Interview mit Annika Strauß

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      Interview mit Annika Strauß vom 22.06.10



      SG: Hi Annika,

      vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast:


      SG: Du hast in Stuttgart eine Schauspielschule besucht, diese aber dann wieder abgebrochen: [


      AS: Ja, leider musste ich abbrechen. Das hatte hauptsächlich finanzielle Gründe, denn wie jeder weiß, ist eine Schauspielschule sehr teuer. Und da ich schon seit ich 19 bin eine eigene Wohnung habe, ließ sich dass alles nicht mehr unter einen Hut bringen. Ich hatte mir damals aber fest vorgenommen, es trotzdem nebenher als Schauspielerin zu versuchen, weil das mein absoluter Traumberuf und wahrscheinlich auch meine Berufung ist.





      SG: Wie bist du ins Filmgeschäft gekommen?


      AS: Ich hatte einfach Glück! Ich habe Anfang 2009 begonnen Bewerbungen zu schreiben und mich auf Internet Inserate beworben. Im Februar habe ich dann von einem gewissen Herr Walz eine Zusage bekommen für eine der Hauptrollen in "La petite mort"! Erst konnte ich es natürlich nicht wirklich glauben und dachte, dass da irgendwo ein Haken sein müsste, aber nach und nach hab ich dann gemerkt, dass es wirklich so ist. Tja, und dann ging alles sehr flott. Bei "La petite mort" habe ich dann viele Freunde gewonnen, mit denen ich seit dem regelmäßig Kontakt habe.




      SG: Du bist ja erst seit 2009 in der Independent Szene mit dabei. Wie schnell hast du dich dort eingelebt?


      AS: Ich habe mich sehr, sehr schnell eingelebt. Besonders durch Freunde wie Manoush, Andreas Pape und Martin Hentschel habe ich alles erfahren, was man so wissen sollte. Ich bin sehr froh, dass ich sie habe und dass sie mir immer mit einem Rat zur Seite gestanden sind und es auch immer noch tun. Es ist schön, wenn man Freunde hat auf die man sich verlassen kann.




      SG: La petite mort war dein erster Film. Wie war es so ganz am Anfang für dich?


      AS: Am ersten Tag hatte ich eine Heidenangst. Es war wirklich schlimm. Alle die dabei waren hatten schon Filmerfahrung oder eine abgeschlossene Schauspielausbildung . Alle haben erzählt, was sie schon so gemacht haben und ich kam mir dann doch ein bißchen doof vor. Ich hatte bis dato nur mal Theater gespielt und Nachrichten moderiert. Also eine ganz andere Welt als der Film. Die erste Szene war dann gleich auch noch eine mit mir. Ich wäre am liebsten davon gelaufen....Aber als ich merkte, dass alle super zufrieden mit mir waren, ging es immer besser. Natürlich ist es für den ersten Film schon ein harter Stoff gewesen. Ich glaube die Skalpier-Szene war erst meine dritte oder vierte Szene... Mittlerweile bin natürlich viel selbstbewusster was das angeht und kann mich nur noch aufs Spielen konzentrieren ohne "Angst" haben zu müssen. Wobei eine gewisse Aufregung wohl immer da sein wird. Aber die braucht man denke ich auch.




      SG: Wie war es für dich im Film eine SM Dame zu spielen?


      AS: Das war eigentlich kein Problem. Mir war es wichtig, dass man nicht halb nackt rum läuft, aber so war es ja auch nicht. Außerdem war der Schwerpunkt auch nicht auf SM gesetzt d.h. ich musste weder jemanden derbe beschimpfen noch auspeitschen oder so (was für die erste Rolle vielleicht schon heftig gewesen wäre)....Meine Rolle der Dominique hat mir sehr gut gefallen. Mir macht es großen Spaß die "Böse" zu spielen. Allgemein bin ich eigentlich für alles offen, ich finde es gut bis an seine Grenzen zu gehen und alles auszuprobieren. Und eine Rolle ist eben eine Rolle...manchmal halt auch die einer SM Dame.




      SG: Ihr habt ja in einem richtigen SM Schuppen gedreht. Welche Eindrücke hast du dort bekommen?


      AS: Das war allerdings schon harte Kost. Ich finde, Marcel hätte wirklich keine bessere Location für den Film finden können. Das "Jails" hat extrem viel Atmosphäre was das angeht. Aber es war auch sehr eklig dort. Ich möchte da gar nicht so genau drauf eingehen, aber am liebsten hätten wir Sagrotan getrunken! Aber man gewöhnt sich ja an alles und so war es nach ein paar Tagen gar nicht mehr soooo schlimm....




      SG: In der kurzen Zeit hast du schon in recht vielen Filmen mitgespielt. Hättest du damit gerechnet?


      AS: Nein, ich glaube gerechnet hätte ich damit nicht. Ich habe es gehofft. Und ich bin super dankbar über das letzte Jahr und alles was ich in dieser Zeit gelernt und erlebt habe. Ich habe so viele tolle Menschen getroffen und extrem viel Spaß gehabt.




      SG: Du studierst auch derzeit noch. Welche Fächer belegst du und was hast du vor, wenn es mit dem Filmgeschäft mal nicht so läuft?


      AS: Ich studiere seit 2006 Allgemeine Rhetorik und Germanistik. Diesen Sommer wäre ich eigentlich fertig. Aber momentan läuft meine Bewerbung für den Master in Medienwissenschaft. Damit könnte ich dann in den Bereich Journalismus gehen. Ich habe ja auch bereits früher schon Redaktionsarbeit gemacht, sowie moderiert und könnte mir dieses Berufsfeld sehr gut vorstellen. Aber man kann das nicht mit dem Schauspielern vergleichen. Journalismus und alles was dazu gehört macht mir Spaß und passt auch ganz gut zu mir - Schauspielern erfüllt mich aber und macht mich glücklich!




      SG: Mit Olaf Ittenbach und Timo Rose hast du ja schon mit 2 der bekanntesten Regisseure in Deutschland zusammen gearbeitet. Kannst du uns etwas über die beiden sagen und wie es für dich bei den Drehs war?


      AS: Interessant, dass du gerade diese Beiden in einen Vergleich stellst, da ihre Arbeit sich doch um Welten unterscheidet. Die Dreharbeiten zu "Unrated" und "Game over" waren quasi unmittelbar nach "La petite mort". An zwei Wochenenden die kurz hintereinander waren, wurden meine Szenen gedreht. Leider hatte ich nie wirklich ein Drehbuch bekommen und meine Rolle wurde immer erst vor dem direkten Dreh besprochen. Das fand ich sehr schade, weil ich der Meinung bin, dass man so nicht unbedingt das Beste aus einem Schauspieler heraus holen kann. Ich war jedenfalls mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden. Ich bereite mich lieber vor. Dazu gehört natürlich, dass man weiß wovon der Film handelt. Das war bei den beiden Filmen leider nicht so.
      Das komplette Gegenteil dazu waren die Drehs bei Olaf. Olaf arbeitet sehr sehr professionell. Er weiß genau was er will und wie es aussehen soll. Trotzdem lässt er einem auch Freiraum für eigene Ideen oder Interpretationen. Ich habe mich super aufgehoben und geborgen gefühlt. Die ganze Crew hat sich super um einen gekümmert. Olaf hat mich vor einer harten Szene sogar explizit auf die Gefühle eingestimmt, unter anderem auch mit der entsprechenden Musik. Olaf ist für mich einer der kreativsten und klügsten Menschen die ich kenne.. Dazu ist er wirklich ein sehr liebenswerter und ehrlicher Mensch. Die Drehs haben super viel Spaß gemacht und ich habe sehr viel bei ihm gelernt. Man merkt ihm seine Liebe zum Film einfach an und er tut alles, um auch mit wenigen Mitteln etwas Hervorragendes zu schaffen.




      SG: In Savage Love hättest du die weibliche Hauptrolle bekommen. Doch der Dreh hat sich mit Avantgarde überschnitten und du konntest nicht. Wie ärgerlich war es für dich?


      AS: Sehr!!! Der Dreh hat sich leider immer wieder verschoben, weil die Koordination mit den anderen Schauspielern sehr schwierig war. Es ist immer schwierig einen Zeitpunkt zu finden, an dem alle Können. Vor allem, wenn es sich um einen Drehzeitraum von 2 Wochen oder mehr handelt. Als dann alles organisiert war, rief Olaf mich an und nannte mir die Tage an denen ich da sein müsste. Doch genau eine wichtige Szene sollte an dem Tag gedreht werden, an dem unser Flug nach New York ging. Wir haben echt alles versucht, um es irgendwie hinzu bekommen, aber es war aussichtslos. Da auch noch chronologisch gedreht werden musste, gab es keine Chance auf einen Nachdreh. Damals war ich natürlich sehr traurig, da ich mich erstens mega auf den Dreh gefreut hatte und zweitens weil ich mich auch mit meiner Rolle schon ordentlich auseinander gesetzt hatte. Aber mittlerweile ist es ok für mich. Ich denke mit Sarah, die jetzt die Rolle spielt, hat Olaf einen sehr sehr guten Ersatz gefunden.




      SG: Du hast ja auch ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Olaf aufgebaut?


      AS: Olaf ist, wie ich oben schon gesagt habe, einer der liebsten und ehrlichsten Menschen die ich so kenne. Wir telefonieren und sehen uns regelmäßig. Ich bin froh, dass ich ihn bei "La petite mort" kennen gelernt habe. Er strahlt sowas Gelassenes und Beruhigendes aus. Ein absoluter Ruhepol. Trotzdem kann man enorm viel Spaß mit ihm haben und sehr gute und tiefsinnige Gespräche führen. Das schätze ich sehr an ihm.








      SG: Im August diesen Jahres ist die Premiere zu Avantgarde. Was dürfen wir da erwarten?


      AS: Na, ich würde mal sagen, etwas was es so noch nie gab! Ich hoffe, dass die blutleckenden Gore-Fans nicht allzu enttäuscht sein werden, denn dieser Film ist eher das Gegenstück zum Splatter - deswegen wird er wohl auch ab 16 sein! Aber!!!!! Avantgarde ist etwas ganz Besonderes! Schrill, bunt, durchgeknallt. Witzige Dialoge und verrückte Ideen. Ich denke, alle die auch mal offen für etwas Neues sind werden auf ihre Kosten kommen. Ich liebe Avantgarde! Und ich bin sehr gespannt, wie die Leute ihn annehmen werden.




      SG: Wie hat dir die Rolle der Ms. Madness gefallen?


      AS: Super! Maddie ist von Grund auf Böse! Es ist nochmal eine Steigerung zu Dominique aus "La petite mort", die ja doch auch mal sanfte Züge durchscheinen lässt und eher und der Fuchtel von Maman steht. Maddie ist selbstbewusst, gehässig, intregant und mies! Es hat also viel Spaß gemacht sie zu spielen! Dazu dann ihr eigentlich süßes rosa Dirndl Outfit - cool! Ich fand die Rolle von Anfang an super! Marcel hat sich da echt was einfallen lassen - auch im Bezug auf die anderen Charaktere natürlich.




      SG: Welche Eindrücke und Impressionen nimmst du für dich aus New York mit?


      AS: OMG! Was soll ich dazu sagen? Es war ein absoluter Traum. Ich wollte schon immer mal nach New York und nun durfte ich dort auch noch drehen. Es war wirklich sehr aufregend. Das lag natürlich auch an unserem tollen Team. Wir haben uns alle super miteinander verstanden: kein Zoff oder Zickereien. Es war eine wundervolle Atmosphäre zum arbeiten. Und mit tollen Kollegen wie Debbie Rochon, Keith Collins oder Brandon Slagle zu arbeiten war super spannend.




      SG: Wie waren die Drehs mit Marcel Walz für dich?


      AS: Marcel und ich sind seit Anfang an sehr gut befreundet und diese Beziehung wird von Dreh zu Dreh stärker. Ich liebe ihn einfach ganz ganz dolle und er ist ein mega Künstler. Ich würde ihn immer unterstützen und glaube ganz fest an ihn. Er wird von Film zu Film besser und ich denke, da wird mir jeder zu stimmen. Mit Marcel kann man sehr viel Spaß haben und auch beim Dreh ist eine lockere, aber trotzdem produktive Atmosphäre. Alles erscheint so leicht, wenn er da ist. Wir sind uns in vielen Dingen ähnlich. Ich bin sehr froh, dass er mir damals die Chance in "La petite mort" gegeben hat. Ich denke, dass wir noch einiges zusammen erleben werden.




      SG: Du hast ja nun schon in zahlreichen Filmen vor der Kamera gestanden. Welcher Dreh war für dich der schönste und warum?


      AS: Ich verbinde mit fast allen Drehs schöne Erfahrungen. "La petite mort" war schon was Besonderes, was aber auch daran liegt, dass es mein erster Film war. Bei Olaf drehe ich sehr gerne, weil ich die Professionalität schätze. Aber ein Dreh sticht natürlich extrem heraus :AVANTGARDE! Das zu toppen wird schwer....hier war alles perfekt!




      SG: Wie ist es für deinen Partner, wenn du öfters unterwegs bist und wie gehst du damit um?


      AS: Dass ist Gott sei Dank überhaupt kein Problem für ihn. Er unterstützt mich in allem was ich tue und er glaubt auch ganz fest an mich - er ist quasi mein größter Fan und darüber bin ich natürlich sehr froh. Wenn es irgendwie geht, dann kommt er auch mit zu den Drehs. Manchmal gibt es auch für ihn was zu tun, so war er bei Avantgarde zum Beispiel Set-Driver und Making-Off Kameramann. Wir sind ein sehr gutes Team und an dieser Stelle möchte ich gerne sagen: Schatz, ich liebe dich über alles, du bist der Beste! Danke, für deine Unterstützung!




      SG: Gab es eine Rolle mit der du dich komplett identifizieren konntest und dich auch selbst darin wieder gesehen hast? Und gab es auch eine, bei der du dich so gar nicht wieder erkannt hat?


      AS: Meine großen Rollen, waren eigentlich immer Rollen, mit denen ich mich absolut nicht identifizieren konnte. Ich habe ja nun mal öfter die Böse jetzt gespielt und ich würde mal von mir behaupten, dass ich eher nicht böse bin...;-)
      Wenn man natürlich Opferrollen spielt, dann ist das schon in etwa so, wie man sich auch selber in einer solchen Situation verhalten oder fühlen würde. Mit einer Kettensäge vorm Gesicht brauch ich nicht lange überlegen, wie und was ich spielen soll...das kommt dann von ganz alleine...




      SG: Würdest du dir für eine Rolle die Haare abschneiden lassen?


      AS: mmh....schwierige Frage. Also ich sag mal, es kommt auf die Produktion an. Ich denke nicht, dass ich es für einen Low-Budget Film machen würde. Dafür braucht es zu lange, bis sie wieder so sind wie sie waren. Wenn sie überhaupt wieder so werden. Mittlerweile sind meine Haare ja schon fast ein Markenzeichen...( und ich habe keine Extensions, um diesem Gerücht mal gleich vorzubeugen)...aber für einen richtig gut bezahlten und tollen Film würde ich mir, wenn es sein muss auch ne Glatze schneiden lassen! (so für Kill Bill 3 oder so;-)




      SG: Was dürfen wir in Zukunft bei dir noch alles erwarten?


      AS: Na, ich hoffe doch viel. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball. Allerdings suche ich mir meine Projekte jetzt sorgfältiger aus. Ich möchte nicht in jedem Indi-Film irgendwie mitmachen. Ich möchte hinter den Projekten stehen können. Deswegen wird die Zahl der Filme vielleicht weniger, dafür der Wert und die Rollen in den Filmen aber besser.
      Im Oktober werde ich mit Marcel wieder ein neues Projekt starten, indem ich auch die Hauptrolle spielen werde. Es wird eine Art Psycho-Thriller mit viel Ekelpotenzial. Die Hardcore-Fans dürfen sich also freuen. Nach dem "schönen" Avantgarde nun wieder etwas für Hartgesottene. Und ich kann versprechen, es wird härter als in "La petite mort"!




      SG: Was sind so deine Lieblingsfilme?


      AS: Ich bin großer Quentin Tarantino und Rob Zombie Fan. Aber auch alte Klassiker mit James Dean, Marilyn Monroe und Audrey Hepburn lassen mein Herz höher schlagen. Zu meinen absoluten Lieblingen gehören Kill Bill und The Devils Rejects.




      SG: Schaust du dir privat auch gerne Horror- & Splatterfilme an?


      AS: Oh ja, wir haben eine richtige Horror-Sammlung! Wobei ich reinen Splatter nicht so mag... Die Story muss auch stimmen. Ein Film muss mich fesseln können...




      SG: Wie wichtig ist für dich der Kontakt mit den Fans?


      AS: Sehr wichtig! Ich freue mich immer riesig über Fanpost. Am Anfang dachte ich, dass wäre ein Scherz, als ich das erste mal eine Fan-Email bekam. Als dann regelmäßig welche kamen, wurde mir erst bewusst, was es für eine große Fanbase im Independent Bereich gibt. Ich denke, es ist wichtig Resonanz zu bekommen und dadurch auch zu wissen, was ankommt und was nicht. Also, an alle Fans von meinen bisherigen Filmen: Vielen Dank für Eure Unterstützung und ich hoffe, euch gefallen die neuen Filme ebenso.




      SG: Was sagst du über SplatGore.de?


      AS: Eine sehr schön aufgebaute und übersichtliche Seite, es macht Spaß hier rum zu stöbern...




      SG: Dann bedanke ich mich recht herzlich für das tolle Interview und übergebe das letzte Wort an dich:


      AS: Vielen Dank ebenfalls für die tollen Fragen und vielleicht bis bald, irgendwo auf einer tollen Premiere...
      "The beginning is the most important part of the work" (Plato)