Produktionsland: Deutschland
Produktion: Mondaymovies International
Erscheinungsjahr: 2012
Regie: Frank W. Montag
Drehbuch: Mario von Czapiewski
Kamera: Marcel Kuhlmann
Schnitt: Frank W. Montag, Mario von Czapiewski
Spezialeffekte: Oliver Müller, Mondaymagic
Budget: ca. 125.000,-- €
Musik: Frank W. Montag
Länge: ca. 75 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Alexandra Lesch, Kristina Rohder, Lara Baum, Alexandra Jordan, Indira Madison, Violetta Schurawlow, Jessica Klaus, Dominik Schneider, Mike Zick, Sascha Litter, Celina Klemenz
Inhalt :
Für ihre kleine Schwester Celine hat sich Nachwuchs Model Kati etwas ganz besonderes für deren Geburtstag einfallen lassen - eine Party auf einer abgelegenen Lichtung in einem Wald.
3 befreundete Models sind schon vor Ort sind und vertreiben sich die zeit mit Sekt schlürfen und "Nase pudern" während sie das Zeltlager aufbauen.
Während Celine und Tanja ihren Weg gemeinsam im zweisitzigem Strandbuggy antretten macht sich auch Kati im Auto auf den Weg dorthin.
Als Kati während der Anreise vom Weg abkommt und eine volltrunkene Pennerin nach dem Weg fragt wird ihr Wagen geklaut und das Dilema nimmt seinen Lauf.
Celine und Tanja finden einen verlassenen Zeltplatz vor und von den andere Mädels gibt es keine Spur - zudem werden sie auch noch von einem seltsam aussehendem Fremden beobachtet.
Als die beiden ein abgetrenntes Ohr im Unterholz finden haben sie eine schreckliche Ahnung was in den hiesigen Wäldern nahe der Chemiefabrik vorgeht.
Zu dieser Erkenntniss kommt auch Kati sehr schnell, die sich grade auf dem verlassenem Gelände der Fabrik befindet und Bekanntschaft mit einer Sippe macht die dem Verzehr von Menschenfleisch frönt.
Trailer :
Meinung :
Durch eine leichte Übersättigung des Backwood-Horror in den letzten Jahren und unzählige Produktionen die sich dem Thema annahmen, ist es für Regisseure nicht wirklich einfach etwas vollkommen Innovatives in diesem Bereich zu kreieren.
Mit CANNIBAL DINER erreicht den Fan nun ein Film dieser Gattung, der zur Abwechslung mal nicht aus den USA kommt sondern kontaminierte Kannibalen durch das hiesige Unterholz geistern lässt.
Laut der Band "Truck Stop" fängt der wilde Westen ja gleich hinter Hamburg an und in Frank Montag's zweiter Regiearbeit nach "SLASHER" (2005) sind die Backwoods nun unweit von Düsseldorf.
Dieser Aspket ist auch sehr passend in CANNIBAL DINER, da die wilden Wälder mit ihren nach Menschenfleisch gierenden Kannibalen einen gelungenen Kontrast zur glamourösen Stadt Düsseldorf mit ihren Models und Neureichen darstellt.
Bei CANNIBAL DINER fällt schon nach recht kurzer Laufzeit auf, das Frank Montag viel Wert auf den Look des fertigen Films gelegt hat.
Auch wenn es sich immer noch um einen Indiefilm handelt, konnten unverzeihliche Fehler die schon unzählige andere begangen haben vermieden werden - vor verwackelten Bilder der billigen Videokamera bleibt man zum Glück verschont.
Die Darsteller sind - auch wenn es ab und an einen leichten Hang zum Overacting zu verzeichnen gibt - sehr gut gewählt und wissen zu überzeugen.
Durch diese Aspekte konnte auch davon abgesehen werden, den Versuch zu starten von Mankos durch einen hohen Filmbluteinsatz zu abzulenken.
Frank Montag setzt aus Suspense anstatt auf explizite Goreexzesse und nachdem in den ersten 20 Minuten dem Zuschauer die Charaktere näher gebracht wurden wird die Spannung stets gekonnt gesteigert.
Seine filmischen Vorbilder kann CANNIBAL DINER nicht leugnen, rutscht aber nie ins plagiative Rezitieren von Filmen wie BLUTGERICHT IN TEXAS oder WRONG TURN 1 & 2 ab.
Die Anleihen an TEXAS CHAINSAW MASSACRE werden vorallem in der Szene , in der die Kannibalen zum Dinieren einladen, sichtbar und man wartet nur darauf das sich die Sawyer Familie dazugesellt.
Kameratechnisch wurden bei CANNIBAL DINER alle Register gezogen um nicht auf den Pfaden zu wandeln, die man grade in den 1990gern vom deutschen Hinterwald-Horror gewöhnt war.
Tolle Bilder von überdurchschnittlicher guter Qualität, die überzeugen und fernab von billiger "Campiness" sind hier der Standard.
Der Einstieg in CANNIBAL DINER erfolgt erstmal mit verwackelten, unscharfen Bilder einer Handkamera im Found Footage Stil, die eine gelungene Einleitung bilden.
Nur zum Schluß hin, wo auf dieses Stilelement erneut zurückgegriffen wurde, hat man es meiner Meinung nach ein wenig überreizt und dort wäre weniger mehr gewesen.
Ein kleiner Kritikpunkt war für mich persönlich das für die Kannibalen gewählte Make-Up, da hier ein wenig uninspiriert mit schwarzer Farbe die Gesichter und Teile der Körper angemalt wurden - dies sorgt für ein wenig unfreiwillige Komik.
Zusätzlich erinnert das Make-Up auch ein wenig an die stereotypischen, rassistischen Darstellungen von Afro-Amerikanern in den USA der 1920ger erinnern, wenn man ihnen die Lippen noch mit roter Farbe bedeckt hätte.
Ich denke ein verwahrloster Look im Hillybilly-Stil - komplett mit ungepflegten Bärten, fettigen Haaren und fehlenden Zähnen - wäre für einen authentischen Look angebrachter gewesen.
Das man nur minimale Hintergrundinfos zu den Backwood-Kannibalen bekommt, fand ich auch ein wenig Schade - Rückblicke auf deren Geschichte wären nämlich durchaus interessant um mehr zu erfahren.
Auf musikalischer Ebene kann CANNIBAL DINER zweifelsohne voll punkten und der Score für den sich Frank Montag auch verantwortlich zeigte ist wirklich gelungen, bombastisch und sehr förderlich für die Atmosphäre und den Spannungsaufbau.
Einige Additional Tracks des Scores sind sogar von keinem geringerem als Richard Band (RE-ANIMATOR, BRIDE OF RE-ANIMATOR, CASTLE FREAK, PUPPETMASTER), seineszeichen ja Bruder von Charles Band und quasi Hauskomponist von Full Moon Pictures.
Die Darstellerinnen in CANNIBAL DINER - die zuvor vorwiegend alle in TV Soaps und der Modelbranche Erfahrungen sammeln konnte - wissen durchaus zu überzeugen, sind hübsch anzusehen und machen ihren Job souverän.
Der Hauptfokus wird auf den Charakter der "Kati" gelegt, der von Alexandra Lesch gespielt wird.
Lesch weiß es ihrem Part Leben einzuhauchen und glaubwürdig zu verkörpern - wenn sie weiter im Horror-Film tätig bleibt könnte sie glatt zu einer deutschen "Scream Queen" avancieren.
Auch wenn das Drehbuch nicht unbedingt einen Innovationspreis gewinnen würde und die Story recht dünn ist, stellt dies keinen Kritikpunkt dar.
Frank Montag wußte definitiv wie sein zweiter Film aussehen sollte und welchen Weg er einschlagen wollte und konnte die an sich selbst gestellten Auflagen bestens umsetzen.
Ein geschicktes Händchen hatte man zweifelsohne bei der Wahl der Locations - der Wald wirkt endlos und bedrohlich und erinnert sehr an die Wälder in Vancouver in denen WRONG TURN 2 gedreht wurde.
Ein Highlight hier ist natürlich das verlassene Fabrikgelände, welches troslos und bedrohlich wirkt und ein wenig an einen postapokalyptischen Endzeitfilm erinnert.
In Anbetracht des Budgets von 125.000 € ist Frank Montag mit Mario von Czapiewski als Drehbuchautor und Co-Produzent ein spannender Beitrag zum deutschen Indiefilm gelungen, der trotz kleiner Mängel unterhalten kann.
Dies ist dem fast schon professionellen Look, den Darstellerinnen und auch der recht kurzen Laufzeit von 75 Minuten zu verdanken.
Fans von semiprofessionellen Schlachplatten a la VIOLENT SHIT, BLACK PAST, THE BUTCHER oder FETUS dürften eher enttäsucht sein, sollten sich aber dennoch selbst ein Bild von CANNIBAL DINER machen.
Frank Montag's Film um eine Sippe die in Zeiten von Pferdefleisch-Lasagne andere Nahrungsquellen für sich auserkoren hat, konnte schon recht schnell die Fans für sich gewinnen.
Dafür sprechen allein schon die Auszeichnungen beim "Horrorquest Film Festival in Atlanta ( Winner im Breich Best Foreign Feature) und beim "Fright Nights Film Festival in Wien ( Winner des Audience Awards).