Die 12 Geschworenen

    • Die 12 Geschworenen

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      Originaltitel: 12 Angry Men
      Alternativer Titel: Die zwölf Geschworenen
      Produktionsland: USA
      Produktion: Henry Fonda, George Justin, Reginald Rose
      Erscheinungsjahr: 1957
      Regie: Sidney Lumet
      Drehbuch: Reginald Rose
      Kamera: Saul Midwall
      Schnitt: Carl Lerner
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. $350,000
      Musik: Kenyon Hopkins
      Länge: ca. 92 Min.
      Freigabe: FSK 12
      Darsteller: Martin Balsam, John Fiedler, Lee J. Cobb, E.G. Marshall, Jack Klugman, Edward Binns, Jack Warden, Henry Fonda, Joseph Sweeney, Ed Begley, George Voskovec, Robert Webber


      Inhalt:
      Die zwölf Geschworenen eines Mordprozesses ziehen sich in ihr Geschworenenzimmer zurück, um zu beraten, ob der Angeklagte schuldig oder nicht schuld ist. Es ist heiß, der Ventilator ist kaputt, die Indizien sprechen eine eindeutige Sprache für schuldig. Die Geschworenen wollen die Beratung schnell hinter sich bringen. Nur Geschworener Nr. 8 (Henry Fonda) plädiert auf nicht schuldig...


      Trailer:


      Kritik:
      Obwohl der Großteil der Handlung sich in nur einem Raum abspielt, ist die zwölf Geschworenen ein intensiver, packender und spannender Film. Er definiert sich nicht über Action oder Effekte, sondern über seine hervorragenden Schauspieler und seinen großartigen Dialog.

      Anstatt den Geschworenen einen Namen zu geben, werden sie anhand ihrer Nummer identifiziert. Den Dreh- und Angelpunkt nimmt Henry Fonda als Geschworener Nr. 8 ein. Die Gewichtung seiner Rolle nimmt im Verlauf des Films jedoch ab, die der anderen Schauspieler zu. Jede Rolle hat ihre offensichtlichen Stärken, wie auch Schwächen, stets frei von Stereotypen oder Hollywood-typischen Klischees. Ein Gut und Böse gibt es in diesem Film nicht. Selbst Fondas ärgste Gegenspieler werden spätestens zum Abschluss des Films äußerst menschlich in Szenerie gesetzt, und auch Geschworener Nr. 8 ist nicht, wie befürchtet, der Moral schwingende Zeigefinger, sondern durchaus selbstkritisch.

      Die Atmosphäre ist hitzig, die Nerven liegen blank. Es wundert nicht, dass die Geschworenen kaum bemüht sind, den Fall aufzurollen. Bereits die ersten Dialoge lassen erkennen, dass die "Meinung" der meisten auf Vorurteile basiert - einige wollen bereits gewusst haben, dass der Angeklagte schuldig ist, als sie ihn das erste Mal sahen und das obgleich sie die Beweise kannten oder, wie in diesem Fall, nicht. Die Argumente des Geschworenen Nr. 8 sind dennoch überzeugend, so findet mehrfach eine Gruppendynamik statt, in denen sich die Meinung des ein oder anderen Geschworenen ändert. Um das in Bilder zu erfassen, geht Regisseur Sidney Lumet äußert detailverliebt zu Werk. Besonders deutlich wird das bei

      Spoiler anzeigen
      Geschworenem Nr. 4, der der rationale Denker der Gruppe ist und sich möglichst nur an Fakten hält. Während die anderen Geschworenen von der hitzigen Atmosphäre beeinträchtigt sind, behält er unbeeinträchtigt seinen Anzug an. Auf die Frage, ob er denn nicht schwitze, antwortet er, er schwitze nie. Doch, genau zu dem Zeitpunkt, als er selbst an der Sachlage zu zweifeln beginnt, wird sein Gesicht in Totalaufnahme erfasst. Er reibt sich ungläubig die Augen und der Schweiß läuft ihm von der Stirn.

      "Ein Leben wurde ausgelöscht, über ein zweites entscheiden Sie."


      Oberflächlich mag es sich bei die Zwölf Geschworenen um ein Justizdrama oder Kammerspiel handeln. Kratzt man an dessen Oberfläche, gibt es in diesem Film jedoch viel mehr zu entdecken. In einigen Rollen wird sich der Zuschauer wiedererkennen können, auch, um zu reflektieren, wie Meinungsbildung überhaupt zustande kommt. Nicht umsonst gilt die Zwölf Geschworenen als das Referenzwerk, wenn es um die Analyse von Rollenverhalten in der Gruppe geht.




      Überzeugende Schauspieler, geradlinige Handlung, unterhaltsamer Dialog, Analysespielraum und Detailverliebtheit ergeben als Summe einen großartigen Film. Besonders jetzt, da wir uns in einer Filmepoche befinden, in dem die guten Ideen längst ausgegangen sind, ein Blockbuster den nächsten jagt, Filme sich fast ausschließlich über Budget und FX definieren, Charaktere platt und stereotyp skizziert werden, Detailtiefe selten erkennbar, Film als Massenware ausgelegt ist, usw. usf. wirkt die Zwölf Geschworenen wie ein herrlich erfrischendes Gegenstück, ein, ja, über 50 Jahre alter Beweis dafür, dass ein guter Film von alledem nichts braucht.

      [film]9[/film]
    • Auch ich mag die 12 Geschworenen sehr. Lee J. Cobb und Fonda sind extrem gut in dem Film.
    • Machen wir es anders als die 12 Geschworenen - kurzen Prozess - bei der Meinung: [film]9[/film]
      Mein Herz schlägt für meine Mama &
    • Der Film gehört für mich zu den besten 3 Filmen aller Zeiten.
      Immer wieder packend, spannend und interessant. Sogar etwas Humor ist hier zu finden.
      Einer der von mir am häufigsten gekuckten Filme.


      Das fast 1:1 Remake mit Jack Lemmon und George C Scott ist auch erstklassig wenn auch einen Tick schlechter als das Original.

      10 von 10
    • Original von tom bomb:

      Machen wir es ander als die 12 Geschworenen - kurzen Prozess - bei der Meinung: [film]9[/film]


      Dachte ich mir, dass der Film dir ebenfalls zusagt. Gute alte Schule.
    • Ein wirklich großartiger Film, den ich merkwürdigerweise erst spät kennengelernt habe. Nichtsdestotrotz gefällt er mir sehr. Mit wenigen Mitteln wurde hier etwas ganz großes geschaffen. Ein Film der zum Nachdenken anregt und keine Sekunde langweilig wird.
      Er kriegt von mir eine glatte

      [film]10[/film]
      Don't try to change me, I'm loyal to my hate.
    • Hab den Streifen schon zigmal gesehen und bin jedesmal aufs Neue überrascht, wie zeitgemäß der immer noch ist. Vorurteile bis der Arzt kommt und gleichermaßen durch die unermüdlichen Bemühungen Henry Fondas der Abbau selbiger.
      Dazu noch ein aus kriminalistischer Sicht gemachter Geniestreich. Wie Henry Fonda das Geschworenensytem der USA aus den Angeln hebt, indem er sowohl die lückenhafte Beweisführung der Staatsanwaltschaft, als auch die schlampige Arbeit des Pflichtverteidigers nach und nach argumentativ zerbröselt, das ist GANZ großes Kino!

      Absolut genial gemachtes Kammerstück, wo letztendlich jeder der Beteilgten Schauspieler sein Schärflein beiträgt. Ein zeitloses und stets aktuelles Meisterwerk!

      [film]10[/film]
      The girl that silenced the world for 6 minutes...
      https://www.youtube.com/watch?v=Sj00vO48MTk
      Severn Suzuki
    • Gibt ja auch ne deutsche Version.
      Ist auch sehr gut.
      U.a. mit Ralf Wolter, Siegfried Lowitz und Mario Adorf.