Originaltitel: Una Notte al cimitero
Produktionsland: Italien
Produktion: Massimo Manasse, Marco Grillo Spina
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Lamberto Bava
Drehbuch: Lamberto Bava, Dardano Sacchetti
Kamera: Gianlorenzo Battaglia
Schnitt: Mauro Bonanni
Spezialeffekte: Angelo Mattei
Budget: ca. -
Musik: Simon Boswell
Länge: ca. 92 Minuten
Freigabe: FSK 16
Darsteller: Gregory Lech Thaddeus, Lea Martino, Beatrice Ring, Gianmarco Tognazzi, Karl Zinny, Lino Salemme, Gianpaolo Saccarola, Fabrizio Bava, Mirella Pedetti, Lamberto Bava
Bezug: ASTRO, Marketing, X-Rated
Inhalt:
Eine Gruppe Jugendlicher flüchtet vor der Polizei in ein düsteres Waldgebiet. Nachts wollen sie in einem alten Gasthof übernachten. Der kauzige alte Wirt zeigt ihnen einen Schatz, welcher demjenigen gehört, der es schafft, eine Nacht in der Gruft auf dem Friedhof zu verbringen. Die Jugendlichen entschließen sich, den Versuch zu wagen und wecken damit grausame Wesen und Kreaturen, welche jenseits ihrer furchtbarsten Alpträume liegen. Bald stellt sich die Frage, ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, dem Grauen aus den verwinkelten Labyrinthen der Gruft zu entkommen...
Die Geisterbahn der unblutigen Zombies
Der Sohn von Mario Bava, Lamberto Bava, ist ein zweischneidiges Schwert, und selten konnte er nur mal ansatzweise die Qualität seines Vaters erreichen, geschweige denn sich einen wirklichen Namen innerhalb der Italoregisseure mit Rang und Namen machen. Gut, mit den zwei Dämonen - Teilen lieferte er Werke ab, die man irgendwie als Splatterkult bezeichnet, aber so überaus innovativ, wegweisend und filmtechnisch versiert, dass muss wohl jeder zugeben, sind die Teile natürlich nicht. Vielmehr ein blutiges Stück doofer Horrorfilm, der allseits typischen Art, wie es vielerlei Italohorrorfilmer taten. Schmutzig, schmuddelig und hauptsache gorig. Doch hier haben wir schonmal das erste bevorstehende Problem.
Die Gruft ist ein Zombiefilm italienischer Sorte, so spät als Nachzügler erschienen, als zurecht uninteressant eingestuft, da die FSK Freigabe schockiert, denn eine FSK 16 passt nicht wirklich zu einem Werk, dass irgendwo auf die Erfolge von solch vor Blut triefenden Filmen wie Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies (1979), Die Rückkehr der Zombies (1980) oder Hölle der lebenden Toten (1980) aufspringen möchte, und so landet der Film aufgrund seiner Regieherkunft, seines Erscheinungsjahres und Freigabe ganz hinten auf der Wunschliste der Zombiefilme italienischer Herkunft. Okay, nicht das es so wäre, dass Filme, vorallem italienischer Herkunft nur mit Gore überzeugen könnten, dass ist wahrlich ein falsches Unterfangen, siehe auch Mausoleum der lebenden Toten (1983), aber die Erwartungshaltung, insbesondere bei fleischfressenden Gruftbewohnenden Untoterlein, wird da schon auf ein hohes Pferd gesetzt, von dem Die Gruft einfach nur runterfallen kann.
Dabei ist der Anfang von Die Gruft gar nicht mal so entsetzlich, zumindest nicht in dem Maßen wie wir es von Spätzombies Ende der 80er gewohnt, waren doch solch geistreiche Werke (Ironie !) wie Zombi 3 & 4 (1988) Trashkajüten allergrösster Güte, die man nicht einmal ansatzweise ernst nehmen konnte. Aber L. Bava war schon immer ein Mann, an dem der Niedergang des italienischen Kinos vorbeigegangen ist, denn die reine Billigkeit sieht gewiss anders aus, vorallem wenn das ganze Unterfangen der hier aufkeimenden Darsteller, 5 typische Teenager, gerade einen Supermarkt überfallend, sehr amerikanisch rüberkommt. Da gibts dann eben Charaktere, zwar minimalistisch und belanglos, aber so aus der Klischeeschneiderei gerissen, dass es auf die Sorte Film schon fast aufgesetzt wirkt. Ein Walkmanhörendes hippes, aber genauso naiv - doofes Dummenblondchen, 3 toughe Kerle, der eine wohlig Rambo - für Arme getauft und zuletzt die Frau mit Vernunft - zumindest halbwegs.
Die Choose nach dem Warenhausüberfall beginnt flüchtend im Transporter, die aufbrausende Geschichte gen Roadmovie gehievt, sollte das Ziel klar sein, denn das weit entfernte Unheil ist personifiziert mit dem Steckenbleiben des Autos, was sie veranlässt in der menschenverlassenden Gegend irgendwo Unterschlupf zu suchen. Doch der Pferdeleichenwagen und der seltsam wirkende Mann im Wald lassen nicht gerade Wohlsein aufkeimen und auch das einzig existierende Haus in diesem unwirklich erscheinenden Wald ist zu allem Übel auch noch eine zerfallene, discoausgeleuchtete, nebelige und spinnenwebbehangene Kirche, in der ranzig - runzelige Särge Grau - in Braun stehen.
Lamberto Bava inszeniert das Ganze gekonnt, denn der Funken Surrealismus, der gewiss von der unnatürlichen Szenerie ausgehen soll, schwappt über, die Stärke Bava's war es eh schon immer atmosphäreschaffend tolle Szenarios zu kreieren, eben hier in dem Maße wie man es von einem trashigst - doofen Spätzombie erwartet. Genauso unwirklich, so unwirklich wie in einer Geisterbahn auf dem hiesigen Dorfrummelplatz, findet sich die Truppe in einer kirchennahen Kneippe wieder, die wir aus dem unwirklichen Nichts auftaucht. Die Überraschung: von innen siehts nicht einladender als aussen aus, denn zum Willkommensgruss hecheln absurde Gestalten, Werwolfähnlich und mit rubinblinkenden Augen machen sie den aufkommenden Gruseltrash perfekt, vorallem weil der Waldschratkoch mit Glibbergesicht, fieser, vollkommen überzogener Manischlache einfach nur zum Brüllen komisch aussieht. Ihre aufkommende Aufgabe dort: Eine Nacht in den dortigen Katakomben verbringen, um den Schatz des Lokals abzustauben: Eine Truhe voller Gold.
Nun könnte man meinen, dass enge, verwinkelte Katakomben ein Garant für feinsten Horror wären, und ja, Bava schafft es, die Location, dieses morbide, unwirkliche in ein alptraumähnliches Labyrinth zu verknüpfeb, wodurch die modrige und erstklassig gruselige Location absolut beiträgt. Das ist nicht nur atmosphäreschaffend, sondern auch klassisch oldschoolig, erinnert grösstenteils an die Gruft aus Ein Zombie hing am Glockenseil (1980) bleibt aber im Gesamten leider zu wirkungslos und gehaltlos, da, und das ist das Traurige, rein gar nichts spektakuläres passiert. Da darf dann anfänglich ein Zombie aus seinem Grab entsteigen, dass ist schön anzusehen, vorallem seine faulige Maske, aber anstatt zu attackieren, trampelt er kindhaft und beleidigt - traurig auf dem Boden rum, um dann heulend - schreiend seine Kollegen zu rufen. Die Teenies schockts natürlich aus den Socken, der Zuschauer fragt sich indes bloss warum, bis der zweite Zombie, weiblich und leicht Pestig im Gesicht vom lüsternen Miesepeterzombie wachgeküsst wird, bis er eine Klatsche bekommt. Da kann man schon leichte Parodie reininterpretieren, die den geringen Goregehalt, bzw. das Fehlen von expliziter Schmoddrigkeit rechtfertigen könnte, dafür verlaufen sich die folgenden Szenen aber leider in gehaltloser und leider lösungsnichtiger Langeweile.
Zombieattacken, wie man gewohnt, gibts dabei nie, umhertaumelnde Zombies in der Dunkeltheit ebenfalls nicht, stattdessen bloss das Umherstreifen der Teenies, die versuchen, aus dem Labyrinth des Schreckens zu entkommen. Highlight hierbei ist dabei das Antreffen dieser absurden Dinnergestalten, die bei Sehung schnell in ihre Gräber zurücksteigen. Ängstliche Zombies? Da soll das Aufhalten der Teenies eher Kinderspiel sein, doch die streifen ziellos, meist dauerbrabbelnd mit Nonsense im Mund durch die verwinkelten Katakomben umher. Spannung kommt da selten auf, schlimm ist das nicht, verfährt sich aber quälend nichtssagend in seiner Präsens, die selten ihre Karten ausspielen kann, es sei denn, man ist schon mit der ordentlichen Kulisse befriedigt. Kein Wunder, dass als Ende ein Twist daherkommen muss.
Fazit:
Unblutiger, auf Atmosphäre setzender Trashzombie, der selten weiss, was er möchte. Für den Gruselabend macht man dabei nichts falsch, denn Schrott geht anders, aber allzu gehaltlos und unspektakulär ist das schon. Daher nur für Italozombiekomplettisten zu empfehlen, wer goriges Gedärmefressen sehen möchte, sollte bei den üblichen Verdächtigen bleiben.
51%