmdebüt von Volker Schlöndorff, der den Psychoterror auf der geistigen, überlegenen Ebene bis ins ultimo treibt, auch wenn die Frage aufkommt, warum der Junge zunächst alles mit sich machen lässt, er scheint wirklich willenlos zu sein, bis es ihm dann zu bunt wird. Die Schauspieler sind sehr gut, vor allem der poetische Mathieu Carrière kann dabei in seiner ersten großen Filmrolle sehr herausragen. Das Ende läst dann Raum zum reininterpretieren. Der junge Törless ist ein schonungsloser Film der die Gewaltbereitschaft junger Menschen unter Gruppenzwang aufzeigt.

      „Es geschieht einfach. Wir können nichts dagegen tun.“

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