Blut an den Lippen

    • Blut an den Lippen



      Produktionsland: Belgien, Deutschland, Frankreich
      Produktion: Luggi Waldleitner
      Erscheinungsjahr: 1971
      Regie: Harry Kümel
      Drehbuch: Harry Kümel, Pierre Drouot, Jean Ferry, Manfred Köhler, J.J. Amiel
      Kamera: Eduard van der Enden
      Spezialeffekte: Eugene Hendrickx
      Musik: François de Roubaix
      Länge: ca. 85 Minuten (Deutsche Kinoversion) 96 Minuten (Uncut Version)
      Freigabe: FSK 16

      Darsteller:
      Delphine Seyrig: Elizabeth Bathory
      Danielle Ouimet: Valerie
      John Karlen: Stefan
      Andrea Rau: Ilona
      Paul Esser: der Portier


      Deutsche DVD & Blu-Ray Fassung: 19.04.2013


      Stefan und Valerie haben geheiratet und machen auf ihrer Reise zu Stefans Eltern, Halt in einem Hotel. Da momentan die Saison für Urlauber vorbei ist, ist das Hotel einzig vom Portier Pierre bewohnt. Am späten Abend treffen Elizabeth Bathory und ihre Begleiterin Ilona im Hotel ein. Der Portier Pierre ist der Überzeugung, dass er die Gräfin vor 40 Jahren bereits als Gast begrüßen konnte und sie sich in keiner Weise verändert hat, sprich um keine Sekunde gealtert ist…

      Blut an den Lippen ist eine deutsch, belgisch, französische Co-Produktion aus den frühen 70er Jahren. Was sehr schade ist, den Film tristet eher ein unbekanntes Dasein. Schade aus dem Grund, da es sich um einen exzellenten Film des Vampir-Genres handelt.

      Kameratechnisch werden hier alle Register gezogen. Die Räumlichkeiten im Hotel werden leer dargestellt und vermitteln ein Gefühl der absoluten Kälte. Die Bilder die der Film aufweist, sind von depressiven Zügen durchtränkt und verbreiten ein starkes Nichtvorhandensein an Perspektiven, für die Hauptdarsteller. Dieses entspricht auch dem Schicksal, welches Ilona erwartet. Sie will die Gräfin verlassen und findet auf Grund unglücklicher Zufälle den Tod. Den Tod, den sie eventuell in ihrem Inneren herbeisehnte um ihren Dasein als Vampir zu entfliehen.

      Bleiben uns drei weitere Charaktere. Stefan ist anfangs beeindruckt von der Gräfin und sein Wesen verändert sich in Brutalität gegenüber Valerie. Valerie, die anfangs die Gräfin hasst, wird von ihr, in ihrer Seele eingenommen. Valerie ist fortan der Gräfin verfallen. Sie spürt wahre Empfindungen und Verlangen und hilft zum Ende der Gräfin, Stefan zu töten.

      Wie in einigen anderen Filmen, stellt sich auch bei Blut an den Lippen die Frage, was das eigentlich Böse ist. Stefans Wesensveränderung, macht ihn für Valerie zu einem abartigen Scheusal. Die Liebe der Gräfin gibt ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Glück. Die Frage ist: ist Stefans Wesen wirklich von Bösartigkeit durchtränkt oder hat die Gräfin für diesen Zustand gesorgt? Eine Frage die ich persönlich definitiv nicht beantworten werde, da dieses Jeder für sich selbst tun sollte.

      Fazit:
      Blut an den Lippen ist ein brillanter europäischer Film mit überzeugenden Darstellern. Regisseur Harry Kümel bietet eine Mischung aus Liebe, Hass, Macht, Unterwerfung, Einsamkeit und Angst.

      Gemütliches und intelligentes Kino für Genrefreaks und Intellektuelle, Mainstream-Konsumenten werden hier absolut nicht auf ihre Kosten kommen.




      [film]9[/film]
    • Krümels Film steht auch schon seit Ewigkeiten auf meiner Wunschliste.
    • Der stand bei mir 16 Monate im Regal, habe ihn erst heute gesehen.
    • Wow, interessante Vorstellung sid! Mir selbst ist der Film absolut nicht bekannt. Ich glaube das werde ich aber demnächst auf jeden Fall nachholen.
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Das Teil ist wirklich sehenswert. Eine interessante Geschichte die ohne viel Blutvergiessen auskommt. Mir hat der Film sowohl atmosphärisch, optisch (auch die Farbgestaltung) als auch akustisch stellenweise sehr zugesagt. Sicherlich nicht jedermanns Sache denn der Film ist fernab gängiger Vampirstreifen, ist aber in der Hinsicht einer der besten die ich kenne und ich fand ihn recht fesselnd und eingängig. Das Ganze ist mit Erotik angereichert, durchaus gewagt für die Zeit aber nicht so aufdringlich und störend wie in so Werke a la "Entfesselte Begierde" (1973) von Jess Franco . Im TV lief vor Ewigkeiten übrigens mal eine Fassung in der man das Ende direkt am Anfang des Films gezeigt hatte. [film]9[/film] das passt durchaus.
    • Blut an den Lippen läuft morgen 0.45 auf [URL=http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1174792,day=6,week=39,year=2010.html]Arte[/url] (Wh. Freitag Nacht um 3 Uhr) :3:
      I know nobody's listening 'cos you're all looming, but I got a shot of hot rock 'n roll for you anyway... - KOKLA Red River Rock 'n Roll Request.
    • Original von Skilla
      Blut an den Lippen läuft morgen 0.45 auf [URL=http://www.arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1174792,day=6,week=39,year=2010.html]Arte[/url] (Wh. Freitag Nacht um 3 Uhr) :3:


      Das ist doch ein sehr guter Tipp, für die Jenigen die den Film nicht kennen.
    • Stimmt! Merci für den Tipp Skilla! :5:
      Ich werde ihn mir am Freitag um 3 Uhr mal anschauen. Oder zumindest aufnehmen und dann etwas später anschauen. Interessant klingt er allemal.
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • :6: werde ihn auch sehen, sollte ich noch wach sein. Habe noch vergessen zu erwähnen, dass der Film im Originalton mit Untertitel gesendet wird.
      I know nobody's listening 'cos you're all looming, but I got a shot of hot rock 'n roll for you anyway... - KOKLA Red River Rock 'n Roll Request.
    • Is kein Problem für mich... :0:
      Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
      Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
    • Von Bildstörung erscheint am 19.04.2013 eine DVD/Blu-Ray Fassung.
    • Mir ist er zwar bekannt, aber noch nicht gesehen.
      *haben.will* :6:
    • Der Film, der auf dem Papier noch nach sleazigem Sexploitationskino der Siebziger klingt, ist in wirklichkeit Kunstkino auf höchstem Niveau. Die minimalistische Geschichte der beiden Vampire, welche sich ein frisch verheiratetes Ehepaar gefügig machen, fasziniert über die gesamte Laufzeit. In einem Wechselbad an Farben und Stimmungen wird uns eine rauhe Küstenlandschaft mit leeren Hotels präsentiert, in welcher wir ein Theaterstück über Liebe, Lust und Verlangen sehen.

      Stefan, der Ehemann, fasziniert von Gewalt und Tod, gerät schnell in die Fänge der Gräfin ( in Ekstase schwärmen beide von der Greueltaten der Blutgräfin Bathory, eine der besten Szenen des Films). Valerie, die Ehefrau, wehrt sich noch einige Zeit, gegen Ende ist auch sie vollkommen der Gräfin ausgeliefert.

      Irgendwann versteht auch der Zuschauer, was die Gräfin eigentlich ist. Der Vampir, als Symbol der menschlichen Verkommenheit (im Film eben sexuelle Gewalt und Macht), hat hier gar nichts mehr mit seinen filmischen Verwandten gemein, sondern findet sich hier nur noch in einer heruntergebrochenen Form wieder. Das alles verstrickt in durchkomponierten Bildern, die oft an Gemälde erinnern, ist der Film wohl so einer, der aufgrund seiner Inhaltsangabe einige Zuschauer in die Falle locken könnte.

      Eine Falle, in die man gerne tappt.

      [film]9[/film]
      What fools these Mortals be!
    • Stefan (John Karlen) und Valerie (Danielle Ouimet) haben in der Schweiz geheiratet und befinden sich auf dem Nachhauseweg. Notgedrungen müssen sie in Belgien in einem schicken Hotel einen Zwischenstopp einlegen. Dort trifft das Pärchen auf die Gräfin Bathory (Delphine Seyrig) und ihre Muse Ilona (Andrea Rau)...


      Zufall - zweiter Film mit dem Thema "Bathory" (wenn hier natürlich nicht im Vordergrund stehend) nebst Bathory - Die Blutgräfin welchen ich in den letzten Tage sah - auch wenn man beide Filme ansonsten nicht vergleichen kann! Harry Kümel Werk ist ein kleines Filmjuwel geworden, welches mich sofort in seinen Bann gezogen hat! Er nimmt sich hier einem Thema an, welches sehr an das Kino eines Jean Rollin erinnert (Lesbisches Vampirthema). Die Story ist nur Nebensache, aber trotzdem interessant, als plötzlich die Rede ist von der Gräfin Bathory, welche das Hotel schon vor 40 Jahren besucht haben soll und seitdem kaum gealtert zu sein scheint. Das Psychospiel, welches sie mit dem Pärchen Stefan und Valerie eingeht, ist sehenswert, stimmungsvoll und sehr erotisch in Szene gesetzt (wenn auch weitaus weniger freizügig und explizit als beim Kollegen Rollin). Die Spannung und Stimmung baut sich mehr und mehr auf und ich würde sagen, zusammen mit dem grandiosen Schauspiel (vor allem von Delphine Seyrig) sind das plus die Bildsprache zusammen vermischt mit dem grandiosen Sound die wahren Highlights dieses Filmjuwels, welches ich jedem Genre-Fan nur empfehlen und ans Herz legen kann! Starkes Stück Film von Harry Kümel, der einmal mehr beweist, dass weniger manchmal mehr ist!

      Hier kann ich nur die dt. Blu Ray / DVD von Bildstörung empfehlen = Uncut, sehr gute Bildqualität, Deutscher Ton, Originalton (habe ich auch selten erlebt, das ein Label, bevor der Film startet, auf den besseren O-Ton verweist), deutsche UT, Schuber, mehrseitiges Booklet mit Infos und interessante Extras (Audiokommentar und Interview mit Regisseur), was will man mehr? Ganz starke Vö für einen ganz starken Film! Laut Label ist die deutschsprachige Eyecatcher DVD ein Bootleg! Also Finger weg von dieser Fassung!

      [film]9[/film]
    • @Logge hast du den schon gesehen? Bin noch unsicher, ob ich mir den holen soll. Die Bewertungen sind allerdings eindeutig. Deine Meinung würde mich aber auch noch interessieren. :3:





    • Blut an den Lippen
      (Les Levres rouges)
      mit Delphine Seyrig, John Karlen, Danielle Ouimet, Andrea Rau, Paul Esser, Georges Jamin, Joris Collet, Fons Rademakers
      Regie: Harry Kümel
      Drehbuch: Pierre Drouot / Harry Kümel
      Kamera: Eduard van der Enden
      Musik: François de Roubaix
      FSK 16
      Frankreich / Belgien / Deutschland / 1971

      Stephan und Valerie sind auf der Hochzeitsreise. Da sie ihr Schiff verpassen, übernachten sie in einem einsamen Hotel in Ostende. Dort machen sie die schicksalhafte Bekanntschaft mit einem merkwürdigen, exzentrischen Pärchen: Die ungarische Gräfin Bathory und ihre devote Begleiterin Ilona Harczy. Stephan fällt der bezaubernden Ilona zum Opfer, ohne zu wissen, das sie ein Vampir ist. Unterdessen kümmert sich die Gräfin um die schöne Valerie, um sie auf Ilonas Nachfolge vorzubereiten. Als Stephan die Situation erkennt, ist es für beide zu spät...


      Mit "Blut an den Lippen" hat das Label Bildstörung einmal mehr einen absoluten Volltreffer gelandet, offenbart sich doch einer der wohl außergewöhnlichsten Beiträge des Vampirfilms, bei dem es sich zudem auch noch um eine europäische Produktion handelt. Außergewöhnlich gestaltet sich die hier erzählte Geschichte allein durch die Tatsache, das Regisseur Harry Kümel eigentlich auf sämtliche ansonsten übliche Klischees verzichtet hat, die Filme dieser Art ansonsten beinhalten. Keine Kruzifixe, Knoblauch oder sonstige üblichen Dinge sind hier zu sehen, stattdessen präsentiert sich eine extrem gelungene Mischung aus Drama, Horror-und Erotik, die insbesondere durch ihre brillante Optik zu überzeugen weiß. Diese ist anscheinend vollkommen bewusst äußerst kühl gehalten, was insbesondere in den Passagen zu erkennen ist, die sich in dem fast leerstehenden Luxus-Hotel abspielen. Dadurch erhält das Ganze einen unglaublich nüchternen, um nicht zu sagen sterilen Anstrich, was ganz augenscheinlich hauptsächlich für eine extrem beklemmende Atmosphäre sorgt, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht und wie ein bleierner Mantel auf den Schultern des Zuschauers liegt.

      Im Fokus der Ereignisse stehen in der Hauptsache die beiden frisch vermählten Stephan und Valerie, die sich im Prinzip noch gar nicht richtig kenne und ziemlich überhastet geheiratet haben. Während Valerie eine lebenslustige junge Frau zu sein scheint, brechen bei ihrem Gatten doch äußerst schnell Aggressionen durch, die sich auch im Liebesspiel der beiden Eheleute niederschlägt. Zudem lässt Stephan auch ein seltsames Interesse an den Frauenmorden erkennen, die innerhalb kürzester Zeit in der belgischen Stadt Brügge stattfinden und auf die man sich keinen Reim machen kann. Als dann noch die ungarische Gräfin Bathory mit ihrer angeblichen Sekretärin Ilona im Hotel einzieht, entwickelt sich eine ganz eigenartige Beziehung zwischen den vier Hauptfiguren. Lediglich Valerie spürt von Anfang an, das etwas sehr Unheimliches von den beiden Frauen ausgeht, während Stephan sich ohne es eigentlich zu bemerken, äußerst schnell im Bann der zwei Frauen befindet. Würde man die Inhaltsangabe des Filmes nicht kennen wüsste man im Prinzip gar nicht, das es sich hier um weibliche Vampire handelt, Harry Kümel hat es nämlich erstklassig verstanden, die eigentliche Thematik seiner Geschichte eher hintergründig darzustellen.

      Es mag sich eventuell etwas komisch anhören, doch gerade aus diesem Aspekt bezieht das Werk seine eigentliche Stärke, fokussiert sich das Ganze doch hauptsächlich auf die Beziehung zwischen den ungleichen Paaren und spielt dabei mit sexuellen Andeutungen, die streckenweise auch unglaublich gut ins Bild gesetzt wurden. Es ist eben diese einzigartige Mischung, die "Blut an den Lippen" etwas sehr Außergewöhnliches verleiht. Hinzu kommt die schon erwähnte Optik, die trotz der von ihr ausgehenden Kälte unglaublich ästhetische Züge erkennen lässt. Es sollte also jedem klar sein, das man hier keinen Vampir-Beitrag im üblichen Sinne zu sehen bekommt, denn diese europäische Produktion hat im Prinzip überhaupt nichts mit dem modernen Vampirfilm und auch so gut wie nichts mit dem klassischen Stoff gemeinsam. Vielmehr entpuppt sich eine auf sehr angenehme Art abweichende Story, die aber dennoch auf jeden Fall dem Sub-Genre zuzuordnen ist. Neben den schon aufgezählten Stärken sollte man auch noch das hervorragende Schauspiel der Akteure nicht unerwähnt lassen, denn sämtliche Darsteller geben eine gelungene Kostprobe ihres Könnens zum Besten.

      Insgesamt gesehen kann man hier von einem mehr als gelungenen Beitrag sprechen, der für manch einen Fan des Genres sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen dürfte. Denn das Abweichen von sämtlichen ansonsten gebotenen Zutaten mag für viele Leute zu ungewohnt erscheinen, doch insbesondere in diesem Aspekt offenbart sich die ganz große Stärke eines Filmes, der stilistisch gesehen in die absolute Oberliga einzuordnen ist. Großartige Action oder blutrünstige Passagen darf man hier nicht erwarten, aber das hätte den herausragenden Gesamteindruck auch eher zerstört, als das es dem Szenario gut zu Gesicht gestanden hätte. Und so kann man einmal mehr von einer grandiosen Veröffentlichung von Bildstörung sprechen, denn auch wenn es den Film schon vorher auf DVD gab, ist diese Neuerscheinung einmal mehr mit etlichem Bonus-Marterial versehen, so das sich eine Anschaffung auf jeden Fall lohnt.


      Fazit:


      "Blut an den Lippen" ist außergewöhnlich und weicht von den üblichen Genre-Beiträgen vollkommen ab. Vielleicht ist das nicht jedermanns Sache, doch wenn man sich auf die erzählte Geschichte einlassen kann, wird man mit einem hervorragenden Film belohnt, der in allen Belangen absolut überzeugen kann.


      [film]8[/film]
      Big Brother is watching you


    • Originaltitel : Lèvres rouges, Les
      Produktionsland: Belgien, Deutschland, Frankreich
      Produktion: Luggi Waldleitner
      Erscheinungsjahr: 1971
      Regie: Harry Kümel
      Drehbuch: Harry Kümel, Pierre Drouot, Jean Ferry, Manfred Köhler, J.J. Amiel
      Kamera: Eduard van der Enden
      Spezialeffekte: Eugene Hendrickx
      Musik: François de Roubaix
      Länge: ca. 85 Minuten (Deutsche Kinoversion) 96 Minuten (Uncut Version)
      Freigabe: FSK 16
      Darsteller: Delphine Seyrig,Danielle Ouimet,John Karlen,Andrea Rau,Paul Esser u.a.

      Inhalt :

      Stefan und Valerie sind frisch vermählt und befinden sich auf dem Weg zur Fähre die sie nach England bringen soll, damit Stefan seine Angetaute seiner Mutter vorstellen kann.
      Im belgischen Ostende wird ihr Zug aber zu einem Halt gezwungen und die beiden mieten sich in einem fast menschenleeren, luxuriösem Hotel ein um die Wartezeit zu überbrücken.
      In der lokalen Zeitung lesen sie von einer unheimlichen Mordserie, in der schon drei dezimierte, weibliche Jungfrauen vollkommen blutleer vorgefunden wurden.

      Bei einem Besuch in Brügge wird das Ehepaar vor Ort Zeuge wie ein viertes Opfer blutleer aufgefunden und abtransportiert wird und dieses Ereigniss scheint Stefans wahres Gesicht preis zugeben.
      Es dauert nicht lange, bis sich die Gräfin Elisabeth Bathory mitsamt ihrer Sekretärin und Zofe Ilona auch in dem Hotel einfinden und sowohl Stefan als auch Valerie scheinen von der mysteriösen Aura Frau angetan zu sein.
      Der Portier des Hotels kommt das Gesicht der Gräfin sehr bekannt vor, was aber bedeuten würde das die Gräfin innerhalb der letzten 40 Jahre um keinen Tag gealtert wäre.
      Immer mehr zieht die Adelige das Paar - welches noch keinen blassen Schimmer hat wen sie da vor sich haben - in ihren Bann, der in einem Strudel aus Hass, Liebe, Gewalt, Tod, Lust und Verlangen gipfeln wird.



      Trailer :


      Meinung :

      BLUT AN DEN LIPPEN dürfte wohl der bekannteste Film von Harry Kümel sein und ist bedingt dem Vampirgenre zuzuordnen.

      Was hier auffällt, ist das der belgische Regisseur jegliche Klischees des konventionellen Vampirfilms - sprich Knoblauch, Kreuze, Fangzähne, Weihwasser und zu Betten umfunktionierte Särge - vollkommen über Bord geworfen hat um dem Genre neue Impulse zu verleihen.
      Die einzige Parallele die es hier zum klassichen Vampir gibt ist die Angst vor dem todbringendem Sonnenlicht.

      Vampirismus steht in BLUT AN DEN LIPPEN sinnbildlich für sexuell-emotionale Bindungen und Abhängigkeit welche in der jungen Ehe von Stefan und Valerie und auch in der Beziehung der Gräfin Bathory und Ilona eine große Bedeutung hat.

      Vielmehr war Kümel's anliegen den Vampirfilm zu emanzipieren und erotisieren, wie man es auch aus den Werken von Jean Rollin oder dem 1974 von José Ramón Larraz inszenierten VAMPYRES : DAUGHTERS OF DARKNESS kennt.

      Das José Ramón Larraz's VAMPYRES - auch wenn er doch wesentlich blutiger und exploitativer ausgefallen ist - von der Story einige Ähnlichkeiten zu BLUT AN DEN LIPPEN aufweist, kann ich mir sehr gut vorstellen das Kümel's Film als Inspirationsquelle diente.
      Den Stellenwert von BLUT AN DEN LIPPEN kann man wohl mit den Werken von Radley Metzger vergleichen - was Metzger's Filme für den amerikanischen "Porn-Chick" sind, ist Kümel's BLUT AN DEN LIPPEN für den den europäischen Sexploitation Horror!
      Anstatt aber exzessiv den Euro-Sleaze zu zelebrieren wird hier viel Wert auf Ästhetik und Symbolik gelegt - BLUT AN DEN LIPPEN als Konglomerat aus Edel-Schmuddel, Giallo und Vampirhorror mit einem Schuß Arthaus-Kino zu bezeichnen trifft es wohl am passendsten.

      Die Story des Films mag zwar simpel gestrickt sein, wird aber durch den Look und die innovative, unkonventionelle Story wieder ausgeglichen - was von Kümel auch so beabsichtigt war.
      In Pastelfarben getauchter Biedermeier-Stil steht in perfektem Kontrast mit artifizieller Ausleuchtung in denen ein gellend-betäubendes Rot dominiert.

      Zu Gunsten dieser Ästhetik wurde dann letztendlich der Plot nebensächlich - hier ließ Kümel, wie bei einem Gemälde, die Bilder für sich sprechen und rückte diese in ihrer imposanten Schönheit in den Vordergrund.
      Mit Bedacht hat der Belgier jede der Einstellungen inszeniert und mit geringen Mitteln eine beeindruckende Symbiose aus Licht-und Schattenspiele sowie Kamerafahrten-und Einstellungen einfangen können - was auch der exzellenten Arbeit von Kameramann Eduard van der Enden zu verdanken ist.

      In narrativer Besinnlichkeit wird eine elektrisierende Atmosphäre von morbider Sinnlichkeit aufgebaut die ihre Symbolwirkung in eindringlich-düsterer Tiefe etabliert.
      Diese Entscheidung sollte sich für Harry Kümel letztendlich auszahlen, da BLUT AN DEN LIPPEN durch seine Eigenständigkeit und Originalität überzeugt und dadurch zum Klassiker des modernen Vampirfilms der 1970ger avancierte.

      Darstellerisch überzeugt hier in erster Linie natürlich Delphine Seyric als Gräfin Bathory, die durch Filme wie LETZTES JAHR IN MARIENBAD zur weiblichen Arthaus-Ikone avancierte.
      Durch ihr Gesamterscheinungsbild in BLUT AN DEN LIPPEN - welches von prunkvollen Kostümen und ihrer extravaganten Frisur geprägt ist - wird den Filmdiven der 1920ger Jahre, vor allem Marlene Dietrich, gehuldigt.
      Seyric verkörpert Gräfin Bathory ekstatisch mit einer nahezu perfekten einvernehmenden Kühlheit und der Grazilität einer echten Diva.

      An Seyric's Seite spielt Andrea Rau (DAS STUNDENHOTEL VON ST.PAULI, ROBINSON UND SEINE WILDEN SKLAVINNEN) den Part der Ilona sehr überzeugend, welche mit ihrem androgynem Pagenschnitt der Gräfin stets unterwürfig zu Diensten ist.

      Das frischvermählte Ehepaar wird von John Karlen (SCHLOSS DER VAMPIRE, TRILOGY OF TERROR, DAS SCHLOSS DER VERLORENEN SEELEN) und Danielle Ouimet (WILD AUF JUNGE KNOSPEN) überzeugend dargestellt, auch wenn diese beiden dem Duo Seyric & Rau im Vergleich ein wenig hinterherhinken - was aber nicht bedeutet, das ihre Leistungen schlecht sind.
      Hier sei aber noch zu erwähnen das es das ein oder andere Defizit gab, welches eventuell dafür verantwortlich war.
      John Karlen war nämlich "nur" die zweite Wahl von Kümel und der Regisseur hätte lieber Mathieu Carrière als männlichen Hauptdarsteller in BLUT AN DEN LIPPEN gesehen.
      Auch wenn man bei Aktrice Danielle Ouimet keine Lustlosigkeit verzeichnet, waren die Voraussetzungen nicht grade die besten - die Darstellerin hegte nämlich aus unersichtlichen Gründen eine Antipathie gegen den Belgier.

      Dafür ist die Charakterzeichnung von Stefan und Valerie aber exzellent und schon zu Beginn bemerkt man das sich die beiden das "Ja-Wort" aus einer Abhängigkeit heraus gegeben haben, was sich im Laufe des Films mehr und mehr etabliert.

      "Liebst du mich?" (Valerie)
      "Nein!" (Stefan)
      "Liebst du mich denn?" (Stefan)

      "Natürlich nicht!" (Valerie)
      "Gut, ich wusste doch, das wir füreinander gemacht sind" (Stefan)

      Mit zunehmender Laufzeit entpuppt sich Stefan als prügelnder, herrschsüchtiger Sadist der unmenschlich-düstere Charakterzüge an den Tag legt und von Gewalt und Tod fasziniert zu sein scheint.
      Valerie sieht ihren Geliebten immer mehr in einem anderen Licht, was wiederum die Entftemdung der sich eh schon fremden symbolisiert und auch aufzeigt wie nahe Lust, Leid, Obsession, Liebe, Hass und Tod hier beinander liegen

      Die berauschende Optik von BLUT AN DEN LIPPEN wird durch den von François de Roubaix (KOMMANDO COBRA, DER MANN AUS MARSEILLE, VERFOLGUNGSJAGD UM MITTERNACHT) komponierten Score komplettiert, der den Film zu einem audiovisuellen Erlebniss macht.
      Die Filmmusik wird vorwiegend von hypnotisch-pschychodelischen Rare Grooves mit Wah-Wah Gitarrensound dominiert - man könnte fast schon sagen das Roubaix seiner Zeit voraus war und als Großvater des "Trip-Hop" bezeichnet werden könnte.

      Der Hauptaugenmerk bei den Settings liegt hier auf dem fast menschenleeren Hotel, welches von imposanter Schonheit ist und die opulenten Bildkompositionen in ihrer Perfektion unterstreicht.
      Wenn der Zuschauer bei BLUT AN DEN LIPPEN kein reißerisches Exploitationvehikel mit viel nackter Haut, hemmungslosem Sex und hohem Blutgehalt erwartet, dürfte er nicht enttäuscht werden!
      Als einziges Manko kann man nur die aufgesetzt wirkende Szene zum Schluß hin zählen, in der eine kostengünstig wirkende Puppe zum Flug ansetzt - das wäre aber auch schon der einzige Kritikpunkt den ich anmerken kann.

      8,5 von 10 Rasiermessern
    • Hab den Film vor einiger Zeit auch im TV gesehen.
      Diese Lobeshymnen kann ich hier leider nicht nachvollziehen.
      Für mich war das ein sehr schwacher Vertreter des Vampirfilms. Maßstab ist für mich immer die Dracula-Reihe mit Christopher Lee.
      Es fließt hier viel Zeitgeist de frühen 70er ein: familiäre Bindungen werden nicht gerne gesehen (daher die Probleme des frisch vermählten Paares), freie Liebe und Sex ohne Tabus. Eine Lebensphilosophie, die heute keinen mehr juckt.
      Und da arme Elizabeth Barthory muß mal wieder als Buhmann herhalten.

      Hat micht Überwindung gekostet, das Teil bis zum Ende durchzustehen.
      Kein Knaller, kein Partyfilm, sondern ein 70er Jahre Experimentalfilm.

      Von mir:

      [film]3[/film]

      und aus nostalgischen Gründen an eine psychedelische Zeit - das paßt jetzt wie Arsch auf Eimer:

      [pilz]6[/pilz]
      Meine Bewertungskriterien:

      10= über jede Kritik erhaben; 9= Oberhammer mit unbeachtlichen kleinen Schwächen
      8= Pflichtkauf; 7= Must-See; 6= sollte man mal gesehen haben
      5= kann man gesehen haben; 4= muß man nicht sehen, tut aber noch nicht weh
      3= Hände weg; 2= körperliche Beschwerden treten auf
      1= Exitus oder: Tarantino geht ans Werk
      0= König Kacke auf einem Scheißhaufen oder: Rob Zombie geht ans Werk
    • Kritik:

      Harry Kümel der Lümmel!

      Optisch wirkt der reißerische Titel Blut an den Lippen sehr kunstvoll anhand der Gemälde und ein Haufen klassischem Kunstkram, ein perfekter Film also für den Kunstliebhaber. Es fehlen für einen Vampir/Mörderfilm optisch hingegen dunkle Szenen. Über eine Stunde muss man hier warten bis es zu einem Unfall kommt, wo etwas Blut im Badezimmer fließt. Nackte Haut gibt es einiges, aber nichts was sonderlich erotische Reize aufweist.

      Blut an den Lippen hat im Verlauf sehr wenig Vampirhorror zu bieten, zwar sind die Dialoge nur vereinzelt langweilig, die sehr abwechslungsreiche Sounduntermalung schafft es immer wieder die Spannung hoch zu halten, aber wirklich begeistert ist man vom zurückhaltenden Ablauf ohne Bissszenen nie. Die Story wird dann auch mal kurz totaler Käse, wo plötzlich der Geliebte mit der Lederpeitsche seine Alte verprügeln muss, dass warum ist nicht zu erklären. Die Darsteller sind an sich gut, die Optik ansprechend, der Sound verhindert große langeweile, aber die Handlung mit Pseudo-Symbolik, die einen noch mehr hinhält als es Twilight zuletzt tat und vor allem das Glitzeroutfit im Finale bringen dann das Fass ganz zum überlaufen, da wurde mir richtig schlecht bei. Die letzten Minuten sind dann experimentell und verstörend, verlieren aber dabei den Sinn.

      Blut an den Lippen ist nur was für die experimentale Drogenfraktion und Kunstliebhaber. Was gibt es hier sonst noch? Eine Menge lange rote Fingernägel und knallrote Lippen, aber nicht vom Blut sondern vom Lippenstift. Der Film ist sogar noch schlechter als der ähnlich gelagerte Wenn die Gondeln Trauer Tragen.

      [film]2[/film]

      [pilz]9[/pilz]
    • Die Kritiken von Dr.Doom und Komakopf lassen darauf schließen das mir der Film gefallen könnte :0:
    • Original von Silentium:

      Die Kritiken von Dr.Doom und Komakopf lassen darauf schließen das mir der Film gefallen könnte :0:


      Ich denke schon.
    • Hervorragender und sehr atmosphärischer Vampirfilm der etwas anderen Art.Wer mit dem Kino der siebziger Jahre etwas anfangen kann wird hier ein absolutes Highlight vorfinden.Harry Kümel hat meiner Meinung nach einen sehr guten Beitrag im europäischen Horrorfilm abgelegt den man dem anspruchsvollen Filmfreund ohne weiteres empfehlen kann.Gorehounds und Splädderkiddies können natürlich mit solch einem Werk nichts anfangen und sollten erst gar nicht den Versuch unternehmen sich diesen anzusehen.Was soll ich nach den hervorragenden Reviews hier noch gross schreiben ausser da sich dem verdiente

      [film]9[/film]

      gebe.


      PS:Das Doom damit nichts anfangen konnte war im Vorfeld schon klar und bedarf auch keiner weiteren Erwähnung.Mit Komakopfs Bewertungen hingegen hab ich wirklich so meine Probleme.Er gibt z.B. dem grottig schlechten "Zombie 3" [film]10[/film] und hier bei einem wirklich guten Film vergibt er gerade mal 3 Punkte.Die Bewertungskriterien erschliessen sich mir bei ihm absolut nicht.
    • Original von Trasher:

      PS:Das Doom damit nichts anfangen konnte war im Vorfeld schon klar und bedarf auch keiner weiteren Erwähnung.


      lolp
    • Bei Blut an den Lippen handelt es sich meiner Meinung nach eher um eine schwächere Lady Batthory Verfilmung, die aber dennoch funktioniert. Besonders hervorzuheben ist die typische 70er Jahre Atmosphäre, die natürlich nicht jedem gefällt. Und das ist auch gut so. Blut an den Lippen ist Genrekino und kein Film für die Masse. Action und Gore sucht man vergebens, nein, vielmehr wurde hierbei Wert auf die Atmosphäre gelegt. Ich gebe dem Film:


      [film]7[/film]
    • Ein etwas anderer Vampirfilm - absolut faszinierend, mit einer genialen Atmosphäre und mit tollen Bildern, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen haben. Sicher einer der schönsten und stilvollsten (das Cover verspricht nicht zu viel) Horrorfilme der 70er Jahre.
      Toll!

      [film]9[/film]
    • Ich finde Filme aus den 70ern durchaus auch immer wieder mal toll, aber nicht alles erreicht mich wirklich. Das hier ist für mich kein Vampirfilm und auch kein Sexploitationkino, sondern ein großes Gelaber und ein bisschen nackte Haut dazu. Denn sorry, aber von Vampiren kriegt man hier doch nur was erzählt, doch zu sehen kriegt man davon eigentlich so gut wie nichts? Aber Gebabbel, ja davon gibt es ganz viel dafür. OK, es wird auch mal kurz verprügelt und es sterben tatsächlich auch mal Leute ganz "stilvoll", na sowas und das in einem Vampirfilm , wer hätte das gedacht, aber insgesamt ist der irgendwie voll zum :46:

      Und das hat im Übrigen nichts mit zu wenig Gewalt zu tun! Das braucht es bei einem normalen Horrorfilm nicht unbedingt, aber ein normaler Horrorfilm und selbst einer mit "Stil", muss einen doch wenigstens noch gruseln, aber das tut der mich absolut gar nicht!? Warum der mal indiziert war, werde ich wohl nie verstehen, weil die Vampirin eine Lesbe ist oder wie?

      Eines ist aber echt beeindruckend und zwar, was das Label Bildstörung mal wieder für eine prächtige Qualität präsentiert, das Bild ist für diesen alten Film wirklich sehr gut!

      Tja, was mache ich nun, ich will ja nicht geschimpft werden, weil ich so ein übler Banause bin, daher mache ich es gnädig und gebe: lolp

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