Der Horror-Film - Norbert Stresau (Sachbuch)

    • Der Horror-Film - Norbert Stresau (Sachbuch)




      Der Horror-Film (Von Dracula zum Zombieschocker)

      Autor: Norbert Stresau
      Verlag: Heyne Filmbibliothek
      Seiten: 266
      Erschienen: 1987
      ISBN: 3-453-86098-5

      Dieses Buch hat nun schon 20 Jahre auf dem Buckel. Trotzdem würde ich es immer noch als eines der brauchbarsten Bücher zum Thema bezeichnen. Norbert Stresau zeichnet auf 260 Seiten die Entwicklung des Horrorfilms an ausgesuchten Beispielen des Genres aus. Dabei bezieht er sich fast durchgehend auf die „großen“ Genreklassiker von den Beginnen des Horrorfilms wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ bis hin zum modernen Terror- und Splatterfilm wie „The Texas Chainsaw Massacre“. Da das Buch 1987 erschiene ist, findet der Leser natürlich auch nur Filme, bis zu diesem Jahr im Buch. Doch das soll nicht stören. Denn wer sich wirklich mit der Entwicklung dieses Genres auseinandersetzen möchte, ist hier immer noch bestens aufgehoben. Denn Stresau lässt wirklich kaum einen Genreklassiker, oder solche, die dafür gehalten werden, aus. Dabei verschont er auch nicht so manchen Film, der nur durch die gezeigten Gewaltexzesse zu Kultobjekten wurden. Den „Man-Eater“ findet man im Buch genauso wieder, wie den „Muttertag“ oder den inzwischen Generationen übergreifenden „Freitag der 13.“. Doch selbst bei diesen Filmen, welche ja meist nur in Fankreisen einen entsprechend guten Ruf genießen, bleibt Stresau in seinen Analysen sachlich und objektiv. Natürlich kann man sich darüber trefflich streiten, aber ich finde, Stresau ist es wirklich gut gelungen, die Filme als das zu beurteilen was sie sind. Entweder wirklich gute Filme, oder plumpe, kalkulierte Provokation. Den größten Teil des Buches machen natürlich Betrachtungen zum klassischen Horrorfilm aus. Hier brilliert Stresau auch wirklich mit guten Kenntnissen und hervorragend recherchierten Fakten.
      Das Buch ist in insgesamt 5 Kapitel gegliedert, welche sich mit speziellen Thematiken des Horrorfilms auseinandersetzen. Im ersten Kapitel „Fetische“ geht es um die Faszination des Grauens an sich. Warum sehen sich Menschen Horrorfilme an, was erwarten sie von diesen Filmen und welche persönliche Verbindung zu dem gezeigten kann hergestellt werden.
      Im zweiten Kapitel „Auflösung“ geht es um die ersten Schritte des Kinos hin zum Horrorfilm bzw. zum phantastischen Film. Méliès ist hier ebenso Thema wie die Wirkung des Horrorfilms durch Schatten, Farben und Objekte. Als Beispiel Argentos „Inferno“ heran zu ziehen liegt da natürlich nahe.
      Das dritte Kapitel „Verdrängung“ beschäftigt sich mit den klassischen Figuren des Horrorfilms. Mumien, Vampire, Phantome, Werfwölfe – Dracula und Frankenstein, werden dem Leser näher gebracht. Die ausgesuchten Filmbeispiele sind außerordentlich gut gewählt und viele der Filme gelten heute zu Recht als Klassiker. Natürlich darf in diesem Kapitel auch ein Bela Lugosi ebenso nicht fehlen wie die berühmten Hammerfilmproduktionen.
      Kapitel Nummer vier beschäftigt sich eingehend mit der Gestaltenwandlung im Film. Der Werwolf, Jeckyll und Hyde und andere Figuren werden beleuchtet und wieder an ausgesuchten Beispielen der Filmgeschichte erklärt. Abschluss dieses Kapitels ist eine Abhandlung zu „Psycho“, welchen Stresau als Übergang in eine neue Ära des Horrofilms sieht. Und damit hat er verdammt noch einmal recht. Nicht solch ein Sicko wie „Blood Feast“ war der Übergang zum modernen Horrorfilm, sondern eben jener „Psycho“ legte die Grundlage für das, was sich im fünften und letzten Kapital dann „Splatter“ nennt.
      Auch Stresau führt hiet H.G. Lewis „Blood Feast“ als ersten Vertreter einer neuen Generation von Filmen an. „Die Probleme des Horrorfilms begannen mit Herschel Gordon Lewis.“ Besser kann man es nicht formulieren. Stresau geht in diesem Kapitel auf den Begriff der „Gewaltpornographie“ ein und erklärt die damit verbundenen Probleme im öffentlichen Diskurs zu diesem Subgenre. Aber keine Angst, lieber Splatterfilmfan. Stresau schlägt sich nicht auf die Seite der Zensuren. Denn auch hier beurteilt er objektiv an Filmen wie „Sacnners“ oder „Zombi 2“ die Grundlagen und die Wirkung des Splatterfilms.
      „Der Horror-Film“ ist trotz seines Alters ein empfehlenswertes Buch, welches bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat und sei hiermit jedem empfohlen, der sich tiefer in das Thema des Horrorfilms hinein begeben möchte.

      Subhero

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von subhero ()