Produktionsland: Deutschland
Produktion: Werner Herzog, Walter Saxer, Michael Gruskoff, Daniel Toscan du Plantier
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog
Kamera: Jörg Schmidt Reitwein
Schnitt: Beate Mainka Vellinghaus
Spezialeffekte: Cornelius Siegel
Musik: Popol Vuh
Budget: 2.500.000 DM
Länge: ca. 108 Min.
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz, Roland Topor, Walter Ladengast, Dan van Husen, Jan Groth, Carsten Bodinus, Martje Grohmann, Rijk de Gooyer, Clemens Scheitz, Lo van Hensbergen
Inhalt:
Wie schon im Original von 1922: Ein Immobilienmakler aus Wismar wird im Deutschland des 19. Jahrhunderts zu Graf Dracula in Transylvanien geschickt, um diesem ein Haus in Wismar zu verkaufen. Als der Graf sich auf die Reise in sein neues Heim macht, geschehen grausame Dinge in Wismar...
Die Story dieses Remake bzw. diese Hommage ist nahezu identisch mit der des Noferatu Originals von 1922, und entspricht auch so fast der Buchvorlage von Bram Stoker.
In Wismar wird ein Jonathan Harker nach Transylvanien geschickt, um mit Graf Dracula einen Hausvertrag abzuhandeln, dessen Sitz ebenfalls in Wismar ist. Dort soll aber alles anders kommen als erwartet und trotz aller Warnungen der transylvanischen Dorfbewohner reist er auf Draculas Schloss.
Werner Herzogs Neuinterpretation hält sich dabei anfänglich sehr identisch an die Vorlage von 1922, wie auch in diesem Stummfilm übernimmt Herzog etliche Aufnahmen, doch eines tut der Gesamtinterpretation einen kleinen Knick. War die Vorlage eben noch ein reiner Stummfilm, der durch reine Bildüberzeugungskraft punkten muss, versagt eben dieser jene Film daran, dass die Charaktere sprechen können. Das nimmt in dem Falle, zumindest aus meiner Sicht einiges an Potenzial. Die Vorlage war grundlegend pessimistisch und auch nahezu vorhersehend, was unserem Land in zukünftigen Jahre geschene wird. In Bezug auf den 2. Weltkrieg, die Pest aus dem Osten, war das einfach nur allzu sinnbildlich dargestellt und vermochte eine durchgehend raue und erdrückende Atmosphäre darzustellen.
Versteht dies nicht falsch, Herzogs Remake ist ebenfalls ein Stück trauriger Filmkunst, mit dem er, dank Klaus Kinski als Dracula beweist, dass es auch noch 57 Jahre danach gehen kann. Gemessen an dem Original verpufft jener Effekt, den Herzog anwendet aber wie ein Tropfen auf dem heissen Stein. Wahrlich pessimistische Bilder präsentiert uns hier dieses Stück deutscher Filmgeschichte. Düstere Bilder über Pest, Fäulnis und den allgegenwärtigen Tod. Atmosphärische Bilder, die verstörend wirken und so unglaublich schön wie grauenerregend sind. Doch dabei wirkt es einfach nur zu bemüht, die Klasse des Originals erreichen zu wollen, die Ansätze sind zwar da, denn Klaus Kinski kann sich ohne weiteres mit Max Schreck messen, aber dann ist es eben das Gesamtbild, das vieles in die Ernüchterung treibt.
Viel zu viele unnötige Längen muss der Film erleiden, obwohl man sicherlich mit diesen Bildern wahrlich tiefgründig und poetisch den Kontext vertiefen wollte. Doch zu träge ist die Inszenierung, an heutiger Zeit gemessen wirkt Herzogs Kameraarbeit gar einschläfernd, da bleibt für Spannung nicht viel Zeit, doch immerhin verschärft sich dabei noch der Pessimismus der ganzen Bilder, die er wie in Zeitlupe an den Zuschauern vorbeirieseln lässt.
Klaus Kinski als verstörter, an der Existenz als Monstrum leidender Charakter, wie auch angsteinflössender Angstmacher ist mehr als authentisch und intensiv dargestellt, wenn auch das Ganze aufgrund Dialogen neben Max Schreck verblasst. Und neben Kinski als Dracula verblasst nahezu der komplette Rest der Darstellerriege, die von unbeholfen bis vollkommen untalentiert und nervig alles abdecken. Am schlimmsten trifft es dort aber den Fliegenfresser Rentfield, der durch sein ständiges Gekicher bloss nur noch peinlich wirkt. Einzige Höhepunkte kann da bloss noch die bildhübsche Frau des Jonathan verbuchen, die mit exzellenter Mimik wohl mehr die männlichen Zuschauer begeistern wird.
Die schwächste Darstellung geht dabei aber allerdings aber an Dr. Van Helsing, der vollkommen unwissend über den ganzen Vampirfluch zu sein scheint. Am schlimmsten ist aber seine deutsche Aussprache. Nuchelnde Männer, sind nicht gerade vorteilhaft für einen Film, der ohneschon in kalter Bildgewaltigkeit erstarrt. Dabei tut der sphärische Score noch sein Übriges hinzu, wobei der durchgehend phänomenal ist. Phänomenal ist hierbei aber das durchgehend faszinierendes Ende, dass Unmengen von apokalyptischer Stimmung versprüht. Szenen in denen hunderte von Särgen über einen menschenleeren Marktplatz getragen werden, sind einfach bloss traumhaft, wenn dann die letzten Überlebenden zwischen tausenden von Ratten noch ein letztes Fest feiern, wirkt das alles bloss nur noch schaurig und ist so sinnbildlich für die Dekadenz unserer Zivilisation, aus der sie immerzu fliehen möchte.
Diese Bildgewaltigkeit funktioniert heute sogar noch besser als vor jenen 30 Jahren, dass das alles bloss noch hyptnotisierend erscheint. Herzog aber, verzichtet hierbei aber vollkommen auf Schockszenen, Gore bekommt man ohnehin eher in wenigen Maßen angedeutet. Auch wird einem hier wenig explizites präsentiert, was einige sicherlich unzufrieden darstehen lässt, nach meiner Ansicht passt das aber bloss nur noch zur eher melancholischen Stimmung des Filmes.
Fazit:
Ein sphärischer Film, der heute besser oder eben schlechter als je zuvor funktioniert. Ein deutsches Remake, des wohl wichtigsten Film Deutschland im vollkommen neuen Licht. Poetisch, erschreckend schön und grauenvoll. Neben dem Original versagt er aber ohnehin. Aber alles in allem:
EIN MEISTERWERK
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