Auge um Auge (1975)

    • Auge um Auge (1975)



      Originaltitel: La Città sconvolta: caccia spietata ai rapitori
      Produktionsland: Italien
      Produktion: Galliano Juso
      Erscheinungsjahr: 1975
      Regie: Fernando Di Leo
      Drehbuch: Fernando Di Leo, Ernesto Gastaldi
      Kamera: Erico Menczer
      Schnitt: Sergio Montanari
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Luis Bacalov
      Länge: ca. 95 Min.
      Freigabe: Ungeprüft
      Darsteller: Luc Merenda, James Mason, Irina Maleeva, Marino Masé, Daniele Dublino, Vittorio Caprioli,
      Valentina Cortese, Salvatore Billa, Marco Liofredi, Francesco Impeciati, Loris Bazzocchi, Renato Romano

      Blu-Ray: 19.08.2022


      Der Sohn des Bauunternehmers Filippini wird entführt. Jedoch läuft Alles anders als geplant denn auch der Sohn des Mechanikers Mario Collela befindet sich in den Händen der Entführer. Filippini zögert die Auszahlung des Lösegelds hin. Dieses hat zur Folge dass die Entführer den Sohn von Collela erschießen.

      Der Film startet mit einer klassikähnlichen Musik die leider ein paar anstrengende hohe Töne zu bieten hat. Dieses mündet in den mit Cinzano gereichten letzen Arbeitstag von Commissario Magrini vor seinem Urlaub. Das Telefon klingelt und mit dem Urlaub hat es sich vorerst erledigt.

      Wie der Commissario anschließend Filippini über die Entführung informiert ist extrem inkonsequent. Kein Polizeikommissar würde sich wohl dermaßen peinlich verhalten. Einen Polizeikommissar (gerade in einem italienischen Polizeifilm) stellt man sich wirklich anders vor. Demnach hat Vittorio Caprioli der den Kommissar verkörpert keine guten Karten mehr.

      Auch James Mason wirkt als Filippini eher lustlos, denn vom „Boys from Brazil“ Darsteller hätte ich mir zumindest mehr erwartet. Die ständigen Nervenzusammenbrüche von Filippinis Frau Grazia sind hingegen sehr –freundlich formuliert- übermotiviert. Als Commissario Magrini dann noch eine haarsträubende Erkärung zum Thema Entführung in Italien gibt, scheint sich der Film in den unteren Bereich zu verabschieden, aber Vorsicht, nach 50 Minuten kommt eine positive Wendung.

      Diese beinhaltet einige gute Verfolgungsjagden und nette Außenaufnahmen die von einem Prog-Rock-ähnlichem Sound begleitet werden.

      „Was ist nur aus unserem schönen Italien geworden?“

      Fazit: Die zweite Hälfte rettet einen schon verlorenen Film und lässt Luc Merenda mit seiner One-Man-Revenge für bessere Laune sorgen.


      5,5/10

    • Der 14-jährige Sohn eines reichen Bauunternehmers soll entführt werden. Sein Schulfreund Fabrizio, Sohn des einfachen Motorradmechanikers Mario Collela, versucht das Kidnapping zu verhindern und wird dabei ebenfalls zum Opfer. Während Collela bereit ist, das Lösegeld zu bezahlen, weigert sich der Bauunternehmer den Forderungen nachzukommen, um ein für ihn günstigeres Lösegeld zu erzielen. Die Tage verstreichen, der Polizei sind die Hände gebunden und es kommt zur Katastrophe. Fabrizio wird erschossen aufgefunden. Collela ermittelt auf eigene Faust, um an die Drahtzieher zu gelangen und blutige Rache, getreu dem Motto "Auge um Auge", zu nehmen...


      Komischerweise scheint dieser Film von Fernando Di Leo wohl eher zu den unterschätzten Werken seiner Zunft zu gehören, dabei bekommt man doch eine herrlich Kombination aus Drama-und Rache-Thriller geboten, die weitaus mehr Beachtung verdienen würde. Die Geschichte bietet sicherlich nicht viel Neues, solche oder ähnliche Szenarien hat man nämlich schon oft genug zu sehen bekommen. Wie dem aber auch sei, "Auge um Auge" offenbart dem Zuschauer zwei vollkommen unterschiedliche Film-Hälften die jede für sich schon eine Menge Klasse beinhaltet, zusammen jedoch ein absolut erstklassiges Gesamtergebnis präsentiert, das einem streckenweise wirklich unter die Haut geht. In der ersten Hälfte offenbart sich dabei ein waschechtes Drama, das von einer eher bedächtigen-und ruhigen Erzählweise durchzogen ist. Insbesondere in dieser Phase lebt die Geschichte sehr stark von ihren Darstellern, die allesamt durch sehr gelungene Leistungen ins Auge fallen. Nimmt die eigentliche Hauptfigur Collela (Luc Morenda) zu diesem Zeitpunkt noch mehr eine Nebenrolle ein, so spielt sich in dieser Phase ganz eindeutig der Bauunternehmer Filippini (Charles Mason) in den Vordergrund.

      Dabei kann der bekannte Schauspieler jedoch keinerlei Sympathiepunkte beim Zuschauer sammeln, denn seinem Verhalten ist es letztendlich geschuldet, das einer der entführten Jungen hingerichtet wird. Das geschieht nur aus reiner Geldgier und gerade dieser Aspekt der Story kommt an dieser Stelle besonders gut zum Vorschein. Der in eher ärmlichen Verhältnissen lebende Collela muss so vollkommen hilflos ein grausames Schicksal über sich ergehen lassen, denn nur 3 Monate nach dem Tod seiner Frau muss er nun auch seinen Sohn beerdigen. Das Schicksal des Mannes geht auch an einem selbst nicht spurlos vorbei, man kann sein Leiden jederzeit nachempfinden und verspürt gleichzeitig aufsteigende Wut gegenüber Filippini, der das Ganze hätte verhindern können. Auch die Ohnmacht der ermittelnden Polizei-Beamten kommt recht gut zur Geltung, denen die Folgen der Entführung sehr nahe geht. Man merkt also ziemlich deutlich, das die Einführung in die Geschichte hauptsächlich auf die menschlichen Aspekte gelegt ist, was sich danach jedoch erheblich ändern soll.

      Zwar bleibt die Sichtweise der menschlichen Aspekte die gesamte Laufzeit über ein Teil der Geschichte, so bekommt man man es nun mit den Folgen der Ereignisse zu tun. Dabei rückt nun ganz eindeutig die Figur von Collela in den Fokus und Luc Merenda hat seinen großen Auftritt. Aus dem verzweifelten Vater wird nun nämlich mit einem Schlag der gnadenlose Rächer, was gleichzeitig auch mit einer ordentlichen Tempo-Verschärfung und etlichen Action-Passagen verbunden ist. Durch die Hilflosigkeit der Polizei nimmt der gute Mann das Recht nun selbst in die Hand, wobei er nicht nur die Entführer, sondern vor allem deren Hintermänner bestrafen will. Das Ganze wurde von Di Leo absolut großartig in Szene gesetzt und bietet dem Betrachter phasenweise ein äußerst furioses Szenario, das bis zur letzten Einstellung spannend-und extrem atmosphärisch daher kommt. Auch wenn Selbstjustiz sicherlich nicht zu akzeptieren ist, so kann man die Handlungen von Collela doch zumindest vom menschlichen Standpunkt her durchaus nachvollziehen. Dieses Gefühl wird umso mehr verstärkt, wenn man diverse Äußerungen der Drahtzieher berücksichtigt, die den Tod des Jungen als "Betriebsunfall" betiteln, was schon einen äußerst bitteren Beigeschmack hinterlässt, so das man auch mehrmals schlucken muss, um das Gehörte zu verdauen.

      Insgesamt gesehen ist "Auge um Auge" ein wirklich in allen Belangen überzeugender Genre-Beitrag, der sich auch keinesfalls hinter bekannteren Werken mit gleicher Thematik verstecken muss. Die zwei vollkommen unterschiedlichen Film-Hälften lassen das Werk in seiner Gesamtheit noch intensiver erscheinen, als wenn man nur auf blinden Aktionismus gesetzt hätte. So aber verleiht man der Geschichte auch inhaltliche Tiefe, was dem gewonnenen Gesamteindruck sehr zu Gute kommt. Wer Rache/Thriller mag und eine Kombination mit einem Drama zu schätzen weiß der kommt hier voll auf seine Kosten und wird mit einem richtig guten Film belohnt, der auch in der heutigen Zeit immer noch absolut sehenswert erscheint.


      Fazit:


      "Auge um Auge" ist von der ersten bis zur letzten Minute ein grandioser Film, der nicht nur durch seine Action-Passagen, sondern auch durch seine menschliche Seite jederzeit zu überzeugen weiß. Tolle Darsteller, eine sehr dichte-und bedrohliche Grundstimmung sowie ein grandioser Spannungsbogen sind die großen Stärken eines Filmes, den sich niemand entgehen lassen sollte.


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