Homevideo



    • Produktionsland: Deutschland
      Produktion: Benjamin Benedict, Christian Granderath, Tim Greve, Lucia Staubach / Arte, NDR, BR3
      Erscheinungsjahr: 2011
      Regie: Kilian Riedhof
      Drehbuch: Jan Braren
      Kamera: Benedict Neuenfels
      Schnitt: Benjamin Hembus
      Spezialeffekte: Norbert Skodock
      Budget: ca. -
      Musik: Peter Hinderthür
      Länge: ca. 88 Minuten
      Freigabe: FSK 12
      Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Jonas Nay, Nicole Marischka, Sophia Boehme, Jannik Schümann, Tom Wolf, Willi Gerk, Anett Heilfort, Petra Kelling, Sabine Timoteo, Hans Werner Meyer


      Inhalt:

      Jakob ist ein verschlossener, sensibler 15-Jähriger mitten in den Wirren der Pubertät. Er macht gerne ungewöhnliche Fotos, betrachtet die Dinge ganz genau und filmt mit seiner Videokamera, was ihn gerade bewegt.

      Seine Eltern Claas und Irina wissen wenig über ihn, zu sehr sind sie mit sich selbst beschäftigt, stecken in einer Ehekrise - beinahe täglich wird Jakob Zeuge eines Streits. Als Jakobs Mutter ihm eröffnet, dass sie sich von Claas trennen und mit seiner kleinen Schwester Amelie ausziehen wird, bricht für ihn eine Welt zusammen. Auch in der Schule hat Jakob Probleme, doch eigentlich ist ihm das alles egal, denn er hat derzeit nur Augen für Hannah, in die er sehr verliebt ist.

      Als er gerade beginnt, mit Hannah Kontakt zu knüpfen und ihr näher zu kommen, gerät ein selbstgedrehtes, kompromittierendes Video von ihm durch einen dummen Zufall in die Hände seiner Mitschüler. Noch bevor Jakob sich das Video zurückholen kann, stellt ein Mitschüler es ins Internet, und in kürzester Zeit hat es sich in der ganzen Schule verbreitet.

      Von allen Seiten wird Jakob daraufhin ausgelacht und gemobbt, übers Internet erhält er im Chat dutzende Hassbotschaften. Auch Hannah bricht den Kontakt ab. Jakob ist beschämt und verzweifelt, seine Eltern versuchen ihm zu helfen, ohne die Tragweite seines Unglücks wirklich zu erkennen. Kann Jakob einen Ausweg aus seiner Situation finden und Hannah zurückgewinnen?




      Trailer:


      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 20.01.2012


      Kritik:

      Der von seinen Klassenkameraden gehänselte Jakob holt sich Zuhause vor der Webkamera einen runter, wo man sein Erguss auch noch zeigt. Der Film hat also einige Ekelszenen parat. Die Schauspielleistungen der sind nicht bei jedem perfekt, aber zumindest wirken alle sympathisch, insbesondere die Vaterrolle des Wotan Wilke Möhring. Die jungen Darsteller sind aber absolut gut besetzt, vor allem Jakob, der von Jonas Nay sehr realistisch gespielt wird und seine Freundin Sophia Boehme sind dabei zu erwähnen. Herzhaft loslachen konnte ich, als die vermeintlichen Kumpels eine Selbstbefriedigungsszene des Jakob auf seiner Videokamera entdecken. Was folgt ist allerdings eine Erpressung und später vor allem Mobbing. Der Filmstil ist typisch deutsch, was aber nichts schlechtes sein muss, immerhin ist das Tempo hoch. Homevideo entwickelt ein enormes Schamgefühl mit Gänsehaut bezogen auf die natürliche Sexualität eines Jungen, der deswegen wie ein Untier dargestellt wird. Was ganz normal ist, aber in unserer Gesellschaft durchaus als abartig gesehen wird, insbesondere auf die jüngere Generation aufgrund pubertären Verhaltens trifft dies zu.

      Zu sehen ist übrigens in einem Jungenzimmer ein großes Slasherfilm Poster mit dem Aufschrift „Dead Meat“, hierbei handelt es sich um einen Kurzfilm von Philipp Scholz der auf dem Störfilm Festival 2009 seine Premiere feierte, ansonsten aber bis dato unveröffentlicht blieb.

      Homevideo wurde für die ARD gedreht. Für einen modernen deutschen TV Film wird hier eine menge psychische Härte geboten, womit kaum zu rechnen war. Unglaublich Kilian Riedhof schafft hier seine Beachtung aus dem nichts, für Freunde des abseitigen Films somit ein sicherer Geheimtipp. Ein Klasse Lehrfilm über Cyber-Schulmobbing der harten Sorte, was es in Deutschland so noch nicht gab und die Umsetzung ist erstaunlich gut sowie emotional. Zwar kann man sich das harte Ende ein wenig vordenken, macht aber nicht viel aus. Es ist immer wieder ein Genuss solche abseitigen realistischen Tabu-Themen auf dem Homevideomarkt zu entdecken, was Hollywood so nie aufzeigen könnte. Wohl der beste deutsche Film des Jahres und vielleicht der Auftakt, dass im deutschen Fernsehen doch endlich mal wieder was Interessantes und nicht nur verdummendes und träges geliefert wird.

      [film]9[/film]

    • Könnte für dich noch ein Tick zu soft sein, aber ich weis es nicht. lolp
    • Hab den Film vor ein paar Tagen gesehen. Und fand ihn ausgesprochen gut.

      Jakob ist ein recht sensibler 15jähriger Schüler der sich mit den typischen Alltagsproblemen eines Heranwachsenden, wie schulischem Leistungsdruck, Kämpfen um Akzeptanz bei Mitschülern und erster Verliebtheit auseinandersetzen muss. Darüber hinaus leidet er unter der angespannten Situation zwischen seinen Eltern. Diese ziehen ihn regelmäßig in ihre Eheprobleme mit hinein, was ihn zunehmend belastet.
      Als die Ehekrise seiner Eltern schließlich in der Trennung gipfelt, händigt Jakobs Mutter aus Gedankenlosigkeit seine Videokamera an zwei Klassenkameraden aus. Auf der Speicherkarte befindet sich unter anderem eine Liebeserklärung Jakobs an seine Mitschülerin Hannah und eine selbstaufgenommene Masturbationsszene.

      Jakob wird daraufhin zunächst von einem Mitschüler erpresst. Zwar gelingt es Jakobs Vater in seiner Funktion als Polizist die kompromittierende Speicherkarte zurückzuerlangen, doch es ist zu spät : Die Aufnahmen wurden bereits ins Internet gestellt und über ein soziales Netzwerk verbreitet.
      Für Jakob beginnt daraufhin ein nichtendenwollender Spießrutenlauf. Er sieht sch vortan massivstem Mobbing ausgesetzt und wird obendrein vom Opfer zum Täter gemacht, als der Vater von Jakobs Freundin Hannah die Situation missdeutet und Jabob nicht als Mobbingopfer sieht sondern ihm sexuelle Belästigung seiner Tochter vorwirft. Jakobs Eltern wollen ihm zwar beistehen aber können trotz allen Engagements doch nicht die komplette Tragweite der seelischen Verletzungen die Jakob erleidet ermessen.

      Der Film zeigt eindrücklich sowohl die unabschätzbaren Gefahren vom Gelangen privater Daten ins Internet, als auch die Ausmaße und Folgen von Cybermobbing, sowie das Versagen diverser Instanzen (Schule, Justiz) die Opfer dieses Phänomens zu schützen oder auch nur zu verstehen.

      Mit "Homevideo" ist ein Film gelungen, der den Zuschauer emotional sehr bewegt. Die Scham, die Verzweiflung und die Hilflosigkeit der sich der Hauptprotagonist ausgesetzt sieht, wird auf nahezu unerträgliche Art und Weise spürbar, was vor allem der schauspielerischen Leistung von Jonas Nay geschuldet ist. Aber auch die anderen Darsteller agieren stark und überzeugend.
      Dieser Film macht nicht nur nachdenklich, wütend und traurig, er tut regelrecht weh. Die Story wirkt dabei zu keinem Zeitpunkt überzogen oder unglaubwürdig, dem Zuschauer drängt sich schlichtweg der Gedanke auf : "So schnell kanns passieren und dann ist man am Arsch". Absolut sehenswerter Streifen um ein brisantes und hochaktuelles Thema (Der Film sollte meiner Meinung nach als Anschauungsmaterial an Schulen eingeführt werden). Angucken!

      [film]10[/film]
      The girl that silenced the world for 6 minutes...
      https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk
      Severn Suzuki
    • Freut mich das er dir gefällt. Viele Kriitken gibt es ja nicht. Beim moviepilot hat der Film entweder Höchstnoten oder die Niedrigsten bekommen. Viele die zu sehr von übertriebenen Hollywoodfilmen ihren Geschmack diesbezüglich ausgerichtet haben, können mit sowas wie Homevideo überhaupt nichts anfangen.
    • Original von Dr.Doom:

      Freut mich das er dir gefällt. Viele Kriitken gibt es ja nicht. Beim moviepilot hat der Film entweder Höchstnoten oder die Niedrigsten bekommen. Viele die zu sehr von übertriebenen Hollywoodfilmen ihren Geschmack diesbezüglich ausgerichtet haben, können mit sowas wie Homevideo überhaupt nichts anfangen.


      Mich haben vor allem die Glaubwürdigkeit und die Topp-Schauspielerleistungen beeindruckt. Man hätte bei dem Film sehr viel falsch machen können, indem man ihn bspw. zu lasch oder zu krass dosiert. So ging es mir zB. mit "Die Welle" : Herrvorragender Stoff aber zu aufgesetzt, zu sehr inszeniert.

      Übrigens habe ich vor einigen Jahren einen Fall wie in "Homevideo" nahezu 1 zu 1 indirekt mitbekommen. Ich war ja jahrelang Trainer einer Volleyball-Mixed Mannschaft, meine "Kids" waren alle so zwischen 15-19 Jahre alt. Hab mitbekommen, wie einem Mitschüler meiner "Kids" (den Jungen selber kannte ich persönlich garnicht) auf einer LAN-Party der PC durchstöbert wurde, als er mal fürn paar Minuten weg war. Der Junge war so leichtsinnig in einem ungesicherten Ordner selbstaufgenomme Videos von sich aufzubewahren (mit noch krasserem Inhalt als in "Homevideo", mehreren Masturbationsszenen UND noch n Strip von seiner Freundin). Zwar gab es zu dem Zeitpunkt noch keine sozialen Netzwerke in der Form und auch das Internet war noch nicht sooo allgegenwärtig aber verbreitet wurde das Video auch. Von meinen "Kids" gehörte zwar keiner zu den "Drahtziehern" aber abgelästert und amüsiert haben sie sich dennoch drüber. Hat mich damals ziemlich belastet, meine "Kurzen" zu so gehässigen Mistviechern mutieren zu sehen.
      The girl that silenced the world for 6 minutes...
      https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk
      Severn Suzuki
    • Kann ich nachvollziehen, Homevideo ist sicherlich näher noch an der Realität dran als Die Welle und wird so oder in ähnlicher Form ziemlich oft in der Realität vorkommen. Das Handy insbesondere Videoaufnahmen sind schon längst zu dem wohl verbreitetsten Mobbingmittel in Schulen gewurden.

      Dann kann ich dir getrost den Film The Ketchup-Effekt empfehlen, teils kommt die Thematik auch in Klass - Chronik einer Katastrophe vor
    • Als der im Fernsehen lief war mir klar, der muss auf Scheibe! Hat dann zum Glück nicht lange gedauert.
      Gewaltig Physisches Brett! Gekonnte Umsetzung eines äußerst wichtigen Themas!
      Deutsches Kino wie es im Grunde besser kaum noch sein kann.
      Hier wirkt meiner Ansicht nach nix gekünstelt oder auf Teufel komm raus alibimäßig gemacht um draufzuhauen.
      Nein, hier ging man mit Bedacht heran.

      Hammerfilm - Ganz Große Nummer!

      [film]8[/film]