Produktionsland: Frankreich, Kanada
Produktion: Lyse Lafontaine, Robert Lantos, Claudette Viau, Léon G. Arcand, Aimée Danis
Erscheinungsjahr: 1992
Regie: Jean-Claude Lauzon
Drehbuch: Jean-Claude Lauzon
Kamera: Guy Dufaux
Schnitt: Michel Arcand
Spezialeffekte: Louis Craig
Budget: ca. -
Musik: -
Länge: ca. 102 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Gilbert Sicotte, Maxime Collin, Ginette Reno, Julien Guiomar, Pierre Bourgault, Giuditta Del Vecchio, Andrée Lachapelle, Denys Arcand, Germain Houde, Yves Montmarquette, Lorne Brass, Roland Blouin
Inhalt:
Der junge Leo ist hin und hergerissen zwischen zwei Welten: dem armseligen Mietshaus in Montreal, das er mit seiner kaputten - tendenziell geisteskranken - Familie bewohnt und der imaginären Welt, in die er sich hineinträumt. Dort ist er Léolo Lozone, der Sohn eines sizilianischen Bauern, dessen Samen in einer Tomatenkiste nach Kanada kam, in welche die fette Madame Lozeau, Leos Mutter, plumpste. Léolos Motto heißt: „Ich träume, also bin ich nicht verrückt.“ Dass der Wahnsinn in der Familie liegt, lässt sich jedoch nicht bestreiten: Neben dem skurrilen Vater, der seinen Kindern Abführmittel verabreicht, gibt es da noch den muskelbepackten aber feigen Bruder, die zurückgebliebenen Schwestern und den lüsternen Großvater. Auch Leolo muss einsehen, dass er dem Familienwahnsinn nicht entkommen kann.
Trailer:
Kritik:
„Weil ich Träume bin ich nicht.“
Im Verlauf erfährt man das komplette Familienleben eines Jungen, wer seine Erziehungsberechtigten und Verwandten sind und es werden dann im Verlauf erst einige Szenen erklärt, wie der Filmbeginn wo des Jungens dicke Mutter von einer verseuchten Tomate schwanger wurde, wodurch der Junge dann entstand. Der Junge wird vom Balkon auf den Hof des Nächtens runterpullern und laut seinen Namen rufen, somit man schnell merkt, mit dem stimmt was nicht. Die Familie hat so was wie ein Ritual was einer Sekte gleich kommt und zwar sind sie sehr fest überzeugt, dass die Gesundheit ihren Ursprung im Scheißen hat und das wird dann auch praktiziert, sogar mit Tabletten die für den Stuhlgang verabreicht werden. Verrückt! Der Junge schreibt alles mit was er erlebt und ein Mann wird später seine niedergeschriebenen Sachen finden, somit es hier einen Rückblick auf das Leben des Jungen gibt. Die Stimme im Off ist zurückhaltend und nie störend, man kann das Geschehen sehr gut mitverfolgen. Die Dialoge sind unterhaltsam und hart.
Der Film ist sehr atmosphärisch und dreckig, liefert so einige surreale Sequenzen, die einfach nur schön sind. Oftmals werden die schmutzigen Kulissen nur mit Kerzenschein erhellt. Die Sounduntermalung wurde von den Göttern scheinbar selbst geschrieben, es ist wunderschöne melancholische Musik. Die Darsteller sind erstklassig, insbesondere Maxime Collin als Léolo spielt die junge Hauptrolle täuschend real. Der Film hat so einiges an unterschwelligen schwarzen Humor und es gibt jede Menge neue Szenen und damit was zu entdecken, wie so einige Ekelszenen. Ein Schwachpunkt ist lediglich, dass man nicht gleich alles verstehen wird was der Film aufzeigt, einige Puzzle kommen im Verlaif dazu, auch wenn einiges nur schwer erklärbar sein wird, ist die Handlung durchweg interessant, da man die Rahmenhandlung verstehen kann. Der Junge lebt bei seiner Familie wie in einem Höllenloch, nur von gestörten und versifften Erwachsenen umgeben, sein einziges Entkommen scheint nur die schwarze Poesie und die Leibe oder der eher der Trieb zu sein. Die großartigsten Szenen sind, wenn der muskulöse Bruder sich von einem dürren Scharlatan zusammen schlagen lässt, weil er niemand verprügeln kann und auch die Szene mit den Jungen, wenn er den Großvater meuchelt, wird sehr packend in Szene gesetzt. Es ist eine sehr kranke Familie die wir hier antreffen, die aus der Sicht des Jungen geschildert wird, der nicht alles versteht, deswegen der Film auch nicht alles erzählt. Es ist kein Film der Kunst zeigt um Kunst sein zu wollen. Eine richtig provokante Szene gibt es zum Schluss, da geht es um eine Kinderclique, die eine Mutprobe absolviert und zwar geht es dann um Tiersex und eine Katze muss ein bissel leiden, gefolgt noch von der Inzuchtthematik. Schade das von Regisseur Jean-Claude Lauzon ansonsten nichts mehr zu hören war, außer sein Night Zoo - Kreaturen der Nacht zuvor, den es aber noch nicht auf DVD gibt um ihn zu sichten.
Ich leibe die Poesie in diesem Film:
„Die Scheiße war zu einer Obsession in der Familie geworden. Soweit ich mich erinnern kann, gab es eine Ratte in der Badewanne..“
„Wehe denn wenn die sich nicht vor uns verbeugen, auf unserem Weg. Selbst die Araber und die Juden werden Angst vor mir haben. So groß werd ich sein, auf den Schultern meines Bruders.“
„Mein Großvater war kein bösartiger Mensch, trotzdem hat er versucht mich umzubringen.“
Léolo: „Ich ziehe meine Pistole und schieße auf die Autos. Ich lege den Lauf des Gewehrs an und ziele auf meinen Vater, ich möchte ihm einen Knallfrosch in den Arsch stecken, der so groß ist wie der ganze Planet.“
„Weil ich träume bin ich nicht. Weil ich mich meinen Träume überlasse in der Nacht, bevor mich der Tag empfängt. Weil ich nicht liebe, weil ich Angst habe zu lieben. Ich träume nicht mehr.. Ich träume nicht mehr.“
Ein außergewöhnlicher, poetischer, surrealer, wahnsinnig schmutziger und roher Beitrag. Eine echte schwarze Perle des abseitigen Films.
Obgleich ich eigentlich nicht so auf surreale Filme stehe, hat der mich Léolo von den Socken gehauen.
Wird Zeit für eine gescheite neue Veröffentlichung. Wäre vielleicht war für das Label Bildstörung. Die DVD mit bescheidener Bildqualität, hat einen enorm hohen Wucherpreis.