Alternativtitel: Curse of the Living Dead, Demoniacs, Les Diablesses, Les Démoniaques
Produktionsland: Belgien, Frankreich
Produktion: Pierre Quérut, Lionel Wallmann
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Jean Rollin
Drehbuch: Jean Rollin
Kamera: Jean-Jacques Renon
Schnitt: Michel Patient
Spezialeffekte: -
Budget: ca. -
Musik: Pierre Raph
Länge: ca. 91 Min.
Freigabe: ungeprüft
Darsteller: Joëlle Coeur, John Rico, Willy Braque, Paul Bisciglia, Lieva Lone, Patricia Hermenier, Louise Dhour, Ben Zimet, Mireille Dargent, Miletic Zivomir, Isabelle Copejans, Yves Collignon u.a.
Deutsche Fassung: 31.03.2017 (Mediabook)
Inhalt:
Am Anfang werden dem Zuschauer vier Personen vorgestellt: Der "Kapitän", Le Bosco, Paul und die wunderschöne Tina. Diese vier Gestalten sind berüchtigte Strandräuber, die gestrandete Schiffe plündern und die Überlebenden berauben und schließlich töten. Eines Nachts zerschellt ein weiteres Schiff an den Klippen vor deim Eiland der Räuber, welches reichlich Beute mit sich bringt, und zwei hübsche, nach "Hilfe" rufende Mädchen. Die Räuber vergewaltigen und töten die Mädchen... Scheinbar... In der Dorfkneipe erscheinen die beiden "toten" Mädchen dem Kapitän. Im Alkoholdilirium wird dieser total wahnsinnig. Er trommelt seine Leute zusammen um die beiden Mädchen endgültig zu töten. Diese können jedoch fliehen und finden Unterschlupf auf einem verwunschenen, felsigen Eiland, ganz in der Nähe, wo sie einen Magier befreien, den die Dorfbewohner als den leibhaftigen "Teufel" anprangern und der den Mädchen ihre Rache an den Strandräubern möglich machen kann.
Trailer:
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Fazit:
"Ihr könnt keine Rache nehmen. In dieser verrückten Welt ist Hochherzigkeit das Einzige, auf das ihr noch hoffen könnt."
Worte, die ausgerechnet der "Teufel" zu den Mädchen sagt, welche wohlgewählter kaum sein könnten. Aber alles der Reihe nach:
Beginnen wir, anhand von Originalzitaten aus dem Film, die vier Strandräuber vorzustellen:
"Der Kapitän ist ihr Anführer. Ein Barbar. Seine Stärke gibt ihm Macht über die anderen. Seine vielen Verbrechen haben Spuren hinterlassen. Die Geister seiner Opfer quälen ihn. Der Wahnsinn macht ihn unberechenbar und gefährlich.
Der Oberschurke Le Bosco, von allen Seeleuten verflucht, kam eines Nachts betrunken mit seinem Seesack von einem ausländischen Schiff. Er folgt dem Kapitän aber Befehle führt der stets Bewaffnete nicht gern aus. Er wartet geduldig wie ein Geier, ist falsch und gewieft.
Paul. Auch er ist ein ehemaliger Seemann. Er tut, was der Kapitän sagt, und kriecht vor Le Bosco. Er wählt die Seite des Siegers. Er ist grausam und feige und aufbrausender als die anderen. Er hat die stärkste Position. Jeder denkt, er stehe auf seiner Seite.
Tina, der Engel der Verfluchten. Wild und pervers. Dieses Miststück schnappt jeden Unschuldigen, der ihr nahe kommt. Sie kennt keine Gnade. Sie plündert Schiffe und mordet Überlebende. Mehr als ein Mann ist gestorben mit dem Bild von ihrem großartigen und schamlosen Körper auf seiner Netzhaut."
Vier Seelen, die schwärzer kaum sein können. Und ihre Gnadenlosigkeit zeigt Rollin gleich zu Beginn. Ganz am Anfang meint der Zuschauer, er befände sich in einem waschechten Piratenabenteuer. Die komplette Szenerie des Strandes, inklusive der zerschellten Schiffe, des Meeresrauschens und der Strandräuber verbreiten sofort diese tolle "Abenteuerromantik". Dann macht der Film einen plötzlichen Sprung: Die beiden bedauernswerten Mädchen stoßen auf "unsere" Strandräuber und werden von diesen vergewaltigt. Das Ganze wird von Rollin ziemlich dramatisch und vor allem drastisch dargestellt. Er versucht zu provozieren, dem Zuschauer mit dieser relativ harten Szenerie die, eingangs schon erwähnte, Abenteuerromantik zu nehmen. Auf die Spitze treibt Rollin die Vergewaltigung, als Tina, erregt durch das Dargebotene, mit dem Kaptän Sex hat ... inmitten der Vergewaltigung der beiden unbekannten Mädchen. Das stößt einem schon etwas "säuerlich" auf; wirkt das Gesehene doch grotesk und wild. Man kann sich immer noch nicht recht damit anfreunden, dass die "Romantik" plötzlich dem Grauen gewichen ist. Kluger Schachzug, Hr. Rollin. Sie töten die Mädchen und gehen anschließend in die Dorfkneipe zum "saufen".
Man merkt ziemlich schnell, dass der Kapitän eine innerlich sehr zerrissene Gestalt ist. Als ihm die beiden, vermeintlich toten, Mädchen in der Kneipe begegnen, und wie das so ist, kann nur er sie sehen, verfällt er vollends seinen Wahnvorstellungen. Hier muss ich dem Darsteller, John Rico, ein Kompliment zollen. Er spielt diesen Charakter sehr glaubwürdig, immer, Rollin-typisch, am Rande des Overactings. Dieses ist aber unabwendbar, zeigt es doch die "Verrücktheit", die ihn noch gefährlicher macht, des Kapitäns in vollem Maße. Er hat Angst vor einer eventuellen Rache der beiden Mädchen, an ihm und seinen Leuten. Er will das alles gerade biegen.
Den anderen ist es anfangs ziemlich egal, jedoch dauert es nicht lange, bis sie, angestachelt durch die Hellseherin Louise, auch ihrem Aberglauben die Oberhand gewinnen lassen. Ein weiteres Kompliment an Rollin, für das hervorragende Casting. Die Darsteller der Strandräuber sind vorzüglich gewählt worden. Allen voran Joëlle Coeur, die den verrückten Wahnsinn ihrers Charakters Tina mit ihrer erotisch aufgeladenen Erscheinung kombiniert. Als Mann möchte man diesem "Engel der Verfluchten" nur allzu gerne verfallen. Auch die beiden unbekannten Mädchen sind bildhübsch. Ich möchte mal wissen, wo er diese Schönheiten nur wieder "aufgelesen" hat.
Der Film hat die Rollin-typischen Merkmale: Der Einsatz der Musik, passend zum Geschehen. Das Overacting so manchem Darstellers, diese speziellen Kameraperspektiven. Er liefert uns diesmal auch wieder surrealistische Bilder, jedoch nicht mehr so "verträumt", wie bei seinen Vampirgeschichen. Mit diesem Film wollte er provozieren, das "pure Böse" zeigen. Zumindest kommt es mir so vor. Und das gelingt ihm. Hier die beiden unbekannten, am Anfang so weiß wie die personifizierte Unschuld gekleideten, Mädchen als Verkörperung des Guten; gegen die Strandräuber als Verkörperung des Bösen. Und eine dritte Kraft gibt es noch: Die Ruine auf dem felsigen Eiland, in der, laut den abergläubischen Dorfbewohnern, der leibhaftige "Teufel" höchstpersönlich wohnen soll.
Man könnte nun anfangen, Rollin vorzuwerfen, ein absolutes klischeebehaftetes "Schwarz-/Weißdenken" zu besitzen. Genauso, wie er die hübschen Mädchen oftmals halbnackt oder gar ganz nackt dem Zuschauer präsentiert. Männerphantasie, Voyeurismus... Ja vielleicht. Wenn man sein Hirn ausschaltet und das so sehen will. Oder aber man liest zwischen den Zeilen. Diese so reinen Mädchen, werden durch die Vergewaltigung so traumatisiert, dass sie von Rachegedanken getrieben werden. Diesen reinen Geschöpfen wurde das "Gute" geraubt. Aber sind sie durch ihre Rachegedanken nun böse Menschen? Der "Teufel", den die Mädchen befreien, und der das Unheil über die Dorfbevölkerung bringen soll, hegt keinerlei "Groll" gegen diese. Er hilft den Mädchen, sich an den Strandräubern zu rächen und gibt ihnen seine Kräfte.
Die Rache klappt nicht so, wie sich die Mädchen das erhofft haben; ging es einfach nur schief, oder sind sie dazu nicht in der Lage, da sie keine böse Menschen sind? Die Antwort erfährt man, als die beiden engsten Vertrauten des "Teufels" durch die Strandräuber tödlich verwundet werden. Der "Teufel" besitzt keine Kräfte, da er sie den Mädchen für ihre Rache gegen hat. Diese geben ihm nun die Kräfte zurück, damit er die beiden Vertrauten retten kann. Dies veranlasst den Teufel zu jenem Zitat, dass ich ganz am Anfang dieses Reviews, erwähnt habe. Der sogenannte "Teufel" hat vermutlich mehr Gutes in sich, als die Strandräuber sowieso, oder auch die meisten Dorfbewohner, die ihn aufgrund ihres Aberglaubens, jahrelang auf diesem felsigen Eiland festhielten. Und wieder ist bei Rollin der Mensch, der wahre Dämon. Aber bekanntlich gibt es ja keine Vampire oder Dämonen, sondern nur Menschen.
Rollin ist wieder einmal ein packender Film gelungen, der tragisch, grausam, dann doch wieder leicht verträumt zugleich ist. Er verleugnet auch seine "Herkunft" nicht, denn in der Dorfkneipe hält ein Gast, eine Dracula-Figur in den Händen und eine Vampirstatur mit roten Augen warnt den Kapitän vor dessen unheiligen Schicksal. Für Rollinverhältnisse ungewohnt dialoglastig ausgefallen, folgt der Film seiner Geschichte, bis zum tragischen Ende.
Notorische Rollinkritiker werden auch an diesem Film nichts gutes Finden. Zwar ist er nicht ganz so "leise" inszeniert wie z. B. "Requiem for a Vampire", aber sein Erzählstil ist absolut nichts für den Mainstream. Bei vielen Filmen wird propagiert, man solle sein Hirn ausschalten. Das ist auch vollkommen okay und auch manchmal angebracht, aber bei Rollin muss man einfach mitdenken, hinterfragen und sich diesen überwältigenden Bildern hingeben. Ich verstehe die Kritiker seiner Werke, und zugleich empfinde ich eine gewisse Traurigkeit für die Verschlossenheit, wie so mancher an seine Filme herangeht.
Hurley: "Hat der Vogel gerade meinen Namen gerufen?"
Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."
Sawyer: "Ja hat er...Und gleich danach hat er Goldklümpchen gekackt."