Das Syndikat



    • Alternativer Titel: Execution Squad, The Enforcers
      Produktionsland: Italien
      Produktion: Peter Geissler, Roberto Infascelli
      Erscheinungsjahr: 1972
      Regie: Stefano Vanzina
      Drehbuch: Lucio De Caro, Stefano Vanzina
      Kamera: Riccardo Pallottini
      Schnitt: Jutta Brandstaedter, Roberto Perpignani
      Spezialeffekte: -
      Budget: ca. -
      Musik: Stelvio Cipriani
      Länge: ca. 94 Min.
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Enrico Maria Salerno, Mariangela Melato, Mario Adorf, Jürgen Drews, Laura Belli


      Gewalt, Verbrechen und Korruption herrschen in Italien. Kommissar Mario Bertone ist machtlos, gegen die Urteile der Richter und die clevere Vorgehensweise der Anwälte. Es ist an der Tagesordnung, dass Verbrecher aus Mangel an Beweisen frei gesprochen werden. Als bei einem missglückten Raubüberfall, bei denen es Tote gab, der Verantwortliche Michele, eine junge Frau als Geisel nimmt, eröffnet sich ein weiterer Fall für Bertone.

      „Das System ist schlecht und nicht der Mensch.“ Eine Aussage innerhalb „Das Syndikat“, die den Zuschauer auf die richtige Fährte bringt, bzw. die ihn den Weg abschätzen lässt, den Stefano Vanzina einschlägt. Dieser Weg ist nämlich wesentlich politischer als man zuerst annimmt. Nach einem rasanten Start und einer Geiselnahme, für die Michele (besser bekannt als Jürgen Drews) verantwortlich ist, lenkt Vanzina seinen Film geschickt in eine andere Richtung. Es ist demnach nicht, der erwartete Verbrecher- Polizist Kampf, wie man ihn aus Lenzis „Milano Odia“ kennt und welcher zum zentralen Kern wird. Auch nicht die Beleuchtung eines Psychopathen, wie in Griecos „Der Tollwütige“. Vanzina konzentriert sich viel eher darauf, auf Links- und Rechtsextremismus einzugehen. Dieses erinnert mich persönlich, sehr an die Vorgehensweise von Damiano Damiani innerhalb „Der Terror führt Regie“. Dieses ist auch eines der Bestandteile, die „La Polizia ringrazia“, sprich „Das Syndikat“ zu einem richtig guten Film machen. Von direkten politischen Aussagen geht es zum Thema Selbstjustiz, verpackt im zuvor angesprochen Faschismus, bis hin zur Korruption. Dem Deckmantel, der über die Oberschicht gelegt wird und der mit Geld um Macht gefüttert ist.

      Bertone ist ein Verfechter der Gerechtigkeit, ein Verfechter der Wahrheit. Er akzeptiert die Straffreiheit für Verbrecher genauso wenig, wie die Lynchjustiz. Ein Killerkommando von Polizisten (okay hier sind es ehemalige Polizisten), das hört sich irgendwie nach Ted Posts „Calahan“ an. Natürlich hat Don Siegels „Dirty Harry“, den italienischen Polizeifilm, sehr beeinflusst, allerdings stammt „Das Syndikat“ von 1972 und „Calahan von 1973. Dieses sei nur am Rande bemerkt, wer sich für dieses Genre interessiert, der wird sich eh Gedanken gemacht haben und zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen sein.

      Was die Hauptdarsteller anbelangt, so kann ich nichts Negatives finden. Wer den Namen Jürgen Drews liest, der sollte nicht entsetzt von dem Film weichen. Drews macht seine Sache als Michele wirklich gut. Neben Drews sehen wir, in der Rolle der Anna Maria Sprovieri, Laura Belli. Laura wirkte auch 2 Jahre später in Lenzis „Berserker“ mit und wenn ich ehrlich bin, so ist sie mir ein wenig zu selten im Bild, da sie ein optisches Highlight ist. Des weiteren müssen wir natürlich Enrico Maria Salerno als Commissario Bertone lobend erwähnen, sowie auch Mario Adorf in der Rolle des Attorney Ricciuti, von dem ich mir, wie auch von Laura Belli, ein wenig mehr Spielzeit gewünscht hätte.

      Fazit: „Das Syndikat“ ist ein intelligenter und spannender Poliziesco, der mit der Ruhe eines Damiani und guter Action zu gefallen weiß. Schön, dass es eine solche Genre-Perle endlich zum DVD Release gebracht hat.



      [film]9[/film]


    • Kritik:

      Das Syndikat ist vom Aufbau typisch das was man sich unter einem Polizeifilm mit Ermittlungen und Verfolgungen vorstellt, wobei die Polizei hier brutal vorgeht. Nicht brutal genug, denn es muss auch noch ein Syndikat gegründet werden, um die Verbrecher das Handwerk zu legen. Die Geschichte ist aber nicht dauerhaft spannend, trotz der harten Dialoge, aber richtig langweilig wird es gewiss auch nicht. Wobei ich allgemein kein Fan von Krimis und Polizeifilme bin, liegt also auch daran, der Genrefreund kann hier nämlich bedenkenlos zugreifen. Eine sehr brutale Szene gibt es gegen Ende, wo eine Entführte von einem Polizeiwagen vollkommen überrollt wird. Die tolle Sounduntermalung fällt schnell auf. Richtig gut ist der Film dann im Finale, wo die ganzen Machenschaften aufgeschlüsselt werden und große Teile der Polizei und Politiker als korruptes Syndikat entlarvt werden,
      Spoiler anzeigen
      allerdings ohne es am Ende auffliegen zu lassen.
      Mit Fiesling und Frauen-Terrorist Jürgen Drews in seiner besten Filmrolle.

      „Die Kriminalität ist allein ein Produkt der Gesellschaft. Das System ist schlecht nicht der Mensch.“

      [film]6[/film]
    • Na ja. Immerhin hast du dem Film ja 6 Punkte gegeben.





    • Das Syndikat
      (La Polizia ringrazia)
      mit Enrico Maria Salerno, Mariangela Melato, Mario Adorf, Franco Fabrizi, Cyril Cusack, Laura Belli, Jürgen Drews, Corrado Gaipa, Giorgio Piazza, Ezio Sancrotti, Piero Tiberi, Diego Reggente, Ada Pometti
      Regie: Steno
      Drehbuch: Steno / Lucio De Caro
      Kamera: Riccardo Pallottini
      Musik: Stelvio Cipriani
      FSK 16
      Deutschland / Frankreich / Italien / 1972

      Italien in den frühen Siebzigern. Es sind raue Zeiten, und raue Zeitgenossen treiben ihr Unwesen auf den Strassen Roms.Oftmals werden von der Polizei gefasste Verbrecher aufgrund von Beweismangel und geschickten Verteidigern wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei einem Überfall erschießen zwei Ganoven unschuldige Passanten. Mario Bertone, Hauptkommissar des römischen Morddezernats, tappt erstmals auf der Suche nach den brutalen Tätern im Dunkeln. Während er unbeirrt seiner Arbeit nachgeht, erscheint nachts plötzlich eine mysteriöse Gruppe auf den Straßen der Metropole. Ihr Ziel ist es, die von der Justiz freigelassene Verbrecher auf bestialische Art und Weise zu exekutieren …


      Einmal mehr bekommt man es bei vorliegendem Film mit einer wahren Perle des italienischen Kinos zu tun, zudem ist "Das Syndikat" auch noch maßgebend für alle weiteren Vertreter des Poliziesco, die sich offensichtlich an vorliegender Geschichte orientiert haben. Nun mag es ganz sicher härtere Vertreter des Sub-Genres geben, doch ist das Werk von Steno meiner Meinung nach eine der besten Gesamt-Kompositionen, die mir bisher vor die Augen gekommen sind. Die Story ist gut durchdacht, intelligent und wirft einige brisante Fragen auf, die sich im Grunde genommen durch den Inhalt selbst beantworten. Die Kriminalität in Italiens Hauptstadt Rom nimm immer stärkere Ausmaße an und die Polizei steht dem Verbrechen fast hilflos gegenüber, da die meisten Täter vor Gericht immer wieder mit einem blauen Auge davonkommen. Kein Wunder also, das die Beamten einer Ohnmacht nahe sind und von Verbrechern sowie schleimigen Winkel-Advokaten fast schon ausgelacht werden. Es ist ganz besonders dieser Aspekt, der hier ganz hervorragend herausgearbeitet wird und immer wieder die Frage aufwirft, wie man die vorherrschende Situation ändern könnte. Eine mögliche Antwort wird auch sogleich mitgeliefert, denn ein ominöses Syndikat macht es sich zur Aufgabe, die freigesprochenen Verbrecher Roms ihrem Schöpfer zuzuführen und so finden mit der Zeit immer mehr Hinrichtungen statt, bei denen kurzer Prozess mit den Tätern gemacht wird.

      Dabei wird der Zuschauer nun mit seinen eigenen moralischen Grenzen konfrontiert, denn auch wenn man kaum Mitleid mit den Getöteten empfinden kann, ist die Thematik der Selbstjustiz doch immer wieder ein zweischneidiges Schwert, das man definitiv nicht gut heißen kann. Nicht weiter verwunderlich also, das man dem Gesehenen emotional sehr zwiespältig gegenübersteht und sich mehr als einmal selbst die Frage stellt, wie man in einer solchen Situation reagieren würde. Regisseur Steno hat auch bei dieser Kehrseite der Medaille die Thematik äußerst gut in Szene gesetzt, spaltet man sich doch selbst im Lager der Polizei in 2 verschiedene Lager. Der verantwortliche Inspektor Bertoni ist der pflichtgetreue Beamte, der sich trotz seiner Hilflosigkeit immer an die Buchstaben des Gesetzes hält, doch auf der anderen Seite gibt es genügend Mitarbeiter die der Meinung sind, das man das Syndikat sogar unterstützen sollte. Vom rein menschlichen Standpunkt aus gesehen kann man diese Haltung sogar nachvollziehen, andererseits beinhaltet diese Sichtweise auch einen extrem bitteren Beigeschmack. Um das Ganze wirklich nachvollziehen zu können, muss man sich selbst ein Bild von dem erstklassigen Szenario machen, das von der ersten bis zur letzten Sekunde absolut herausragende Film-Kost anbietet, die einen auch nachhaltig berührt. Es handelt sich um keinen Film, den man einfach mal so nebenbei schauen sollte, denn hier sollte man eine Sichtung in aller Ruhe vornehmen, damit das Geschehen auch seine volle Intensität entfalten kann.

      Und diese ist nicht gerade niedrig, denn die glaubwürdig umgesetzten Ereignisse ziehen den Betrachter in einen wahren Strudel aus Verbrechen und Brutalität, aus dem es augenscheinlich kein Entkommen gibt. Man wird selbst zu einer Art Spielball des Geschehens und kann sich gedanklich äußerst gut mit der Situation auseinandersetzen. Handelt es sich doch um eine extrem authentisch erscheinende Ansammlung von Abläufen, die in dieser Form alles andere als realitätsfremd rüberkommt und in etlichen Passagen vielmehr wie ein erschreckender Tatsachenbericht erscheint. Darum hat mir persönlich auch die Tatsache am besten gefallen, das man fast gänzlich auf visuelle Gewaltdarstellungen verzichtet hat, denn bis auf ganz wenige Ausnahmen gestaltet sich die Geschichte vollkommen blutarm. Es verhält sich fast wie bei einer Nachrichtensendung, in der einem bestimmte Dinge verbal serviert werden, bei denen man jedoch darauf verzichtet, auf visuelle Details zurückzugreifen. Stellt das für manch einen eventuell einen Schwachpunkt dar oder der Film wird gar als zu weich empfunden, so möchte ich an dieser Stelle auf jeden Fall widersprechen. Die Vorstellungskraft wird nämlich sehr stark in Gang gesetzt und dadurch erscheint das Ganze meiner Meinung nach noch viel härter und intensiver. Streckenweise ist man psychisch gesehen richtig mitgenommen, da der eigenen Vorstellung nun einmal keinerlei Grenzen gesetzt sind. Und so bin ich letztendlich zu dem Entschluss gelangt, das Regisseur Steno mit "Das Syndikat" ein wahres Meisterwerk geschaffen hat, das in wirklich jeder Beziehung zu überzeugen weiß.

      Abschließend sollte man auf keinen Fall versäumen, auf das grandiose Schauspiel der Akteure hinzuweisen, denn die Story ist selbt in den kleinsten Nebenrollen absolut perfekt besetzt. Neben den brillant aufspielenden Hauptdarstellern Enrico Maria Salerno (Bertoni) und Mario Adorf (Staatsanwalt Ricciuti) kann selbst ein ansonsten singender Jürgen Drews in der Rolle eines Killers überzeugen. Nun ist gerade sein Part nicht unbedingt so ausgelegt das er hier geniales schauspielerisches Können zum Besten geben muss, doch seine Performance wirkt durchaus glaubwürdig. Im Endeffekt kann man als Fan des Sub-Genres nur zu einem richtig guten Gesamteindruck gelangen, wobei "Das Syndikat" für mich selbst ein echter Meilenstein ist, den ich mir ganz bestimmt nicht das letzte Mal angesehen habe. Ein Film der äußerst stark nachwirkt und einen zusätzlich zum nachdenken anregt.


      Fazit:


      Vielleicht kann ich nicht ganz objektiv sein da mich diese Geschichte und deren glaubwürdige Umsetzung mich regelrecht begeistert hat, doch aus meiner Sicht kann man in vorliegendem Fall nur die Höchstnote vergeben. Wer sich für diese Art von Film interessiert, kommt an "Das Syndikat" unmöglich vorbei, denn es wird wirklich alles geboten, was den Poliziesco so sehenswert macht.


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      Big Brother is watching you