Alternativer Titel: Nahaufnahme
Originaltitel: Inserts
Produktionsland: Großbritannien
Produktion: Davina Belling, Clive Parsons
Erscheinungsjahr: 1974
Regie: John Byrum
Drehbuch: John Byrum
Kamera: Denys N. Coop
Schnitt: Michael Bradsell
Musik: Jessica Harper, Trevor York
Länge: 117 Min.
Freigabe: FSK 18
Darsteller: Richard Dreyfuss, Jessica Harper, Bob Hoskins, Veronica Cartwright, Stephen Davies
Boy Wonder war innerhalb der Stummfilmzeit ein bedeutender und angesehener Regisseur. Den Sprung zum Tonfilm hat er nicht geschafft. Stattdessen ist Boy Wonder dem Alkohol verfallen und dreht in seiner Villa Pornofilme. Als Wonders Produzent und dessen Freundin Cathy zu Gast bei den Dreharbeiten sind, stirbt die Wonders Hauptdarstellerin an einer Überdosis…
Tragik, Angst, Schwarzer Humor und bissige Spitzen in Richtung Hollywood. So könnte man kurz und knapp das beschreiben, was „Nahaufnahme(n)“ zu bieten hat. Natürlich steckt hier eine ganze Menge dahinter und die genannten Eigenschaften und Absichten, sind tief gelagert und regen stark zum Mitdenken an.
Die Situation ist einfach. Hollywood befindet sich im Aufbruch, der Tonfilm ist das Zugpferd der Industrie. Eine Lage die den einst gefeierten Wonder-Boy überfordert und zwar so sehr, dass er sich nicht mehr traut sein Haus zu verlassen. Boy Wonder bzw. Wonder-Boy wird mit den Neuheiten der Industrie nicht fertig. Er säuft und dreht Pornofilme in seiner Villa. Die Nachbarn sind längst ausgezogen um das Feld für den Fortschritt zu räumen. Boy Wonder denkt nicht daran, er bleibt weiter in seinem Trott, stets im Glauben den Anforderungen der Filmindustrie nicht gewachsen zu sein. Sein kleines Reich, der Pool für aufstrebende Nachwuchsschauspieler und die Hölle von Laster und Sucht.
Inmitten dieser Szenerie werden fünf Darsteller eingebunden. Genannter Alkoholiker Boy Wonder, die ehemals seriöse Darstellerin und nun heroinsüchtige Pornodarstellerin Harlene, der naive Pornodarsteller Rex (genannt Ständer-Rex) sowie Wonders Produzent Big Mac und dessen Freundin Cathy Cake. Fünf Charaktere die das Film-Business verbindet und die allesamt verrückt bzw. auf ihre eigene Art gestört, wie auch verstört sind.
„Wir sind die Pioniere der neoplastischen Künste!“ (Boy Wonder)
John Byrums Film zeigt den Fortschritt der Welt, die Weiterentwicklung als eine Überforderung. Wonder kotzt dieses an. Wonder ist ein Genie, aber er hat sich von der Außenwelt ausgeschlossen. Die Chance wieder Fuß zu fassen und ins Tonfilmgeschäft einzusteigen will er nicht wahren. Für Wonder hat sich Alles zu sehr geändert und er selbst will sich nicht ändern. Ein Mensch der generell gegen den Strom schwimmt und den es einen Dreck schert, was die Mitmenschen dazu sagen.
Was Richard Dreyfuss dabei in der Rolle von Boy Wonder abzieht, ist grandios. Der Mann zieht hier sämtliche Register der Schauspielkunst. Auch die weiteren Darsteller/innen zeigen sich von der besten Seite und machen dieses sarkastische Kammerspiel zu einem kurzweiligen Erlebnis.
9/10