Produktionsland: USA
Produktion: Lawrence Bender, Richard N. Gladstein, Monte Hellman, Ronna B. Wallace
Erscheinungsjahr: 1992
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino, Roger Avary
Kamera: Andrzej Sekula
Schnitt: Sally Menke
Spezialeffekte: Larry Fioritto
Budget: ca. 1.200.000$
Musik: -
Länge: ca. 99 Minuten
Freigabe: FSK Keine Jugendfreigabe
Darsteller: Harvey Keitel, Tim Roth, Michael Madsen, Chris Penn, Steve Buscemi, Lawrence Tierney, Randy Brooks, Kirk Baltz, Edward Bunker, Quentin Tarantino, Rich Turner, David Steen
Inhalt:
Sechs Gauner sitzen in einem Schnellimbiß und genehmigen sich noch eine Stärkung, bevor sie zu ihrem nächsten Coup, einem Bankraub, aufbrechen. Dabei diskutieren sie über den tieferen Sinn des Madonna-Songs "Like a Virgin".
--Schnitt--
Zwei der Gangster treffen sich in einem Lagerhaus und sind ziemlich aufgeregt, weil bei dem Überfall was schiefgelaufen ist. Da die Polizei direkt am Tatort war, kommen sie zu der Überzeugung, daß ein Verräter unter ihnen sein muß. In einer Ecke liegt noch ein weiterer Komplize schwer angeschossen auf dem Boden und droht zu verbluten. Während den langwierigen Diskussionen erfahren wir in mehreren Rückblenden mehr über die einzelnen Bankräber, die alle Farben als Decknamen benutzen (Mr. Brown, Mr. White,...). In dem Lagerhaus wollten sie sich mit dem "netten Eddie" treffen, doch der läßt lange auf sich warten, und die Gangster verlieren allmählich die Nerven.
Trailer:
Kritik:
Quentin Tarantino steht bei mir schon eine ganze Weile auf der Blacklist. Keine seiner eigenen Filme, den etwas wirren aber besseren Sin City mal ausgenommen, fand ich bis dato mittelmäßig, mehr schon mal gar nicht. Wobei in Sin City ja Robert Rodriguez und die bis dato hoch angesehene Comiclegende Frank Miller mehr als mitgemischt haben, der aber nach dem Film im Comicbereich nichts mehr mir bekanntes zustande brachte und doch nur postmodernes, oberflächliches bis nerviges Zeug wie 300 oder All-Star Batman schrieb. Dennoch darf man Quentin Tarantino nicht abschießen, bevor man nicht seinen ersten nennenswerten Film Reservoir Dogs gesehen hat. In der Hoffnung, dass gerade dieser nun begründen kann, warum Quentin Tarantino bei der breiten Masse so einen guten Ruf bekommen hat.
Zu Beginn wird über Madonna und einem ihrer Videoclips sinniert. Erstaunlich was man dort alles hineininterpretieren kann. Die Gangster werden dann in einer witzigen Plauschrunde recht cool vorgestellt. Anschließend blutet schon der erste der Ganoven, es wird erst später gezeigt wie es dazu kam. Die Schussszenen zwischen Gangster und Polizei werden sehr gut eingefangen, so dass es Laune macht. Es wird dann gut 20 Minuten zwischen 2 Gangster in einer Lagerhalle geplaudert, dass zwar vom Dialog her unterhaltsam genug ist, ohne das der Film aber auch nur ansatzweise vorankommt. Bei den Dialogen hat man das Gefühl, dass die Gangster alle zugedröhnt sind, dass ist teilweise Schwachsinn was erzählt wird, teils dient es der Aufklärung der Geschichte, aber es unterhält da die Wortwahl hart ausfällt. Zum Versteck wird dann ein gekidnappter Polizist hinzustoßen, der ein bissel geschlagen und gefesselt wird, etwas sadistisch, aber nie blutig, selbst ein Ohr als optisches Highlight wird nur im Off bei ihm abgetrennt. Die Dialoge sind recht hart, richtig viel Gewalt gibt es hier aber nicht.
Das Problem des Films ist unter anderem, er soll sehr cool wirken, es ist aber zu kalkuliert darauf ausgelegt, statt den Zuschauer inhaltlich zu verwöhnen, sind es nur die Charaktere die insbesondere die Gangsterstyle/Drogen konsumierende Jugend ansprechen sollen und nicht nur vom Dialog her. Da wäre ein Föhn der viel lauter erklingt als man es im normalen Zustand wahrnimmt, anschließend mit Zeitlupeneinbildungen/kurzer Filmriss vermalt und der leichte Verfolgungswahn setzt anschließend auch ein, was alles typisch für den Drogenkonsum als Nebenwirkungen oder gar gewollte Wirkungen ist. Diese Szene ergibt inhaltlich gesehen keinen anderen Sinn, es dient dazu, dass der zugedröhnte Zuschauer oder einer der weis wie es ist, dies als besonders cool wahrnimmt und da es vorher noch keinen Film gab, der speziell darauf ausgelegt ist, hat Quentin Tarantino natürlich etwas besonderes erschaffen, zumal ein Großteil der Jugend Drogen schon ausprobiert hat und die potenzielle Anhängerschaft groß ist, auch wenn der Film im großen Kino nicht übermaßen gut lief, hat es sich doch rumgesprochen. Was ja nichts verwerfliches an sich ist, dass Drogen ausprobiert werden, verwerflich ist nur, dass Quentin Tarantino dies für eine Popularität ausnutzt. Des Weiteren sind die Dialoge in einem Teilstück mit dem letzten Drittel mal nur zu verfolgen, wenn man sich das alles bildlich vorstellt, was dort erzählt wird, dann kann man das durchaus noch aufnehmen, aber diese vielen kleinen Gangstergeschichten die dabei lediglich erzählt werden, haben keine Rahmenhandlung zum eigentlichen Film Reservoir Dogs, sind somit nur Lückenfüller, der sehr dünnen Story. Um das Ganze aber aufzupeppen, lässt man die Geschichte nicht linear ablaufen, sondern lässt den eigentlich Anfang erst am Ende abspielen, somit der Zuschauer mitraten kann, wobei die Lösung trotzdem früh erahnt werden kann, wer nun der Spion ist.
Die Stärken sind hier die gut spielenden Darsteller und das sadistische Spiel mit einen gefangen Polizisten. Schwacher Inhalt und zu viel Dialog verhindert aber eine gute Bewertung.
Der Film lässt einen mit so einigen entscheidenden Ungereimtheiten zurück. Welchen Sinn hat der Charakter Mr.Blue, wenn bloß erwähnt wird, dass er während des geplanten Überfalls geflohen ist. Dann muss man ihn, als normal denkender Mensch, als schlicht weg erstmal den potenziellen Verräter sehen und nicht die Gangster, die sich in der Lagerhalle verschanzen, wo sie Langezeit nicht von der Polizei gefunden werden, da fragt man sich, warum sie sich verdächtigen. Wenn der Verräter nämlich unter den Gangster wäre, müsste die Polizei viel eher da sein als hier gezeigt und da vergehen bei den Dialogen gut 45 Minuten in der Lagerhalle, so lange brauch die Polizei nicht, um ihren Spitzel zu finden. Das Problem ist weniger, dass die Polizei so lange braucht, sondern, dass die Gangster sich schnell gegenseitig verdächtigen, während Mr.Blue auf der Flucht sein könnte, da ihn keiner der anderen gesehen hat, sollte man ihn verdächtigen und keinen anderen. Somit das gegenseitige Verdächtigen der Gangster mit dem gegenseitigen erschießen wollen, wenig Sinn ergibt. Das würde höchstens Sinn ergeben, wenn sie absolut im Wahn wären, aber dafür wirken sie noch zu abgeklärt und überlegt, sogar meist locker. Des Weiteren wird der Raubüberfall um den es sich hier handelt nie gezeigt. Es wird nur später doch gezeigt, wie Mr.Orange angeschossen wird, was direkt vor dem geplanten Überfall passiert. Außerdem wird gezeigt, wie ein Polizeiwagen Mr.Orange und Mr.White aufgreift, weil sie einen anderen Wagen anfahren und somit handelt es sich hier höchstwahrscheinlich um eine Revierstreife. Die Polizisten werden erschossen und es ist dann stetig ihr Martinshorn zu hören, bis die Szenerie dann mit dem angeschossenen Mr.Orange abgeschlossen wird, es wird also nichts vom Raubüberfall gezeigt und deswegen ist es auch sehr rätselhaft, wie die Gangster drauf kommen, dass sie verraten wurden, also das es einen Spitzel gibt. Schließlich haben sie sich ja selbst verraten, indem sie einen Unfall vor dem Raubüberfall begangen haben. Hinzu kommt noch, dass Quentin Tarantino sich auch hier alles ersichtlich aus anderen tollen Filmen zusammengesaugt hat, sogar der Original-Filmtitelname wurde vom großartigen Auf Wiedersehen, Kinder entwendet.
Quentin Tarantino hat einen guten Filmgeschmack, aber selbst als Regisseur ist er schwach. Es ist aber der einzigste Film von ihm, der mich durchweg bei der Stange gehalten hat, auch weil hier nicht auf eine übertriebene Spiellänge bei zu wenig Inhalt gesetzt wird, wie dan bereits in Pulp Fiction schon kurz drauf, der mit noch mehr Dialoge und handlungsfreie, unlineare Szenen vollgestopft wurde. Ich halte Quentin Tarantino schlicht weg für einen der größten Blender der Filmbranche.