Alternativer Titel:Seppuku
Produktionsland: Japan
Produktion: Tatsuo Hosoya
Erscheinungsjahr: 1962
Regie: Masaki Kobayashi
Drehbuch: Shinobu Hashimoto
Kamera: Yoshio Miyajima
Schnitt: Hisashi Sagara
Spezialeffekte: Hideki Kato
Budget: ca. -
Musik: Tôru Takemitsu
Länge: ca. 133 Minuten
Freigabe: FSK 16
Deutscher Kinostart: 5. Juni 1964
Darsteller:
Tatsuya Nakadai – Tsugumo Hanshirō
Rentarō Mikuni – Saitō Kageyu
Akira Ishihama – Chijiiwa Motome
Shima Iwashita – Tsugumo Miho
Tetsurō Tamba – Omodaka Hikokuro
Ichirō Nakatani – Yazaki Hayato
Masao Mishima – Inaba Tango
Kei Satō – Fukushima Masakatsu
Yoshio Inaba – Chijiiwa Jinai
Yoshiro Aoki – Kawabe Umenosuke
Es gibt keine deutsche Fassung.
Handlung:
Erzählt wird die Geschichte eines Samurais, der in der Zeit des Friedens zum Ronin wird, und um die Erlaubnis ersucht den nun obligatorischen Ehrenselbstmord (Harakiri) zu vollführen. Dabei erfährt er vom Schicksal seines Schwiegersohns, der dem Ehrenselbstmord entgehen wollte, um Frau und Kind weiter versorgen zu können, und dabei in einen besonders grausamen Tod getrieben wurde.
Review (von DeathShark):
"After all, this thing we call samurai honor is ultimately nothing but a facade."
Harakiri beginnt mit einer Samurairüstung. Edel glänzend und schwermütig von Rauch umwabert. Ein traditionelles Symbol Japans und der Inbegriff der Samurai. Am Ende des Films bleibt von diesem Symbol nur eine leere Hülle übrig, der Mythos des ehrenvollen und heldenhaften Samurai wird zerstört.
Kobayashi erzählt vom Verfall alter Fürstenhäuser und damit auch von herrenlosen und umherziehenden Samurai. Viele leben von der Hand im Mund, haben kein Geld, keine Unterkunft. Immer öfter, so erzählt ein Mitglied des gut stehenden Iyi Clans, kommen Ronins vor ihre Tür und drohen Harakiri zu begehen, mit dem Ziel, etwas Geld zu erbetteln. Chijiiwa Motome, auch ein solcher Ronin, wird dann schließlich in den Selbstmord gezwungen, seine bitte, einige Tage Bedenkzeit zu erhalten, abgelehnt. In abscheulichen und unmenschlichen Bildern wird gezeigt, wie sich Motome mit einem Bambusschwert schließlich das Leben nimmt. Dem Ehrenkodex der Samurai ist genüge getan, der Iyi Clan zufrieden. Schließlich tritt sein Schwiegervater, Hanshiró mit derselben Bitte vor das Haus des Iyi Clans.
Vorher erzählt er aber noch allen Anwesenden Motomes Geschichte.
Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen zeigt uns Kobayashi hier den Samurai aber nicht als Krieger. Nicht als furchtlosen Soldaten. Nein, der Film zeigt ihn uns als rührenden Familienvater, als Menschen, für welchen die Familie über allem steht. In Harakiri ist nichts mehr vom strahlenden Mythos Samurai übrig. Harakiri ist ein Anti-Samurai Film.
In einer der ergreifendsten Szenen des Films, als Motomes Leiche nach Hause zu seiner Frau und seinem todkranken Kind gebracht wird, reden die drei Mitglieder des Iyi Clans von Ehre und den Pflichten eines Samurai, und von der Lächerlichkeit seiner Bambusschwerter. Später bricht Hanshiró über ihm zusammen, unter tränen fragt er warum er nur sein Schwert verkauft hat, nur um im gleichen Moment sich selbst zu verfluchen, warum er das nicht auch mit seinem eigenen Schwert gemacht hat.
Man sieht hier welchen Stellenwert die Familie in Harakiri hat. Das wichtigste Werkzeug des Samurai, sein Schwert, wird für Essen verkauft. Und noch etwas sieht man an dieser Szene. Die Lächerlichkeit solcher Worte wie Ehre und Heldentum, wenn das Leben der Familie auf dem Spiel steht. Der Film entblößt diesen falschen Pathos unverhohlen. Im Hinblick auf die Missstände, wirken alle Worte aus dem Munde des Iyi Oberhauptes wie blanker Hohn.
"How can those who never want for food or clothing understand their misery"
Es gibt nur sehr wenig Kämpfe im Film. Als sich Hanshiró mit dem besten Schwertkämpfer des Iyi Clans duelliert, tötet er ihn nicht, sondern schneidet ihm ein Stück seiner Haare ab, ein wichtiges Statussymbol eines Samurai. Aus Scham meldet sich der Kämpfer bei seinem Herrn krank. Auch hier sieht man wieder die Sinnlosigkeit der Regeln nach welchen die Samurai hier leben.
Kobayashi erzählt eigentlich eine sehr universelle Geschichte, welche zwar im Japan des 16. Jhdt spielt, dabei aber auf jede beliebige Zeit übertragen werden kann. Es geht um Armut, Arbeitslosigkeit und dem Verfall der Menschlichkeit in einer von falschen Idealen geprägten Gesellschaft. Paralellen zu Kurosawas Ran sind mehr als eindeutig.
Harakiri ist ein somit bewegendes Potrait über Humanität und Mitgefühl, getragen von perfektem Schauspiel und einer ergreifenden und ehrlich erzählten Geschichte. Es gibt eigentlich keinen Film, welcher das Prädikat Meisterwerk mehr verdient hätte, als dieser.