Produktionsland: Deutschland, Dänemark, Frankreich, Schweden, Italien, Polen
Produktion: Peter Garde, Peter Aalbæk Jensen, Meta Louise Foldager, Sanne Glæsel, Johannes Rexin
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Lars von Trier
Drehbuch: Lars von Trier, Anders Thomas Jensen
Kamera: Anthony Dod Mantle
Schnitt: Anders Refn
Spezialeffekte: Erik Zumkley
Budget: ca. 11.000.000 $
Musik: -
Länge: ca. 104 Minuten
Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Darsteller: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg
Inhalt:
Ein trauerndes Paar zieht sich in ihre einsame Hütte, "Eden", in den Wäldern zurück. Dort hoffen sie, ihre gebrochenen Herzen heilen und ihre kriselnde Ehe retten zu können. Aber die Natur verschafft sich ihr Recht, und die Situation kann nur schlimmer werden.
Der psychologische Thriller des dänischen Regisseurs Lars von Trier, mit Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen, wurde an 40 Drehtagen komplett in Nordrhein-Westfalen gedreht. Die den Film beherrschende Frage "Was, wenn nicht Gott sondern der Teufel die Erde erschaffen hat?" wird von Trier mit Sicherheit wenig Freunde in den verschiedenen Religionsgemeinschaften machen.
Trailer:
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Kinostart in Deutschland: 10.09.2009
Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 18.03.2010 (Verleih: 08.02.2010)
Meinung:
Die anfänglich aufgezeigten Kunstbilder in einer bildlich starken, verträumten Kulisse, lässt malerisch künstlerische Werte erkennen und mit zahlreichen Slow-Motion an Board, wird auch nicht gegeizt. Nur fällt es hier Anfangs doch schwer, so richtig ins Geschehen zu finden. Das Werk wird in 4 Kapitel eingeteilt und wirkt zunächst sehr ruhig und schwer zugänglich. Der Junge eines Paares wird ziemlich schnell dahinraffen und dann wird auch das Paar sich gegenseitig therapieren gedenken, oder besser gesagt der Mann versucht es bei seiner Frau, die vollkommen von der Rolle scheint. Die angewendeten Methoden bestehen zunächst anhand von harten Sexszenen, die ein wenig an Basic Instinct erinnern. Es wird dabei das Geschehen um das verunglückte Kind zu schnell abgehandelt und die aufkommenden Sexszenen lassen erst mal eine Kaltblütigkeit und Gleichgültigkeit der Eltern erkennen, zudem sind die ausdrucksstarken Kunstbilder nicht herzlich genug und somit auch nicht gerade förderlich, um hier ins Geschehen zu finden. So dümpelt dieses Werk gut 20 Minuten recht distanziert daher. Mit dem eintreffen in einem atmosphärisch dichten Waldgebiet, wo starker Grünwuchs herrscht, viel Gestrüpp erscheint und sich reichlich Nebelschaden bilden, so gewinnt man hier langsam Bezug auf die ordentlich agierenden Darsteller (sind ja zumeist nur 2) und auch auf die Story. Die Dialoge werden einige harte Passagen offenbaren, wie das bekanntgeben, dass die Natur Satans Kirche ist. Die eingebrachten Schockszenen werden bei „Antichrist“ ein starkes zusammenzucken erwirken dürfen, diese kommen sehr plötzlich, meist in ruhiger Situation, welche absolut verstörend wirken. Vor allem mit verendetes Ass wird einiges aufgezeigt, wo der Tierfreund besser wegschauen sollte. Ekelig sind diese Szenen allemal, wie Ameisen die über einen vollendeten kleinen Vogel marschieren, der gerade per Schockszene vom Baum gefallen ist und ihn die Ameisen somit gerade auseinander nehmen. Zudem taucht wahrscheinlich das Muttertier des Vogels auf, nicht um ihn noch mal aufzupäppeln oder zu trauern, sondern um ihn zu verspeisen. So grausam ist das Leben und dabei wird auch der Bezug zu dem verunglückten Jungen dargestellt, hier spielt sich jedenfalls nach den trägem Beginn doch reichlich Psychoterror und ein außergewöhnliches Erlebnis ab. Die präsentierte Wendung fand ich nicht mal so überraschend, da man schon früh der Meinung ist, dass unser Paar im Kopfe nicht ganz normal sein kann. Zumindest ist die schnell angewendete Sextherapie wegen des verstorbenen Kindes doch extrem skurril. Aber so wird mit der Wendung hier noch viel Härte mit eingebracht, wo auch der Gorehound angesprochen werden darf, diese auftauchenden Folter- und Ekelszenen haben es ebenfalls in sich, gerne untermalt durch extreme Schockszenen, wo man sich auch Kastrieren gedenkt. Penis und Vagina werden also streckenweise präsentiert und wie einst bei „Nekromatik“ zu sehen, pervers verstümmelt. Lars von Trier ist mit Antichrist ein sehr provokantes und von der Story her nicht immer ganz schlüssiges, somit experimentelles Werk gelungen. Für den Mainstreamjünger ist dieser Film gewiss nicht geeignet, somit der Skandalfilm geboren war, absolut verständlich, wenn das Werk so in der Öffentlichkeit geschoben wurde, wie bei den Filmfestspielen von Cannes zu sehen. Der anfangs rein kunstvolle Stil des Filmes, wo Slow-Motion und Farbenpracht dominierten, wird zum Glück noch Leben eingehaucht, wo es dann eine sehr verstörende und experimentelle Story zu sehen gibt, wobei man einiges rein interpretieren kann und die Story nicht zu sperrig ist, dass man den Faden ganz verlieren könnte. Lars von Trier hat uns hier mit einem provokanten und ekeligen Werk beglückt. Im Gegensatz zum in Cannes 2009 ebenfalls provozierenden „Inglourious Basterds“, wird hier nicht schon nach der ersten Szenerie das komplette Pulver verschossen, sondern bei „Antichrist“ baut sich nach schwachen Beginn erst die Provokation richtig derb auf.