Alternativer Titel: Daddy's Deadly Darling, Horror Farm, Lynn Hart, The Strange Love Exorcist, The Strange Exorcism of Lynn Hart
Produktionsland: USA
Produktion: Marc Lawrence & Donald Reynolds
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Marc Lawrence
Drehbuch: Marc Lawrence (als F.A. Foss)
Kamera: Glenn Roland
Schnitt: Irv Goodnoff
Spezialeffekte: Bruce Adams
Budget: -
Musik: Charles Bernstein
Länge: ca. 80 Min
Freigabe: FSK 18
Darsteller: Toni Lawrence, Marc Lawrence, Jesse Vint, Paul Hickey, Katharine Ross, Iris Korn, Jim Antonio, William Michael, Erik Holland, Don Skylar, Walter Barnes, Bone Adams
Inhalt:
Lynn (Toni Lawrence) tötet ihren Vater, während dieser versucht sie zu vergewaltigen. Sie wird daraufhin in der psychiatrischen Klinik vom Camarillo State eingewiesen. Eines Abends flieht sie aus der Anstalt und findet Unterschlupf beim Farmer Zambrini (Marc Lawrence), der die junge Frau wie eine Tochter behandelt. Lynn ahnt zunächst nicht, daß der Farmer unangenehme Leute aus dem Weg räumt und die Leichen, in zerstückelter Form, an seine Schweine verfüttert. Als ein Gast in Zambrinis Truck Stop Lynn zu nahe kommt, nimmt das Unheil seinen Lauf...
Trailer: -
Deutsche DVD Fassung: 28.11.2014
Meine Wertung:
Nach ca. dreimonatiger Abstinenz war es mal wieder an der Zeit für ein Skeletor´isches Review. Viel Zeit ist vergangen, viele Probleme wurden mehr oder minder gelöst und die Zeichen stehen endlich wieder auf Horror, hehe... Für heute habe Ich mir dann ausnahmsweise mal keinen 80er Jahre Slasher vorgenommen, sondern versetze mich ganz voreingenommen in das Jahr 1972 zurück. Ein Jahr das als das längste Jahr des „gregorianischen Kalenders“ gilt, indem die Olympischen Sommerspiele in München von einer Geiselnahme überschattet wurden und ein Transitabkommen zwischen der ehemaligen DDR und der BRD geschlossen wurde.
Aber gut, Ich will jetzt keinen Geschichtskurs mit euch veranstalten, spezialisieren wir uns deshalb lieber auf das eigentliche Ereignis; nämlich „Pigs“ von Marc Lawrence. Im Film übernimmt er neben dem Drehbuch und der Regiearbeit auch gleich die Hauptrolle des fiesen Schweinezüchters Zambrini (Man gönnt sich ja sonst nix), seine Tochter(Toni Lawrence) spielt zudem die zweite Hauptrolle der psychisch kranken Lynn. Lawrence, der im November 2005 verstarb, schrieb vor „Pigs“ eher unbedeutende Filme, und verdiente vor seinem Tod ausschließlich sein Geld mit Nebenrollen und Cameo-Auftritten in diversen Hollywoodproduktionen wie: „From Dusk Till Dawn“, „A-Team“, „Emergency Room“ und „Star Trek“.
Und auch hier hat er seine Pflicht nur zum Teil erfüllt. Was mir gleich auffiel, in der deutschen Version versuchte man mit den Namen „Pigs“ eher darauf abzuzielen, das die Schweine als blutrünstige Monster dargestellt werden die alles fressen was ihnen vor die Schweinsnase kommt, in der US-Version wurde hingegen häufiger der etwas bekanntere Alternativtitel „Daddy's Deadly Darling“ benutzt, der sich sofort erkennbar auf den eigentlichen Mörder im Film bezieht: Denn im Film selbst sind die Schweine nur Mittels zum Zweck und fallen dem Zuschauer mehr durch ihre nervenden Geräusche auf (dazu später mehr) als durch ihre grunzenden Amokläufe und sorgen höchstens dafür dass die Leichenteile der Ermordeten „ordnungsgemäß“ entsorgt werden, wenn Ihr versteht was Ich meine...
Doch ganz so abwegig ist die eigentliche Geschichte nun auch nicht. Früher war es bei der italienischen Mafia z.B. Gang und Gebe das abtrünnige Mafiamitglieder den hungrigen Schweinen zum Fraß vorgeworfen wurden, und das bei lebendigen Leib! Ein kaum vorstellbarer Schmerz den die Omerta-Opfer damals erlitten haben müssen... Aber gut, kommen wir langsam mal wieder zurück zum eigentlichen Film; Lynn, frisch aus der Nervenklinik ausgebrochen flüchtet zum Farmer Zambrini um dort Unterschlupf zu finden.
Leider hat Zambrini nicht gerade den besten Ruf in der abgelegenen Kleinstadt: Es geht das Gerücht um das er Leichen vom örtlichen Friedhof ausgräbt und Sie an seine zwölf Schweine verfüttert. Nebenan wohnen die zwei lästigen Tratsch-Tanten namens Masy, die zugleich die ärgsten Feinde von Schweinezüchter Zambrini darstellen und ordentlich vom Leder ziehen wenn es um den werten Herr Nachbar geht… Da kommt selbst der ortsansässige Sheriff Dan Cole gern mal auf eine Tasse Kaffe vorbei um sich genüßlich den neusten Klatsch und Tratsch aus dem Dorf der Schweine anzuhören.
Eine der Weiber schüttet dem Sheriff sein Herz aus: „Es sind keine Schweine, wissen sie, es sind vielmehr tote Menschen! Er mästet diese Schweine, und zwar mit toten Menschen und dann isst er die Schweine“. Der Sheriff erwidert gelassen: „Miss Masy, was würden Sie auf die Frage sagen, Woher er die toten Menschen bekommt?“, „Vom Friedhof wahrscheinlich, vielleicht bringt er auch welche um! Sie sollten Ihn einsperren, Dan Cole!“, „Ich glaube kaum dass das geht, Miss Masy.“ „Wieso nicht?“, „Ich glaube kaum das es ein Gesetz dagegen gibt Tote in Schweine zu verwandeln!“ „Aber es müsste eins geben…“, „Ah, ich hab noch was für Sie getan Miss Masy. Ich habs für Sie nachgesehen, Äh, Offenbar ist es so das Tote überhaupt keine bürgerlichen Rechte haben“
… Aha, jetzt wäre das also auch geklärt. Mal davon abgesehen dass der Sheriff keinerlei Zweifel an der „Schweine mutieren zu Menschen“- Story zu haben scheint, ist es Ihm offenkundig auch noch völlig schnuppe wenn jemand die Leichen aus dem örtlichen Friedhof ausgräbt….Na dann geht’s ja. Außerdem hinkt die Theorie etwas, denn von begrabenen Leichen bleibt in der Regel nur noch das Skelet übrig, aber da wollen wir lieber gar nicht erst weiter ins Detail gehen und lassen die Aussage von Miss Masy einfach mal so im Raum stehen…
Auch sonst ist „Pigs“ die reinste Mischung zwischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Mal wird es richtig düster, die Kamera schwingt auf und ab während Lynn in das Opfer sticht, mal werden solche Szenen durch die total bescheuerte Musikuntermalung ( Der Verantwortliche Charles Bernstein gehört dafür geschlagen!) gleich wieder zu nichte gemacht, und ein anderes mal kommt es erst gar nicht zu (wenigstens ansatzweise) mysteriöser Stimmung da die Protagonisten mit ihrer dreist-doofen Vorspielweise alles versauen (Abgesehen von den zwei Hauptdarstellern, aber dazu später mehr). Was im wahrsten Sinne des Wortes überhaupt nicht schweinisch ist (Guter Wortwitz ne?), sind die Geräusche der Schweine:
Erstens; das Quietschen der Schweine ist immer gleich laut! Egal ob sich derjenige der es hört gerade hinter verschlossenen Fenstern oder 50 Km weit weg vom Stall befindet. Entweder war der Soundmann besoffen oder die Schweine im Film benutzten ein Megaphon, Hust… Zweitens; die Geräusche der Schweine sind das lächerlichste am ganzen Film! Meine Güte, Ich könnte schwören der verantwortliche Toningenieur hätte die Schweine-Geräusche selbst ins Mikrophon gegrunzt, so billig und unverkennbar falsch klingen diese...
Auch sonst muss man leider festhalten: Der Film versucht sein bestes um als selbstkritischer Psychothriller gut rüber zu kommen, doch leider scheitert es wie so oft an den einfachsten Mitteln.An Geld hat es dem Macher definitiv gefehlt. Viele Szenen wurden so dahin geschludert, die Einstellungen und Szenen wiederholen sich zu oft und die wenigen Morde die es zu sehen gibt, werden im Off-Screen abgehandelt (Mal abgesehen von der lächerlichen Amputation eines „Puppen“-Arms). Trotzdem ist die eigentliche Story des Films mit dem Hintergrund des Mädchens sorgfältig ausgewählt und an einigen Stellen sogar wirklich gut in Szene gesetzt. Zuviel möchte Ich jetzt aber auch nicht spoilern, dazu müsst ihr schon selbst einen Blick auf „Pigs“ riskieren.
Doch auch wenn der Film an einigen Stellen wirklich ernst und bedrohlich wurde, zerstreut sich dieser Gedanken sofort wieder durch einen stumpfsinnigen und höchstens ironisch gemeinten Kommentar der Protagonisten. Noch ein kleines Beispiel zum Ende gefällig. Lynn fährt im Auto mit Ben herum, dieser ist nach dem Kinobesuch mit ihr spitz wie Nachbars Lumpi und geht zum Angriff über, Sprich: Er versucht Sie zu vergewaltigen!(Dazu hat Lynn auch eine besondere Vorgeschichte, dazu einfach Film schauen). Gestört wird Ben nur durch den heranfahrenden Sheriff Dan Cole, den er erstmal mit „Hey, mach das verdammte Licht aus!“ zu Recht weißt. Noch Fragen? Zumal Lynn dann im Auto vom Sheriff nach Ben gefragt wird und Sie furz trocken antwortet: „Naja, der ist mir irgendwie unheimlich“…
Und auch geil ist wie Sie danach wie von Sinnen Ben tötet um sich an Ihn zu rächen und der alte Zambrini die total aufgelöste Lynn tröstet: „Sie müssen es einfach vergessen, vergessen Sie es einfach, Es macht keinen Sinn immer an Sachen zu denken“. Na das nenn Ich mal eine konsequente Aussage, vielleicht sollte er sich mal als Gefängnis-Psychologe versuchen. Trotzdem: Bis auf diese ganzen Aussetzer, die bescheuerte Musik und die nervenden Schweinegeräusche hat „Pigs“ irgendwie etwas. Auch wenn mich hier nicht wirklich viel fasziniert, so sind wenigstens einige Schauspieler nicht die schlechtesten und wissen teilweise sogar zu überzeugen.
Vor allem Regisseur und Hauptdarsteller Marc Lawrence spielt die Rolle des Zambrini hervorragend. Genie und Wahnsinn liegen bei dieser Rolle wirklich nah bei einander. Nie weiß man so richtig wie er auf dies und jenes reagieren wird und auch seine Tochter (Toni Lawrence) kann mich in der Rolle der psychisch gestörten Lynn überzeugen. Sonst ist der Film meiner Meinung nach eher Durchschnitt. Ich denke in den 80ern hätte „Pigs“ weitaus besser funktioniert, doch mit dem eher noch sehr ernsten und strangen Touch der 70er kann sich dieser Film nicht so recht anfreunden.
Denn auch wenn die eigentliche Story so tiefgründig ist und sehr gut in die Zeit passen würde, so wird dieser Charme durch diese ganzen Trash-Zutaten die hier verwendet wurden, irgendwie niedergewalzt! In Deutschland erschien er bis jetzt übrigens nur auf VHS von VMP, diese ist dafür ungeschnitten! In der USA wurde der Film auch auf DVD veröffentlicht, die Bildqualität soll jedoch nicht die beste sein. Vertrieben wurde „Pigs“ übrigens von der Trash-Schmiede TROMA, produziert jedoch ebenfalls von Marc Lawrence.
Arthur Spooner: "Ah, ihr jungen Leute mit eurem Gesundheits- und Schlankheitstick. Zu meiner Zeit hatte man mit Mitte fünfzig einen ordentlichen Herzinfakt. Und wir haben ihn zu schätzen gewusst!"