Entwickler: Daedalic Entertainment
Publisher: Rondomedia
Anzahl Spieler: Single-Player
Steuerung: Maus
Altersfreigabe: 12
Genre: Point & Click-Adventure
Release: August 2011
Handlung:
Der Spieler schlüpft in der Rolle von Lilli, einem kleinen, niedlichen Mädchen mit blonden Zöpfen welches als Vollwaise in einer Klosterschule lebt.
Lilli ist ein schüchternes und sehr angepasstes Mädchen. Daher ist sie sowohl bei ihren Mitschülern ein beliebtes Ziel von Mobbing und Hänseleien als auch das "Lieblingsopfer" der strengen und kinderhassenden Schulleiterin "Oberin Ignatz", welche sie mit ständig neuen Aufgaben überhäuft.
Lilli hat ein sonniges Gemüt, erfreut sich an den kleinsten Dingen, will es allen recht machen und deutet aufgrund ihrer Naivität und Arglosigkeit sogar die größten Gemeinheiten ihrer Mitschüler in Nettigkeiten um.
Jedoch scheint auf Lillis Psyche und Seele ein Schatten zu liegen, denn sie hat offenbar eine sehr morbide Phantasie, hört Stimmen und hat bizarre Träume. Des weiteren ist sie ein ausgesprochener Tollpatsch, die ihr aufgetragenen Aufgaben wollen ihr daher nie so recht gelingen. Schlimmer noch : Nach und nach bringt sie unbeabsichtigt alle möglichen Menschen in ihrem Umfeld um. Sie selber bekommt davon allerdings nie etwas mit, was Teils ihrer Naivität geschuldet ist und Teils den "Zensurgnomen", kleinen kartoffelartigen Wesen, die die sterblichen Überreste von Lillis Opfern stets mit rosa Farbe übertünchen.
Lillis einzige echte Freundin ist "Edna", die Protagonistin aus dem Vorgängerspiel "Edna bricht aus".
Im weiteren Spielverlauf werden Lilli mittels Hypnose allerlei Verbote (nicht mit Feuer und spitzen Gegenständen spielen, nicht lügen, Erwachsenen nicht widersprechen usw.) eingeimpft. Hier kommt nun Harvey ins Spiel, ein blauer Stoffhase, ebenfalls bekannt aus "Edna bricht aus". Dieser Hase fungiert nun einerseits als Manifestation der Verbote, quasi als mahnendes Gewissen, andererseits als Möglichkeit für Lilli, sich selbst in Hypnose zu versetzen und in einer Art Parallelwelt, die Verbote nach und nach wieder aus ihrem Gedächtnis zu entfernen, was zwingend notwendig ist um sämtliche Aufgaben im Spielverlauf zu erfüllen.
Meinung :
"Harveys neue Augen" ist ein Point&Click-Adventure der "alten Schule", ganz nach Monkey Island-Art. Die Grafik ist äußerst schlicht gehalten, was aber absolut kein Manko darstellt.
Die Protagonistin wächst dem Spieler sofort ans Herz, man kann sich wunderbar mit ihr identifizieren und leidet und freut sich regelrecht mit ihr mit. Dabei spricht sie aufgrund ihrer Schüchternheit während der kompletten Handlung kein einziges Wort, sie teilt sich nur durch Laute, Gemurmel oder angefangene Worte mit. Lillis Gefühlslage wird dem Spieler durch teils sehr süffisante und sarkastische Erzählertexte mitgeteilt. Trotz Lillis Wortkargheit funktionieren auch Dialoge auf teils sehr intelligente und meist amüsante Art und Weise.
Das Spiel trieft geradezu vor morbidem Humor, geht aber gleichsam zu Herzen. Die Sprecher sind allesamt brilliant. Die Rätsel sind mittelmäßig anspruchsvoll aber teilweise sehr innovativ. Die Handlung ist angereichert mit zahllosen Anspielungen auf zB. Filme, andere Spiele oder auch Spielkonzepte. Die Handlung an sich und die teils sehr abgedrehten Ideen und Gags sind eindeutig das große Plus dieses Spiels. Ich hatte eigentlich ein Dauergrinsen im Gesicht und hin und wieder konnte ich auch richtig herzhaft lachen.
Leider hat das Spiel auch einige Schwächen :
Die 3 Akte des Spiels sind doch recht zügig durchgezockt. Die Steuerung ist zwar einerseits sehr simpel und auch intelligent (gesteuert wird nur per Maus und der Cursor passt sich immer an die Gegenstände/Personen an, es gibt also keine Menus), dadurch entfällt aber auch nahezu jegliches Herumknobeln/Ausprobieren mit dem Interface.
Obwohl sich viele Aufgaben in beliebiger Reihenfolge lösen lassen, bleibt die Handlung stets linear, der letzendliche Spielverlauf daher stets gleich. Nichteinmal die eingestreuten Minigames in Form von Logikrätseln ändern sich, auch hier ist die Lösung bei jedem Durchspielen die selbe. Einzige Ausnahme bildet der "Endkampf" der in einer Art Schachspiel ausgetragen wird. Daher hat das Game quasi keinen Wiederspielwert, nach einmal durchzocken ist es wie ein Buch welches man durchgelesen hat, zugegeben ein höchst unterhaltsames.
Wenn man nicht gerade Sammler von PC-Titeln ist, rate ich daher eher vom Kauf ab und empfehle stattdessen das Spiel auszuleihen.
Fazit : Höchst amüsantes und kurzweiliges Adventure, angereichert mit viiiel schwarzem Humor. Dabei liebevoll und intelligent "erzählt". Trotz der leichten Schwächen hatte ich mächtig Spaß bei dem Spiel und vergebe
The girl that silenced the world for 6 minutes...
https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk
Severn Suzuki
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